Kindergartenmafia: Zerreißprobe fürs Mutterherz

Kindergartenmafia: Zerreißprobe fürs Mutterherz

Wenn wir tief in uns hineinhören hat wahrscheinlich jeder von uns schon einmal Erfahrungen mit Mobbing oder Ausgrenzung sammeln müssen!
Ich selbst hatte Berührungspunkte damit in meiner Schulzeit. In einer Phase in meinem Leben, in der wir aufgrund der Pubertät weder Fisch noch Fleisch waren und diese Unsicherheit oftmals in Machtkämpfen, Intrigen und unfairen Mitteln der Selbstbehauptung endeten.

Mit Abstand betrachtet weiss ich heute, dass ich nicht dieselbe wäre ohne diese Erfahrungen. Auch wenn ich sie lieber nicht gemacht hätte, denn sie waren zu diesem Zeitpunkt sehr schmerzhaft und bedrückend, weiss ich heute, dass ich einen Teil meiner Stärke und meines Willens durch diesen Behauptungsprozess erworben habe.

Heute bin ich Mutter und musste dieses Gefühl nochmals aushalten, als mein großer Sohn vor 2 Jahren im Kindergarten ähnliche Erfahrungen machen musste.

 

Zusammenhalt

Da er ein Winterkind ist und wir uns somit entschieden ihn erst mit fast 7 Jahren einzuschulen ging er sein letztes Kindergartenjahr in einen Schulkindergarten hier im Ort. Dort gehen jedes Jahr 10 bis 15 Kinder aus dem Landkreis hin, deren Einschulung entweder zurückgestellt wurde oder die in einer ähnlichen Situation wie unserer Großer sind.

Mein Großer ist von Haus aus eher ein ruhiger Junge. Im Alter von 6 Jahren liebte er es Rollenspiele zu spielen, Malen und Hörbücher waren seine große Leidenschaft. Auf dem Fahrrad oder den Skiern war er schon damals mit voller Begeisterung unterwegs.
Ein ausgeprägtes Ballgefühl wurde ihm leider (wie auch seiner Mutter) nicht mit in die Wiege gelegt.
So spielte er zwar gerne Fußball, war aber weder ein ausgeprägter Torjäger noch eine sichere Bank in der Abwehr.

Geschwisterliebe

Durch seine ruhige, empathische Art war er auch besonders beliebt bei den Mädchen in der Gruppe. Er malte mit Ihnen stundenlang Bilder oder spielte mit ihnen Rollenspiele in der Phantasie-Ecke.
Einigen Jungs in der Gruppe war dies ein Dorn im Auge.
Als mein Großer und seine beste Freundin im Kindergarten dann noch auf die Idee kamen ihre Freundschaft mit einer Hochzeitsfeier zu besiegeln waren die Jungs alles andere als begeistert.
Es bildeten sich zwei Lager. Die Jungs und die Mädchen. Und jeder, der Kontakt zum anderen Lager hatte (getrieben wurde das Ganze von Seiten der Jungen) wurde aus dem eigenen ausgeschlossen.

Diese Situation wurde für meinen Großen und seine Liebste zur Zerreissprobe.

Immer wieder wurden sie aus den Gruppen ausgeschlossen. Wurden nicht mehr in Gruppenaktivitäten eingebunden und verbal attackiert. Sätze wie: „Du bist nicht mehr unser Freund“ waren da noch das harmloseste.
Er fing an Fingernägel zu kauen und seine innere Zerrissenheit wurde auch äußerlich sichtbar.
Ich suchte das Gespräch mit den Erziehern und einigen Jungs, die in der Vergangenheit gerne mit dem Großen gespielt hatten.
Die Erzieher schafften es aber nicht, den Führer der Jungs-Gruppe in den Griff zu bekommen und seine Mutter ging über dieses Problem hinweg. Die anderen Jungs hatten Angst auch aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn sie sich auf die Seite des Großen stellten und trauten sich daher nicht öffentlich zu ihm zu stehen. Wir entschlossen uns gegen ein direktes Gespräch mit dem Rudelsführer aus Angst, dass das Gesagte dann in unserer Abwesenheit wieder gegen den Großen verwendet werden könnte.
Die Verabredungen mit seiner liebsten Freundin wurden immer weniger und er traute sich kaum noch zu dieser Freundschaft zu stehen. Auch die Freundin zog sich immer mehr zurück – bekam aufgrund dieser innerlichen Zerrissenheit starken Haarausfall und nach einigen Wochen mieden sich die beiden stark, in der Hoffnung wieder Teil ihrer Mädchen- und Jungs-Gruppe werden zu können.

Das alles zerriss mir fast das Herz.

Ich empfand diese Attacken gegenüber meinem Kind viel schlimmer als die gegen mich selbst in meiner Jugend.

Ich fühlte mich oft hilflos und wusste nicht wie ich mit dieser Situation umgehen sollte.
Wir redeten sehr viel mit unserem Großen darüber.

Wir versuchten gemeinsam herauszufinden warum sich der besagte Rudelsführer so verhielt und auch warum seine Jungs-Freunde sich schwer taten zu ihm zu halten.
Der Große lud den Rudelsführer sogar zwei mal zum Spielen ein und zu seinem Geburtstag. Doch er sagte ab. Ich wusste, dass mein Großer auch einfach nur dazu gehören wollte und verstand seine Bemühungen in diese Richtung. Nach jeder Absage redeten wir wieder lange darüber und kamen zu dem Ergebnis, dass dieses Verhalten nicht nur sehr unfreundlich vom Rudelsführer war, sondern auch ziemlich dumm. Er nahm sich durch das „nicht-Spielen“ mit Mädchen und dem Ausgrenzen des Großen selbst die Möglichkeit neue Freunde kennen und lieben zu lernen!

Wir investierten viel Zeit darin dieses Thema immer wieder mit dem Großen zu besprechen und ihm den Rücken zu stärken!
„Menschen, die andere so bewusst ausgrenzen und verletzten möchte man nicht als Freunde haben“ war hierbei unser Mantra.
Wir versuchten den Kontakt zu seinen „anderen Jungs“ zu intensivieren und auch Kontakte außerhalb der Vorschule stärker in den Mittelpunkt zu stellen.

Wir verbrachten viel gemeinsame Zeit beim Mountainbiken und auf Wettkämpfen und versuchten unserem Sohn hierbei Erfolgserlebnisse zu vermitteln.

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Mit der Zeit wurde es besser. Die Nägel durften wieder wachsen und das Selbstbewusstsein des Großen ebenso.

Zu unserem Unglück kam der Große dann zur Einschulung in die gleiche Klasse wie der Rudelsführer und das Ganze wiederholte sich. Diesmal wurden Punkte verteilt. Wer machte was der Rudelsführer wollte (und dazu gehörte auch NICHT mit Mädchen spielen) erhielt Freundschaftspunkte. Bei nicht Einhaltung dieser Regel wurden Punkte abgezogen.

Diesmal griff die Lehrerin ziemlich schnell ein. Stärkte vor der versammelten Mannschaft dem Großen den Rücken und sprach ein Verbot für die Punktevergabe aus.
Einige Jungs, die ebenfalls unter der Punktevergabe litten schlossen sich mit meinem Großen zusammen und ließen sich von diesem Tag an auch nicht mehr herumkommandieren.

Heute spielt der Große wieder regelmäßig auch mit Mädchen – und ich sage ihm immer wieder wie schön ich es finde, dass er sich seine Freunde nicht vorschreiben lässt. Der Rudelsführer war seit Monaten kein Thema mehr bei uns zu Hause.

Ich habe das Gefühl er hat nun seinen Platz in der Klassengemeinschaft gefunden und weiss, dass er nicht Jedem um jeden Preis gefallen muss.
Er ist perfekt so wie er ist – und das scheint er jetzt auch über sich selbst zu denken.
Es gibt Dinge, die kann er besonders gut. Er ist ein wandelndes Tierlexikon und ein super Skifahrer.
Und es gibt Dinge, die kann er eben nicht so gut. Fußballspielen zum Beispiel.

Der Rudelsführer ist nicht so gut in der Schule und die Mädchen mögen ihn nicht sonderlich gern.
Und das obwohl er super Fußball spielt und oftmals gerne den Ton angibt.

Schützen werden wir unsere Kinder vor solchen Erfahrungen leider nicht können. Sie gehören zum Leben dazu. Umso wichtiger finde ich es – gerade aus der Erfahrung die wir in den letzten zwei Jahren machten mussten – dass unsere Kinder ein gesundes Selbstwertgefühl und -Bewusstsein haben.

Sport kann hierbei ein wichtiger Schlüssel sein. Nicht nur, um den ganzen Frust in körperliche Energie umzuwandeln und freizulassen sondern um den Kindern Erfolgserlebnisse zu vermitteln und den Fokus hin und wieder zu verändern.

In Kombination mit viel Liebe und Gesprächen ist der Große an dieser Situation gewachsen und stärker geworden. Ein erneutes Ereignis wie dieses sollte ihn daher nicht mehr mit der gleichen Wucht aus der Bahn werfen können.

Und wenn doch – werden wir wieder mit viel Liebe und langen Gesprächen versuchen einen Weg zu finden damit umzugehen.

Doch ich hoffe bis dahin haben wir noch etwas Zeit!

 

Lieber Gruß

Eure Andrea

 

P.S.: Mein Text ist Teil einer Blogparade von Mama on the Rocks und Mama Schulze.
Weitere Beiträge zu diesem Thema findet ihr hier

 

 

 

Blogparade: Elterliches Miteinander statt Gegeneinander!

Blogparade: Elterliches Miteinander statt Gegeneinander!

In den vergangenen Wochen lese ich immer wieder von Mommy-Wars und Schubladendenken.
Wir Blogger (und ich nehme mich da auch gar nicht aus) berichten von den Vorverurteilungen und Sprüchen, die wir mit unserem jeweiligen Lebensmodell erhalten und wie wir damit umgehen.

Wovon ich ehrlicherweise immer wieder überrascht bin sind die Berichte über anscheinend offenkundige Anfeindungen, die wir Frauen uns gegenseitig an den Kopf werfen:

Sätze wie:
Dann brauche ich keine Kinder bekommen, wenn ich sie dann wieder so schnell in die Fremdbetreuung stecke“ und viele weitere verurteilende Sprüche habe ich ehrlich gesagt in meinen fast 8 Jahren des „Working-Mom“ Seins noch nicht gehört.
Ich habe sie aber gelesen!
In Forendiskussionen, in Facebookgruppen und Co.  Das aber sind Menschen, die weder mich noch mein Leben kennen und wirklich beurteilen können.
Und da diese Menschen unsere Familie auch nicht kennen verletzen mich solche Sprüche in der Regel auch nicht. (Nur wenn ich selbst einen schlechten Tag habe passiert es, dass ich solche Sprüche zu nah an mich ran lasse)

Was ich aber immer wieder direkt erlebe sind Aussagen wie: „Ich find das Klasse wir ihr das Alles macht“

Und ich erlebe direkte Unterstützung im Alltag – wie z.B. von meiner Nachbarin.
Sie hat selbst zwei Kinder (3 und 1) und ist momentan in Elternzeit. Sie hat bei beiden Kindern die vollen 3 Jahre eingereicht und ist somit schon seit 3 Jahren Vollzeit zu Hause mit den Kindern.
Noch nie haben wir beide das Modell der Anderen kritisiert! Könnte ich auch gar nicht, denn ich habe großen Respekt vor Ihrer Entscheidung, denn ich weiss, dass ich nicht die Ausdauer und die Ruhe hätte für 24 Stunden Kinder um mich rum.

Dafür unterstützen wir uns beide gegenseitig, wie es uns möglich ist.
Erst am Freitag saß ihr Großer mit bei uns am Abendessensstisch, da sie noch den eben gelieferten Gartentisch aufbauen wollte.
Und auch sie hat oftmals meine Kinder zu Besuch, wenn ich Unterstützung brauche.

Wir sind unser gegenseitiger „Notfallplan“ und das ganz unabhängig davon, welches Lebensmodell wir leben.

Ich denke damit sich an diesem Bild etwas ändert – nämlich das wir Mütter uns im Alltag viel mehr unterstützen als verurteilen – daran müssen wir dringend arbeiten.
Und ich denke dass dies gerade auch die Pflicht von uns bloggenden Müttern ist dieses Bild aktiv und bewusst zu

ändern und zu prägen.

Denn das tägliche Miteinander besteht eben nicht primär aus Anfeindungen, sondern aus Solidarität und Unterstützung ungeachtet des Lebensmodells der Anderen!

Daher möchte ich mit diesem Blogpost alle Blogger-Eltern dazu aufrufen in einem Post in ihrem Blog darüber zu berichten wie sie im Alltag die positiven Seiten des elterlichen Zusammenhalts erleben. Denn ich bin mir sicher meine Nachbarin und ich – wir sind kein Einzelfall.

Lasst uns gemeinsam zeigen, dass die gemeinen Vorverurteilungen, die durch die Presse und das Netz schwirren viel kleiner sind als die Unterstützung und der Zusammenhalt, den wir uns untereinander geben!

Ich würde mich freuen!

Eure Andrea

Blick in den Einkaufswagen – Blogparade

Blick in den Einkaufswagen – Blogparade

Hallo Ihr Lieben,

als ich von der Blogparade las, für die sich @mama_arbeitet und @isntfamous

auf Twitter verabredet haben, dachte ich sofort – da mach ich mit!

Ja – ich mag so virale Stöckchen ganz gerne. Um genauer zu sein, ich lese sie ganz gerne, denn sie geben einem das Gefühl des „nicht allein seins“. Wenn ich lese, dass Andere da draussen im Netz das gleiche denken und fühlen. Die gleichen Dinge machen oder auch nur ähnliche. Ich muss gestehen dass es mir oftmals hilft bei den täglichen Herausforderungen als arbeitende Mutter. (mehr …)