Ich habe schon viel über die verschiedenen Herausforderungen und Facetten von Vereinbarkeit geschrieben. Aber es gibt da einen Bereich, über den ich noch nie geschrieben habe. Bis heute.
Freundschaften waren schon immer eine schwierige Sache für mich. Das liegt denke ich zum einen aus meinen Erfahrungen aus der Schulzeit in der ich jahrelang die Außenseiterin war. Ich wollte dazu gehören zum Kreise der coolen Mädchen. Doch so richtig klappte das nie.
Später fand ich ein Zuhause zwischen all den Jungs. Ich konnte dreckige Witze erzählen und war auch sonst ein echter Kumpel-Typ. Leider machte mich das nicht besonders attraktiv in der Mädchen-Runde. Und so gehörte ich selten dazu.
In den letzten 15 Jahren begleitete mich konstant eigentlich nur eine einzige Freundin, zu der sich vor 4 Jahren noch eine zweite gesellte. Mit ihnen kann ich über alles reden – sie verstehen mich auch ohne Worte und sind immer für mich da, wenn es darauf ankommt. Auch wenn sie beide seit 2 Jahren über 450km entfernt wohnen.
Es gab immer wieder tolle Frauen in meinem Leben – doch leider auch immer wieder Gründe, warum diese Freundschaften nicht dauerhaft Bestand hatten.
Entweder passten die Lebensmodelle nicht richtig zueinander – z.B. Kinderlos vs. Arbeitender Dreifachmama – oder meine direkte Art und auch die meines Partners passten nicht zu dem zarten Gemüt gegenüber. Oder die räumliche Distanz ist einfach zu groß. (20 km für einen nachmittäglichen Besuch sind oft leider zu viel). Keine Chance auf ein Glas Prosecco am Abend oder einen schnellen gemeinsamen Kaffee bevor ich die Kinder abhole.
Nicht zu vergessen wäre hier der Faktor Zeit.
Denn ganz ehrlich. Wenn man als Working Mom of 3 von einem viel zu wenig hat, dann ist dies Zeit.
Zeit nachmittags auf den Spielplatz zu gehen um mit den anderen Mamas zu quatschen, während die Kids spielen.
Denn fast immer hat eines der Kids Sport und Co. Und wenn dem mal nicht so ist mindestens eines keine Lust auf Spielplatz. (Kinder +8 finden hier zumindest auf den Spielplatz gehen ist etwas für kleine Kinder.
Zeit abends mal was trinken zu gehen.
Denn entweder muss ich arbeiten, oder Haushalt machen oder bin einfach zu müde, mich noch aufzurappeln. Oder ich geniesse einfach den Tag mit meinem Mann – diese sind nämlich meist auch zu rar gesäht.
So ist es eine Mischung aus meiner direkten Art, meinem einschüchternden Selbstbewusstsein, meiner fehlenden Zeit und meiner Angst vor Verlust, die die Sache mit der Freundschaft für mich immer wieder zur echten Herausforderung machen.
So fühle ich mich oft einsam und unverstanden. Obwohl ich selten alleine bin.
Doch wenn man versucht Familie, Beruf, sportliche Leidenschaft und Freundschaft unter einen Hut zu bekommen, dann bleibt leider anscheinend eines oftmals auf der Strecke. Und in Sachen Freundschaften scheine ich rückblickend betrachtet kein besonderes Talent zu haben.
Das ist wohl eines dieser Tribute, die man zahlen muss. Oftmals gewinne ich aus den anderen Bereichen so viel, dass ich es gar nicht merke. Doch dann gibt es auch diese Momente, in denen diese Erkenntnis schmerzt. Leider.
Das ist dann so eine Schattenseite der Vereinbarkeit.
Eure
Andrea
P.S.: So wundervolle Frauen wie Mamamaniablog, Ichlebejetzt und noch einige mehr machen es mir in solchen Momenten oft sehr viel leichter. Und ich bin so froh, meine digitale Welt zu haben!
Ich glaube wirklich, dass viele das sehr unterschätzen bevor sie Kinder haben und ich glaube auch, dass es soetwas wie vollkommene Freundschaft mit über 30 eher selten gibt. Danke für deinen Text.
Ich kann Dir nur sagen: Du bist nicht allein.
Schon meine Mutter klagte über die fehlende Zeit für Freunde. Du magst recht haben, dass ist erstmal der Preis, den mal bezahlt. Aber soll ich dir erzählen, wie es meinen Eltern erging?
Kaum war ich im letzten Drittel meiner Teenagerzeit, fing es an – erst mit Verabredungen am Wochenende. Als ich zum Studium auszog hatten meine Eltern auf einmal mehr Freunde als ich, waren mehr die ganze Nacht lang unterwegs, waren auf mehr Parties eingeladen, fuhren mit engen Freunden zu Kurztrips nach Spanien… Und sie hatten auch wesentlich mehr Geld, als in ihrer frühen wilden Zeit.
Lass also nicht den Kopf hängen. Sobald die Katze aus dem Haus ist, werden die Mäuse wieder auf dem Tisch tanzen. Und zack – ehe du dich versiehst planst du Wellness-Wochenenden mit Freundinnen und ausgedehnte Lunches in hervorragenden Restaurants mit drei Gängen mit Freunden.
Hat eben alles seine Zeit im Leben.
So ehrlich und aus dem Herzen geschrieben. Ich verstehe dich leider nur zu gut. Ich kenne die Momente, in denen es einem plötzlich einfällt, dass da noch was war außer Job, Kind, Haushalt…. Zeit und Energie machen es oft schwer. Kopf hoch, genieß was du hast, seit täglich stolz auf dich und dann, wenn man es nicht erwartet sind sie da…. Die wahren Freunde! Alles Liebe und bleib wie du bist….:-*
Oh Mann da kann ich dich so gut verstehen… es ist schwer und vielleicht häng ich deshalb auch so oft im Internet ab 🙂 Aber gerade da habe ich schon viele tolle Menschen getroffen, es wäre aber so schön auch im real life mehr gute Freunde treffen zu können. Meine sind in ganz Deutschland verstreut…
Ich bin 40 und habe auch seit mindestens 15 Jahren keine Freundinen mit denen ich mich ständig treffe und die immer für mich da sind…und weißt du was, ich vermisse auch keine!
Mit 4 Kindern, Job und einen aufmerksamen Ehemann fühle ich in diesem Punkt kein Defizit. Mit einer früheren Freundin treffe ich mich sehr gerne noch aber auch vielleicht nur 1x im Jahr und das reicht mir auch, sonst gibt es Kolleginnen in der Mittagspause oder auch andere bekannte Mütter nach den Elternabenden.
Als die Kinder (damals noch 2) klein waren erlebte ich eine sehr schwere Lebensphase und plötzlich war nicht eine einzige meiner damaligen Freundinen für mich da. Ich merkte, dass die mich „zum Spaß haben“ gerne hatten aber nicht mit Problemen und traurigem Gesicht. Seit dem bin ich vorsichtig!
Übrigens dein Blog ist super! Gefällt mir sehr gut! Liebe Grüsse Christina.