Mittel ist so Mittel – Mein Sandwichkind

Eine konkrete Vorstellung davon, wie viele Kinder ich einmal haben wollte hatte ich eigentlich nie. Ich bin niemand, der lange Pläne macht. Daher gab es auch lange keine, ob und wann ich Kinder haben wollte. Oder wieviele. Ob ein Sandwichkind? Ich hatte keinen Plan!

Doch die Dinge entwickelten sich – und so wurde ich mit 27 Jahren das erste mal Mutter.

Als mein großer Sohn 1,5 Jahre war wuchs der Wunsch nach einem weiterem Kind in mir und somit entschieden mein Mann und ich uns dazu unseren Erstgeborenen zum großen Bruder zu machen.
Leider war dieser Weg dahin nicht so leicht wie gedacht und nach vielen Versuchen schwanger zu werden und einem Sternenkind in der 11 Woche kam 2 Jahre später unser zweiter Sohn auf die Welt.
Gerade nach dem Verlust eines Wunschkindes im ersten Trimester der Schwangerschaft war er mehr als gewünscht und willkommen in unserer Familie.
Er war ein einfaches Baby – schlief viel und war immer fröhlich.

Mein Mittlerer – 1 Woche nach der Geburt

 

Auf einmal Sandwichkind!

Gerade, als ich ihn in die Kita eingewöhnt hatte und wieder ein paar Wochen zurück im Job war wurde ich ungeplant schwanger.
Es fühlte sich nie wie ein Fehler an – doch nur 22 Monate nach der Geburt meines zweiten Kindes bereits ein Weiteres zu bekommen hatte ich nicht so geplant. Ich war überglücklich über den zweiten, sehnlichst erfüllten Kinderwunsch und ich hatte mich noch gar nicht mit der Frage beschäftigt, ob ich auch noch ein 3. Kind wollte.

Betrachte ich heute das Bild von mir, meinem Mittleren und meiner Tochter kurz nach der Geburt im Krankenhaus habe ich immer noch das Gefühl ich habe damals ein Baby zum großen Bruder gemacht.

Heute ist unser Mittlerer bereits 5 Jahre geworden. Er ist immer noch ein echter Sonnenschein. Quatscht jeden Menschen an, an den er eine Frage hat – ganz ohne Vorbehalte und Angst und hat den Schalk im Nacken sitzen. Mit seinen blonden Haaren erinnert er mich oft an den Michel aus Lönneberga.

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Mein Michel 🙂

 

Doch er ist auch sehr emotional – und wenn er das Gefühl hat ungerecht behandelt zu werden weint er herzzerreißend – oft auch wütend und wild.
Er weiss sich in Szene zu setzen und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Hin und wieder auch mit den falschen Mitteln.

Das Wort „ungerecht“ ist eines seiner liebsten und er wird auch nicht müde, jede in seinen Augen noch so kleine Ungerechtigkeit zu kommentieren.  Gerne auch laut!

Wenn ich in solchen Momenten am Rande meiner Kräfte bin, und dieses wütende, verzweifelte Kind vor mir sehe – dann frage ich mich manchmal, was ich ihm da angetan habe, als ich ihn zum Sandwichkind gemacht habe. War das fair von mir?

In solchen Momenten kann ich mir die Frage nicht beantworten, ob ich nochmals ein 3. Kind bekommen würde!

Ich selbst war viele Jahren das Mittelkind. Meine kleinste Schwester kam 10 Jahre nach mir auf die Welt und somit war ich selbst 7 Jahre „gefangen“ zwischen zwei Schwestern.
Nach einigen Jahren hatte jede von uns ihre Rolle gefunden. Die Große war strebsam und lieb – die Kleine war blond, niedlich und Papas-Liebling. Ich war laut, oftmals ein Störenfried und redete in einer Geschwindigkeit, der kaum einer folgen konnte.

Auch hier gibt es viele Parallelen zu den Akteuren in meinem eigenen Haushalt heute!

Vor einigen Tagen lass ich einen spannenden Artikel auf Brigitte.de über Sandwichkinder.

Er zeigte die guten Seiten dieser Geschwisterkonstellation auf:

  • Sandwichkinder sind sozial kompetent
  • Sandwichkinder sind erfinderisch
  • Sandwichkinder besitzen Kampfgeist

Sehe ich meine Mittleren an, dann habe ich oft das Gefühl ich sehe mein „Mini-Ich“.

Sehe ich selbst in den Spiegel, dann kann ich den Brigitte-Artikel bestätigen. Gerade den Kampfgeist und die soziale Kompetenz sind Bereiche, die bei mir besonders ausgeprägt sind.

Das gibt mir Mut und Hoffnung, dass auch mein Sandwichkind das irgendwann einmal genauso sehen wird und all diese „Ungerechtigkeit“ sich in Wohlgefallen auflösen. So wie bei mir heute.

3 Kinder zu haben hat viele Aspekte. Es ist wunderschön sie miteinander agieren zu sehen. Ich liebe es, sowohl Söhne als auch eine Tochter zu haben und jeder für sich ist jetzt schon eine ganz eigene, starke Persönlichkeit. Das macht mich sehr glücklich.

 

Aber es gibt eben auch diese schwachen Momente – in denen ich mich frage, wie ich entschieden hätte, wenn das 3 Kind nicht so ein Selbstläufer gewesen wäre. Auch der Gedanke über ein 4. Kind schießt immer wieder in meinen Kopf. Allerdings ist dieser getrieben von der Hoffnung den Mittleren damit aus seiner aktuellen Position zu befreien. Doch ich glaube diesen Effekt wird es nicht geben – und nicht nur deshalb auch kein 4. Kind.

 

Dieser Artikel entstand dank einer spannenden Diskussion auf Twitter mit der liebe Sue von ichlebejetzt.com
Neben ihrem Beitrag: „Manchmal ist die Mitte nicht goldrichtig“ findet Ihr auch noch einen tollen Gastbeitrag von Marion Beck mit dem Titel „Mein Sandwichkind“ in ihrem Blog.
Einen weiteren Artikel aus dieser Blogparade findet ihr zudem auch bei Mamahoch3.

 

4 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Text! Vor allem, dass du selbst ein Sandwichkind bist und es gut überstanden hast, macht mir Mut 🙂 Immer wieder faszinierend, dass es tatsächlich viele Paralellen bei den Mittleren gibt.
    Danke für´s Verlinken!

    Liebe Grüße
    Stephi

    Antworten
  2. Wir waren zu Hause fünf Kinder und mein Sandwichbruder hat sich in seiner Mittelpositin meistens recht gut gefühlt. Er hat sich je nach Lust und Laune zu den Großen oder den Kleinenn gezählt. Je nachdem, wie er es gebraucht hat. Und war zufrieden.
    Wenn ich meine Mittlere vergleiche, dann sehe ich eher den Zweitjüngsten aus der Geschwisterreihe. Er war weder groß, noch richtig klein und charakterlich ähneln sich Onkel und Nichte sehr.
    Deswegen denke ich, daß das sicherlich auch mit reinspielt. Und durch die Sandwichposition noch verstärkt wird.
    Liebe Grüße
    Suse

    Antworten
    • Ob ich dann wohl einfach noch zwei weitere Kinder bekommen sollte?? *Grins*

      Antworten

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