Stell Dir vor ich wäre ein Mann…
Die wunderbare Christine hat mir ein sehr spannendes Blog-Stöckchen zugeworfen, das ich heute beantworten möchte.
#Wasanderswäre – wenn ich ein Mann wäre?
Spannende Frage – in die ich mich erst ein paar Tage reindenken musste und die ich nun gerne beantworte.
In meiner Kindheit wurde ich oft für einen Jungen gehalten. Ich hatte die meisten Jahre meines Lebens kurze Haare.
Über 10 Jahre habe ich den sehr männerdominierten Leistungssport Judo gemacht. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich immer das Gefühl hatte, dass ich alles erreichen kann, was ich will. Rückblickend hatte ich in meinem Leben selten das Gefühl, dass es für mich ein Nachteil ist eine Frau zu sein. Ich glaube, ich war und bin allerdings auch selten bereit dieses Tatsache so hinzunehmen und ignoriere sie dann bewusst und mache die Dinge dennoch oder suche mir einen Umweg, wie ich ans Ziel komme.
Wie naiv diese Einstellung sein kann merkte ich das erste mal, als ich Mutter wurde. Auf einmal lässt sich dieser „Unterschied“ nicht mehr so leicht verbergen und umschiffen. Und das sage ich, obwohl ich nach der Geburt meines ersten Kindes nach 8 Wochen wieder arbeitete – also diesen Unterschied nicht lange aufrecht erhalten wollte. Aber ich hatte da meine Rechnung ohne die gesellschaftlichen Erwartungen an weibliche Rollenbilder gemacht…
Was wäre anders in deinem Leben, in deinem Alltag, wenn du ein Mann wärst?
Ich wäre als Mann meine Karriere vielleicht etwas strategischer angegangen. Meine ehrgeizige und fordernde Art wäre mir womöglich hin und wieder nicht als zu forsch ausgelegt worden.
Wahrscheinlich wäre ich jetzt in einem großen Unternehmen in einer Führungsposition.
Ich glaube aber nicht, dass ich damit glücklicher wäre als ich es jetzt bin.
Meine beruflichen Entscheidung habe ich immer mit viel Bauchgefühl getroffen – habe nie einen Job gemacht, der mir nicht auch inhaltlich Spaß gemacht hat. Es hat mich heute – nach über 15 Jahren Berufstätigkeit in einen Job gebracht, den ich sehr selbstbestimmt ausführen kann und der mir unglaublich viel Spaß gemacht.
Das fühlt sich richtig an. Daher bin ich dankbar diese Umwege gegangen zu sein.
Was tust du nur deshalb, weil du eine Frau bist?
Bloggen. Ich glaube als berufstätiger Vater hätte ich es vielleicht nicht als wichtig empfunden mit meiner eigenen Geschichte anderen Männern Mut zu machen.
Was damals auch mehr aus einem beruflichen Trotz entstanden ist (meine geliebten Social Media Aufgaben wurden in meiner Elternzeit an eine Praktikantin übergeben und ich bekam sie trotz Vereinbarung nie zurück), ist heute für mich ein wertvoller Teil meines Berufs- und Privatlebens.
Was tust du nicht / welche Dinge lässt du lieber, weil du eine Frau bist?
Meine Kinder im Lebenslauf erwähnen. Zumindest habe ich das nicht in meiner letzten Bewerbung. Da ich Angst hatte noch vor dem Vorstellungsgespräch aussortiert zu werden. Ich wollte durch meine beruflichen Qualifikationen und mein Fachwissen überzeugen und nicht durch das Vorurteil „Mutter“ aussortiert werden.
Durch welches Klischee fühlst du dich persönlich beeinträchtigt?
Was ich überhaupt nicht leiden kann? Das Wort „zickig“ wird zu 90% in Verbindung mit Frauen verwendet – und selten in Bezug auf Männer gewählt.
Männer werden in meinen Augen in solchen Fällen meist eher als durchsetzungsstark bezeichnet. Ich mag diese Art der geschlechterabhängigen Klassifizierung nicht.
Erzähle von einer Situation, in der du bemerkt hast, dass es von Vorteil ist, zur Gruppe der Frauen zu gehören.
Das merke ich dann, wenn mir die Tür aufgehalten wird. Ich mit Kinderwagen am Treppenaufsatz stehend gefragt werde ob ich Hilfe brauche oder am Flughafen einfach zu den Frauenparkplätzen fahre und ohne schlechtes Gewissen in der ersten Reihe stehe.
Ich liebe meinen Mütter-Clan mit dem wir uns gegenseitig bei der Betreuung der Kinder unterstützen. Ich weiss nicht, ob Männer in diesem Bereich auch so gut Netzwerken würden wie wir Frauen.
Gibt es Situationen, in denen das Geschlecht keine Rolle spielt?
Vor einigen Tagen fragte ich meinen großen Sohn – der mich ja nur als arbeitende Mutter kennt, wie er es findet, dass ich arbeite. Darauf sagte er recht verwundert: Der Papa arbeitet doch auch. Zwischen euch gibt es da doch keinen Unterschied.
Ich finde das ist ein wunderbares Beispiel wie vorurteilsfrei und aufgeschlossen unsere Kinder sind. Dass feste Rollenbilder von uns Erwachsenen geprägt werden. Wir sollten uns unsere Kinder viel öfter als Vorbild nehmen!
Lieber Gruß
Eure Andrea
P.S.: Ich würde mich freuen, wenn Susanne, Sonja und Tina diese Fragen ebenfalls beantworten – wenn sie mögen.
Eine tolle Zusammenfassung aller Blogs die mitgemacht haben findet ihr hier: https://ich-mach-mir-die-welt.de/2015/05/blogstoeckchen/
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