Wie einige meiner treuen Leser vielleicht mitbekommen haben bin ich auch politisch engagiert und innerhalb dieses Engagements stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins in unserem Wohnort.
Auch, wenn ich in den letzten Wochen immer wieder merke, dass ich mich eigentlich noch mehr einbringen möchte in die tägliche, politische Arbeit vor Ort merke ich immer wieder, wo meine zeitlichen Grenzen sind und dass eben nicht alles auf einmal geht.
Dennoch finde ich es spannend so nah an dem politischen Geschehen zu sein – immer wieder die Interessen der Familien einzubringen – und lerne viel über mich und meine Fähigkeiten. Genauso ist es bei diesem wichtigen, aktuellen Thema:
Flüchtlinge in unserer Gemeinde
Auch der aktuelle Flüchtlingsstrom, der über das Mittelmeer zu uns kommt ist ein Thema in unserer 18.000 Einwohner Gemeinde. In den letzten Monaten fanden knapp 50 Flüchtlinge Zuflucht in unserer Gemeinde und dank eines unglaublich engagierten Asyl-Helferkreises ist es auch gelungen, diese Flüchtlinge, die aus Syrien, Eritrea und Nigeria kommen in die bestehenden Wohnräume der Gemeinde zu integrieren.
Nun kündigte die Regierung von Oberbayern an, dass unsere Gemeinde bis Ende des Jahres weitere 200 Flüchtlinge aufnehmen muss. Hier hat das Land Weisungsbefugnis – und die Gemeinde muss sich beugen. In dem Fall der 200 Flüchtlinge bedeutet dies, dass die Gemeinde Grund zur Verfügung stellen muss, auf dem das Land Container für eine Massenunterbringung aufstellen kann (diese Worte habe ich mir hier nicht ausgedacht sondern sie sind so leider gängig).
In einer Gemeinderatssitzung vergangene Woche beschloss der Gemeinderat nun ein recht zentral gelegenes Gemeinde-Grundstück für die Unterbringung zu wählen, da bei dieser Art der Unterbringung tatsächlich von einer echten Integration gesprochen werden kann. Das auch zur Verfügung stehende Grundstück am Gemeinde-Rand wäre eher eine Ausgrenzung der Menschen, die unsere Hilfe benötigen.
Diese Entscheidung macht mich sehr stolz und ich finde sie wichtig und richtig!
Dennoch gibt es nun auch Stimmen, die diese Entscheidung nicht begrüßen. Hier wurde von Müttern berichtet, die nun Angst um ihre Kinder haben. Von den eher rechts denkenden Menschen will ich hier erst gar nicht berichten.
Auch wir haben mit unseren Kindern – besonders mit den zwei Großen – über dieses Thema gesprochen.
Wir erklärten ihnen, dass auch Ihre Großeltern damals mit ihren Eltern aus dem Böhmerwald nach Deutschland flohen, weil ihr Leben im Böhmerwald nicht mehr sicher war. Dass sie 600 Kilometer zu Fuß liefen und Zuflucht in Deutschland fanden. Wenn ihnen damals nicht geholfen worden wäre, dann würde es heute uns alle nicht geben.
Wir sprachen über Krieg – dass dieser nicht richtig ist – und viele Menschen verletzt, tötet und aus Ihrer Heimat vertreibt. Dass wir sehr glückliche Menschen sind, dass wir in so einem sicheren Land wie Deutschland geboren sind und leben dürfen.Und dass es schön ist, Glück zu teilen und Menschen zu helfen.
Es war ein gutes und offenes Gespräch und ich war mal wieder begeistert, wie vorurteilsfrei unsere Kinder sind.
Wir vereinbarten noch, dass wir in den nächsten Wochen einige Spielsachen und Klamotten, die die Kinder verschenken möchten für die Flüchtlinge zusammensuchen und diese dann dort vorbei bringen.
Der Flüchtlingsstrom wird in den nächsten Jahren auch weiterhin unsere Leben beeinflussen – und auch das unserer Kinder.
Für uns als Eltern sollte es Pflicht sein, dieses vorurteilsfreie Denken, das unserer Kinder diesen Menschen gegenüber haben zu wahren.
Denn es ist etwas Wunderbares, das uns Erwachsenen leider oft verloren gegangen ist.
Wir sollten uns einbringen – unseren Kindern ein gutes Vorbild sein. Denn Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, wie wir sie unseren Kindern täglich beibringen darf nicht hinter der eigenen Haustüre enden.
In meiner Funktion hier im Ort habe ich mir vorgenommen den Versuch zu starten möglichst vielen Eltern und Kindern die Angst vor dem Flüchtlingsheim zu nehmen. Durch Aufklärung, gemeinsamen Gesprächen und offenen Begegnungen zwischen Flüchtlingen und Bewohnern unserer Gemeinde.
Auch ihr könnt mir dabei helfen.
Verratet mir, wie Ihr mit dem Thema Flüchtlinge mit Euren Kindern umgeht.
Wie sehen Eure Gespräche aus – wie bringt ihr Euch ein – oder welche Ängste habt ihr?
Eure Input hilft mir -und sicher uns allen – mit diesem Thema kindgerecht und richtig umzugehen.
Ich danke Euch
Eure
Andrea
Danke, daß Du das Thema aufgegriffen hast. Es ist so wichtig.
Wir erziehen die nächste Generation flüchtlingsfreundlicher Bürger.
Meinen Kindern sage ich immer wieder, daß wir für unsere Mitmenschen verantwortung tragen. Genau weil es uns selbst so gut geht und wir in den Industrieländern auch unseren Teil dazu beitragen, daß es in anderen Ländern so böse aussieht.
Die Große begreift schon sehr gut den Zusammenhang zwischen ihrem Handeln und den Auswirkungen auf andere.
Liebe Grüße
Suse
Toll, wie Du das beschrieben hast. Wir machen es ähnlich. Ich habe beruflich einige Berührungspunkte mit geflüchteteten Menschen, so dass dieses Thema regelmäßig in unserem Alltag auftaucht. Besonders war für uns und unsere Kinder die Situation, als ein afghanischer Flüchtling für drei Monate bei uns zu Hause gewohnt hat. Für die Kinder war er, wie ein großer Bruder. Auf meinem Blog habe ich auch ein bisschen darüber geschrieben: https://frauwdoppelpunkt.wordpress.com/2014/12/11/offenes-haus/
Ich habe den Artikel gerade gefunden und wundere mich etwas über die geringe Resonanz. Wir haben letzten Herbst, als die Flüchtlingssituation in München so kritisch war, mit unseren Kindern ausführlich darüber gesprochen und haben dann gemeinsam mit ihnen einiges an Kleidung und Spielsachen zur diakonia gebracht. Außerdem habe ich mit Ihnen das Buch „Akim rennt “ gelesen – das hat glaube ich ganz schön viel bewegt in ihnen. Es ist ein tolles Buch für Kinder, da es durch die Geschichte eines Kindes viel Verständnis erzeugt. Ich habe es hier verbloggt: https://kinderbuch-blog.org/2014/10/17/akim-rennt/
Auch bei uns ist das Thema immer wieder präsent, nicht nur durch die Kindernachrichten über die wir sprechen, sondern auch bei uns im Ort gibt es eine Flüchtlingsunterkunft und das Thema wurde in der Schule auch hier und da angesprochen. Vorurteile gibt es auch hier genügend. Aber auch wir versuchen unsere Kinder offen und tolerant zu erziehen und ihnen die Punkte zu erklären, die du ansprichst.
Danke für diesen schönen Post.
Liebe Grüße
Stephi