Schön öfter habe ich hier, hier und hier darüber geschrieben, dass ich mir wünschen würde wir würden uns gegenseitig liberaler gegenübertreten.
Doch immer wieder lese ich in den digitalen Medien, wie ins besondere Mütter über andere Mütter urteilen bzw. Ihr Handeln und Ihre Entscheidungen verurteilen.
Die Top10 dieser Themen werden angeführt vom Impfen, Stillen, Familienbett und arbeitenden Müttern und diese Liste hört wahrscheinlich auch bei Punkt 100 nicht auf.
Ich finde das sehr, sehr schade!
Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach oftmals in der eigenen Unsicherheit in Sachen Kindererziehung – darüber sprach ich bereits hier. Mache ich wirklich alles richtig? Wie wirkt sich das auf mein Kind aus? Schade ich ihm womöglich auch noch? Es ist einfach immer da – dieses schlechte Gewissen und die Angst.
Dabei lähmt uns das oftmals viel mehr als dass es uns hilft, oder?
Ich möchte heute aber über einen ganz anderen Punkt sprechen, der in meinen Augen oftmals vergessen wird, wenn man der Meinung ist über andere urteilen zu müssen!
Abgerechnet wird zum Schluss!
Ein einfaches Beispiel:
Ich bin 8 Wochen nach der Geburt meines Erstgeborenen wieder Arbeiten gegangen. Über die Gründe dazu schrieb ich ja hier.
Ob es ihm geschadet hat? Ich denke nicht!
Bis jetzt entwickelt er sich zu einem sehr einfühlsamen, schlauen und liebevollen Kind, der viel lacht und gerne Zeit mit seinen Freunden und der Familie verbringt.
Ob dem auch so bleibt? Ich weiss es nicht? Das wird die Zeit zeigen.
Und erst wenn mein Sohn erwachsen ist, vielleicht auch eine eigene Familie gründet und seine Kindheit rückblickend betrachten wird – dann werde ich es vielleicht sagen können, ob diese Entscheidung gut oder schlecht war. Dabei wird in den nächsten Jahren auch der Einfluss seines Freundeskreises, die Bildungs- und Betreuungssituation in Deutschland und seine ganz persönlichen Erfahrungen Einfluss nehmen. Werde ich auch die nächsten 20 Jahre mit meinem Mann verheiratet sein? Werden wir weiterhin in München leben? Es gibt so viele Fragen und Faktoren die eine Rolle spielen. Einige von Ihnen werde ich steuern können – andere auch nicht.
Doch dann – in ca. 15 Jahren – werde ich meine Entscheidungen vielleicht beurteilen können. Dann kann ich sagen, welche Entscheidungen richtig und welche falsch waren. Was ich wieder so machen würde und wo ich mich anders entscheiden würde. Denn abgerechnet wird zum Schluss.
Bis dahin dahin denke ich steht es Außenstehenden nicht zu, über meine Entscheidungen zu urteilen. Denn ich habe sie mit dem besten Wissen und Gewissen getroffen. Ich habe auf mein Herz gehört – und meinen Verstand. Ich habe geprüft was möglich ist und was nicht und habe dann getan, was das Bestmögliche für uns als Familie ist.
Diese Basis sollte ausreichen um die Geduld, den Glauben und die Zuversicht zu haben, dass am Ende das Bestmögliche für mich und meine Familie dabei raus kommt.
Denkt ihr nicht?
Ich bin mir sicher, jede Mutter und jeder Vater versucht gleichermaßen seine Entscheidungen abzuwägen, wie ich es tue. Denn das Löwenherz, das man als Eltern entwickelt lässt eigentlich kaum etwas anders zu. So vertraue ich auf diese Entscheidungen und versuche mich vom Be- und Verurteilen frei zu machen.
Und mal ganz ehrlich.
Wenn man sieht, dass wir die Generation sind, die Arabella Kiesbauer und Andreas Türck im TV konsumierten. Die zum Großteil als Flaschenkinder und ohne „Rooming in“ eine Verbindung zu unserer Mutter aufbauten. Die Alete Brei Stracciatella gefüttert bekamen und die Generation „Maggi“ sind – dann macht mich das eigentlich ganz zuversichtlich, dass aus unseren Kindern auch was wird.
Die Ausgangssituation ist nämlich grundlegend sicher keine schlechte, oder?!?
Wie seht ihr das? Seid ihr selbst mit Eurem Handeln unsicher? Was würdet ihr Euch im Umgang mit anderen Eltern wünschen? Oder handelt ihr ebenfalls nach dem Leitfaden: Abgerechnet wird zum Schluss?
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Du hast recht. Zudem weiß man heute, dass maßgebende Persönlichkeitsmerkmale prinzipiell genetisch festgelegt sind. Man kann aus einem mutigen Kind ein ängstliches machen durch Konditionierung, aber aus einem ängstlichen keinen Krieger. Die Umwelt, also maßgeblich die Eltern, bestimmen mit, wie ausgeprägt eine Eigenschaft ist, aber man kann andere Menschen nicht wie Knetmasse frei formen.
Wir alle versuchen doch unseren Kindern ein so schönes, gesundes, gutes Leben zu geben, ihnen Vorbild zu sein und sie fröhlich zu machen. Manchmal auch mit Einschränkungen, weil wir Eltern nicht aus unserer Haut können, oder eben die Kinder nicht. Aber mir missfällt besonders, dass gerne unterstellt wird, Eltern, die nicht alle Ratgeber gelesen haben, nicht die neusten Studien kennen, nicht jede Förderung in Anspruch nehmen, nicht die natürlich beste und perfekteste Erziehungsmethode praktizieren (alle diese Punkte sind hoch subjektiv), würden mutwillig ihre Kinder gefährden. Oder ihre Kinder gingen diesen Eltern sonstwo vorbei, weile vermeintlich einfacher für sie ist. Das sind harte Beleidigungen, mit denen da oft um sich geworfen wird und sie zielen nur auf die Demütigung des Gegenübers ab.
So viele sind genau informiert über die Zutaten der Hafer-Dinkel-Kekse, aber diese Energie sollte man lieber in die Reflexion seines eigenen Lebens stecken. Das bedeuten Kinder nämlich wirklich. Sie zwingen dich zu einer Antwort auf die Fragen: Wer bist du? Wer willst du sein? Wer kannst du sein? Wohin willst du? Und woher kommst du?
Das sind harte Fragen und die Antworten oft nicht einfach. Aber man findet die Antworten nicht, indem man auf andere losgeht.