Vor einigen Tagen telefonierte ich mit meiner Schwester, die gerade dabei ist, ihren Lebenslauf auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich habe vor einigen Monaten ein Webinar zum Thema „Crashkurs Bewerbung“ gemacht – über das ich ihr erzählte. Irgendwann kamen wir auf das Thema „Kinder im Lebenslauf“. Kinder erwähnen? Kinder aus dem Lebenslauf draußen lassen? Gar nicht so einfach. Deshalb dachte ich, ich erzähle Euch einfach mal wie ich das mache.
Kinder im Lebenslauf – so mach ich das
Als ich nach der Geburt meines dritten Kindes entschied, den Job zu wechseln war ich das erste Mal an dem Punkt, an dem ich mich fragte, ob ich meine Kinder im Lebenslauf erwähnen möchte.
Nach einer langen Diskussion mit der Personalabteilung hatte ich durchgesetzt, dass das Wort Teilzeit nicht in meinem Arbeitszeugnis vorkommen würde. So war es am Ende für mich eine logische Schlussfolgerung, dass ich meine Kinder nicht in meinem Lebenslauf erwähnen werde.
Der Lebenslauf – ich und meine berufliche Laufbahn
Meine Kinder sagen nichts über meine beruflichen Qualifikationen aus? Dieser Überzeugung bin ich auch heute noch – 4 Jahre nachdem ich das erste Mal meine Kinder aus dem Lebenslauf entfernte. „Das stimmt nicht“, werden jetzt sicherlich viele sagen. Denn durch unsere Kinder erlernen wir Social-Skills, die uns oft kein Beruf in dieser Tiefe vermitteln kann wie ein Job. Prioritäten setzen, Flexibilität und Einfühlungsvermögen kann man nirgendwo so gut lernen wie als Eltern. Dem stimme ich vollkommen zu. Die Frage ist nur: Sieht das die Personalabteilung genau so?
Mein Lebenslauf – meine ersten Visitenkarte zum neuen Job
Mein Lebenslauf ist oftmals mein erster Kontakt mit meinem potentiellen neuen Arbeitgeber. Ich habe keine Ahnung, wie dieser wirklich tickt in Sachen Vereinbarkeit. Ich kenne die verantwortlichen Personen in der Personalabteilung nicht persönlich und kann diese und ihre Einstellungen nicht einschätzen. Daher war und ist mir das Risiko zu hoch, aufgrund meiner Mutterrolle einer Vorverurteilung zum Opfer zu werden. Denn der Fakt, dass ich Mutter von 3 Kindern bin, ist leider immer noch oft mit Vorurteilen verbunden. Wie unser Vereinbarkeitsmodell als Familie aussieht kann ein Lebenslauf und Anschreiben hierbei nicht vermitteln oder Vorurteilen entgegenwirken.
Was, wenn das Thema Kinder im Vorstellungsgespräch aufkommt?
Das nicht Erwähnen von Kindern in meinem Lebenslauf führt natürlich dazu, dass dies dann irgendwann im Laufe des Vorstellungsgespräches aufkommt. Z.B. wenn ich frage, wie es in Sachen Homeoffice und flexible Arbeitszeiten aussieht. Doch auch hier habe ich selbst in allen Vorstellungsgesprächen gute Erfahrungen gemacht. Auf die Frage: „Warum stehen denn ihre Kinder nicht in ihrem Lebenslauf“ antwortete ich wie selbstverständlich „Na, die sagen ja nichts über meine beruflichen Qualifikationen aus“ und schon war das Thema weitestgehendst erledigt. Sicherlich hilft hierbei auch eine Prise Selbstvertrauen und Humor, um dieses eventuell sensible Thema zu umschiffen. Wichtig für mich war immer: Authentisch bleiben und professionell – denn wie ich mit solchen Rückfragen und Situationen umgehe, spiegelt ja auch mein Verhalten im Job wieder.
Selbstvertrauen in Sachen Vereinbarkeit – auch im Lebenslauf und Vorstellungsgespräch
Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass eine gesunde Prise Selbstvertrauen und Sicherheit im Vorstellungsgespräch gerade auch in Sachen Vereinbarkeit ein entscheidender Erfolgs-Faktor sind. Meine Kinder sind Teil meines Privat-Lebens und kein Problem. Ich bin nicht alleine für meine Kinder zuständig und lebe in einer modernen Partnerschaft. Mein Mann und ich sind beide berufstätig und überzeugt von diesem Lebensmodell. Wenn ich es schaffe, diesen Spirit überzeugt und wie selbstverständlich zu transportieren, nimmt auch das Gegenüber dies genau so wahr.
Vor kurzem saß ich in einem Gespräch, in dem mein Gegenüber von meinen Kindern wusste – sie aber mit keiner Silbe im Gespräch erwähnte. Nach einem sehr guten Austausch und der Übereinkunft zu einem Folgegespräch, meinte mein Ansprechpartner beim Verlassen des Besprechungsraumes: „Wie machen Sie das denn mit Ihren Kindern“ und ich antwortete „Wir haben tolle Betreuungsmöglichkeiten und sie haben ja auch noch einen Papa“ und die Reaktion darauf war „Ich habe auch eine Freundin mit drei Kindern. Die bekommt das auch so toll hin. Wenn das einem liegt, ist das nie ein Problem“. Und damit war das Thema Kinder in diesem Vorstellungsgespräch auch beendet.
Warum ich das schreibe?
Weil ich Euch Mut machen möchte zu Euch und Eurem Leben zu stehen. Smart mit dem Thema Kinder im Lebenslauf umzugehen und dennoch nicht darüber zu stolpern, wenn es im Vorstellungsgespräch zur Sprache kommt. Ihr seid tolle Mütter! Aber ihr seid auch toll in dem was ihr beruflich tut!
Glaubt an Euch – dann tut es auch Euer zukünftiger Arbeitgeber!
Weitere, spannende Artikel und Ansichten zum Thema Kinder im Lebenslauf:
Sophie von „Networkingmom“: Eine Bewerbung ist keine Lebensbeichte
Melanie von „Glücklich scheitern“: Warum ich meine Kinder erst aus dem Lebenslauf strich, und dann wieder rein schrieb
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Sehr gut ge- und beschrieben.
Ich glaube auch irgendwie nicht, dass ein Mann in seiner Bewerbung seine Kinder erwähnen würde. Warum auch? Wie du sagst, es hat nichts mit der beruflichen Qualifikation zu tun.
Hallo Andrea,
diesen Artikel finde ich sehr interessant. Ich hatte meine Kinder bisher immer im Lebenslauf mit drin, aber leider hab ich nicht sehr oft ein Vorstellungsgespräch bekommen. Vielleicht sollte ich das auch mal so machen wie du.
Wenn die Kinder dann krank sind und du daheim bleiben musst, sagen die in der neuen Arbeit dann was dazu? Also negativ oder positiv?
viele liebe Grüße
Carola
Das ich Kinder habe, habe ich dann in den Gesprächen an einem gewissen Punkt schon erwähnt. Um ehrlich zu sein wurde mir die Frage nach dem Thema kranke Kinder in dem Zuge dann auch noch nie gestellt. Wobei ich sehr großes Glück habe und meine Kinder zum einen wenig krank sind und zum Anderen ich mir dies auch mit meinem Mann teile.
Genau so! Hier stehen die Kinder auch in keinem Lebenslauf – ich wüsste auch nicht, warum. Beruflich relevante Skills wie „kann auch unter 100 Dezibel Lärmbelastung telefonieren“ oder „im größten Chaos strukturiert arbeiten“ finden ihren Platz an der passenden Stelle. Wie ich zu diesen Fähigkeiten gekommen bin, lässt sich ja im persönlichen Gespräch klären.
Hm … das ist eine Methode, kann frau machen und scheint ja zu klappen. Ich habe bei einer Bewerbung für ein wissenschaftliches Volontariat in Vollzeit explizit in der Bewerbung angegeben „als Mutter von zwei Kindern möchte ich gerne in Teilzeit arbeiten“ – dachte das wird nichts, im Gegenteil, es wurde etwas. Größere Projekte sind auch in TZ zu stemmen. Das muss nur mal verstanden werden seitens von Arbeitgebern.
Danke für deine Einsichten!
Herzlich, Tanja
Was eine tolle Erfahrung. Das ist echt schön. Ich habe teilweise die Erfahrung gemacht, dass sie dann nach dem Gespräch und nachdem sie mich kannten auch mit der Reduzierung der Stunden oder zumindest einer Flexibilisierung einverstanden waren.
Ich mache es mal so mal so… es kommt auf den Job an, auf den ich mich bewerbe. Wenn es ein Vollzeit-Job ist und ich den auch Vollzeit machen kann, würde ich die Kinder nicht erwähnen. Wenn ich mich auf eine Vollzeit-Stelle bewerbe und diese aber nur Halbzeit machen könnte z.B. wegen langem Anfahrtsweg, dann würde ich die Kinder erwähnen. Sonst kommt es im Gespräch vielleicht zu blöden Situationen.
Super gut geschrieben und wirklich hilfreich! Danke! Passt grade super
LG Sandy
Toller Artikel und gute Argumentation. Wie hast du denn deine Elternzeit im Lebenslauf „verpackt“?
Beim ersten Kind war ich gar nicht raus – damals war ich selbstständig. Beim zweiten und dritten war ich in Festanstellung und bin immer wieder zurück zum Arbeitgeber. Also war ich faktisch die ganze Zeit beim gleichen Arbeitgeber angestellt.
Ich frage mich ob das bei den Papas auch so hin haut… denn es wird ja immer noch von vielen angenommen, dass sich die Mutter um die Kinder kümmert, also der Papa eh keine Probleme mit Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat, oder? Vielleicht ist es bei einem Vater eher von Vorteil? Und wie sieht es aus, wenn „Mann“ sich um eine Stelle bewirbt, die mit Kindersachen zu tun hat? LG
Mein Mann wurde die Vereinbarkeitsfrage in der Tat schon mal gestellt.
Hmm, ich hab das auch schon überlegt. Ich kriege dann aber grosse Probleme, eine Lücke zu erklären, wenn ich das 2. Kind nicht erwähne. Passt das alles bei dir, weil du die Kinder während eines Jobs bekommen hast? Oder ist das dein Mut zur Lücke?
Beim ersten Kind war ich gar nicht raus – damals war ich selbstständig. Beim zweiten und dritten war ich in Festanstellung und bin immer wieder zurück zum Arbeitgeber.
…eine Frage: hattest du Elternzeiten? Wie passt du deinen Lebenslauf an, wenn du 3 Kinder bekommen hast, aber keine Lücken im CV auftauchen sollen?
Beim ersten Kind war ich gar nicht raus – damals war ich selbstständig. Beim zweiten und dritten war ich in Festanstellung und bin immer wieder zurück zum Arbeitgeber.
Hallo Andrea,
Haben die Arbeitgeber sich nie veräppelt gefühlt, wenn du die Kinder-Info erst im Gespräch preisgegeben hast?
Und wie konntest du deine Personaler davon überzeugen, das Wort Teilzeit nicht zu erwähnen? Also, mit welchen Argumenten? Ich möchte mir auch demnächst ein Zeugnisvausstellen lassen und das Wort nicht drin haben.
Liebe Grüße Denise
Nein. Ich sehe das auch nicht als große Sache und habe kein schlechtes Gewissen dabei. Ich denke wenn man das ausstrahlt und dem Thema nicht so viel Gewicht bemisst merkt das auch dein Gegenüber, dass du in Sachen Kinder souverän bist.
Hallo Andrea,
ehrlich geschrieben. Leider ist das ja wohl wirklich so, dass Frauen mittlerweile zu diesen Mitteln greifen müssen.
Einerseits gebe ich dir recht. Die Kinder haben nichts mit der beruflichen Laufbahn bzw. deiner Qualifikation zu tun. Klar, muss man die dann nicht reinschreiben.
Allerdings finde ich dann, dass der Satz „Weil ich Euch Mut machen möchte zu Euch und Eurem Leben zu stehen.“ nicht passt. Ich würde ja nur dazu stehen wenn ich die Kinder gleich auch erwähne…
Aber wie gesagt, verstehe das. Höre immer öfter wie schwer Kind und Arbeit für Arbeitgeber wohl sind.
Hab da auf meinen Gastartikel zu „Baby und Arbeitsplatzverlust“ einige solcher Zuschriften erhalten.
Viele Grüße!
Mel
Ein toller Artikel. Ich teile deine Aussage voll und ganz, dass Kinder nichts über meine berufliche Qualifikation aussagen.
Ich kann heute zu 100 % sagen, dass ich meinen Job nicht bekommen hätte, wenn ich mein Kind im Vorstellungsgespräch oder im Lebenslauf erwähnt hätte. Traurig aber wahr.
Hallo Andrea, ich muss glücklicherweise nicht zu solchen Mitteln greifen: in Frankreich ist es normal, als Mutter von mehreren Kindern Vollzeit zu arbeiten. Da wäre es eher komisch, sie im Lebenslauf nicht zu erwähnen. Da würde man vermutlich im Vorstellungsgespräch fragen, ob man den Kinder hätte. In jedem Fall habe ich meinen jetzigen Job als Credit Manager einer börsennotierten Gruppe meine beiden Kinder im Lebenslauf angegeben und in den Vorstellungsgesprächen wurde nur organisatorisch angesprochen, wie ich das mit dem Umzug sehe….