Freundschaft – meine Kinder – und ich

In der Grundschule spielte ich lieber mit den Jungs auf dem Pausenhof. Verkloppte auch mal den ein oder anderen und hatte zudem immer kurze Haare. Die Mädchen fanden das meist blöd.
Im Gymnasium konnte ich bereits in der 6. Klasse nicht mehr richtig mithalten – Latein und ich wurden einfach keine Freunde. Meine Klassenlehrerin setzte mich auf einen Einzelplatz, damit ich mich besser konzentrieren konnte. Den Andern war die Ausgrenzung der „5er-Schülerin“ sehr willkommen.
In der 7. Klasse wechselte ich im Halbjahr auf die Realschule. Mitten im Jahr in eine bestehende Klassengemeinschaft. Kein einfacher Start. Die Tatsache, dass ich sehr sportlich war (und sehr dünn) und dadurch körperlich nicht so weit war wie die anderen Mädels machte mich oft zur Zielscheibe.

Als ich auf die Fachoberschule kam wurde ich trotzig und drehte einfach den Spieß um – wenn ich hörte, wie die Mädels über die „rote Hose“ die ich trug lästerten, zog ich sie von da an besonders gerne an. Ich wollte nicht mehr zu den Mitläufern gehören.

Mein Freundschafts-Ich trägt viele Narben mit sich!

Meine erste echte Freundin lernte ich erst in meiner Ausbildung in der Berufsschule kennen. Sie nahm mich so wie ich war. Direkt, oftmals anders, hin und wieder laut und dennoch mit viel Gefühl. Das Erste mal hatte ich das Gefühl wahre Freundschaft kennen zu lernen.
Sie ist auch heute noch meine beste Freundin. Auch wenn sie letztes Jahr 650 km vom mir weggezogen ist. (darüber bloggte ich ja bereits hier)

Aber auch noch heute habe ich oftmals Probleme mit Freundschaften. Ich tue mich unglaublich schwer zu vertrauen. Kann Unehrlichkeit nur sehr schwer vertragen und bin oftmals überzogen nachtragend. Dabei habe ich ein großes Herz und schließe liebe Menschen dort gerne ein. Aber gleich daneben wohnt eben immer auch noch diese alte Angst.

Angst nicht dazu zu gehören. Angst, dass hinter meinem Rücken geredet wird. Angst, dass über mich gelacht wird. Immer wieder. Auch heute noch.
Das macht es meinem Gegenüber oftmals nicht leicht. Und mir selbst auch nicht!

Die Freundschaften meiner Kinder

 

Jetzt habe ich Kinder. Auch sie schließen Freundschaften. Machen ihre eigenen Erfahrungen. Werden auch mal verletzt.
Ich merke wie es mir oftmals unglaublich schwer meine eigenen Erfahrungen außen vor zu lassen und sie ihre eigenen Schritte in Sachen Freundschaft gehen zu lassen.
Als mein großer Sohn letztes Jahr im Fußballverein Ablehnung erfahren hat – weil er nicht so gut spielte wie die meisten andern Jungs hat es mir fast das Herz zerrissen.
Wahrscheinlich war es für mich sogar schlimmer als für ihn selbst.

Man sagt – die Kinder sind ein Spiegelbild unserer selbst. Und dennoch müssen wir aufpassen, dass wir unsere eigenen Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht auf sie zurück spiegeln, sondern ihnen den Raum geben, den sie zur freien Entwicklung brauchen.

Oftmals ein Drahtseilakt, der mir nicht immer gelingt – aber der es in meinen Augen immer wieder Wert ist geübt zu werden.

Kennt ihr das auch?
Eure eigenen, kleinen Narben, vor denen ihr Eure Kinder schützen wollt?

2 Kommentare

  1. Hallo Andrea,
    verstehe gut, was Du meinst. Allerdings geht es mir eigentlich nicht so.

    Ich verninnerliche gerade den Gedanken, dass meine Tochter ein völlig anderer Mensch ist als ich und auch als ihre Mutter. Damit muss ich klar kommen, denn das ist wohl so.

    Das bedeutet für mich, dass sie auch ganz andere Erfahrungen machen wird als ihre Eltern. Meine Erfahrungen werden nicht ihre sein, sie wird ganz woanders anecken als ich, da bin ich mir sicher.

    Vielleicht ein Gedanke der hilft.

    Viele Grüße

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  2. Liebe Andrea, ich weis ganz genau was Du meinst. Ich habe selber eine beschissene Kindheit durch und bin deshalb oft zu ängstlich und mache mir sehr viele Sorgen um mein Kind. Ich kann nicht so recht loslassen. Oft merke ich dieses Spiegeln auf das eigene Kind sehr deutlich und man schafft es oft nicht dies abzustellen. Mehr Selbstbewusstsein zu gewinnen ist oft schwer und dennoch muss ich einfach verstehen das mein Kind einfach anders ist und eben nicht ich bin. Kopf hoch, ich kann Dich verstehen. Wir können es nur besser machen. Liebe Grüße

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