Mich selbst wichtig nehmen – warum ich das vergaß…
Mein Alltag zwischen Kindern, Job, Haushalt, Partnerschaft und Co. ist vor allem eines: abwechslungsrech. Ok, zugegebenermaßen abwechslungsreich ist jetzt das positive Attribut des Ganzen. Aber ich bin ja auch eher der Typ „Glas halb voll“. Mein Alltag ist aber eben auch hektisch, manchmal auch stressig und oft viel zu schnell. Unter all den „To Do-Listen“, Aufgaben und Pflichten und unserer zusätzlichen Herausforderungen der Wochenendehe habe ich in den letzten zwei Jahren vor allem eines vergessen „Mich selbst wichtig nehmen“. Dafür hat mir einfach viel zu oft die Zeit dafür gefehlt! Dies fiel mir wie Schuppen von den Augen, als ich im August drei Wochen in Kroatien im Urlaub war und auf einmal Zeit zum Nachdenken, Loslassen und Entspannen hatte.
Es wird Zeit mich selbst ernst zu nehmen
Geht es denn Kindern gut? Haben Sie alles was sie brauchen? Sind sie glücklich? Die Deadlines und Aufgaben im Job – habe ich die alle unter Kontrolle? Und mein Haushalt – ist der vorzeigbar und am Laufen? Nicht zu vergessen mein Mann und meine Ehe. Geht es ihm gut? Wie kommt er mit der Trennung von der Familie unter der Woche klar. Und haben wir genug Paarzeit am Wochenende?
Hausaufgaben, Schultermine, Kindergeburtstage, Arzttermine, Verabredungen mit Freunden. Kundenfragen, offene tasks und nicht zu vergessen die Neukunden-Akquise. All dies sind und waren Punkte, die mich in den letzten Jahren primär beschäftigt haben.
Die Frage danach wie es mir geht – oder wie es mit meinen Kräften aussieht. Die habe ich mir nicht gestellt. Und auch kaum ein Anderer. Klar hatte ich meinen Sport für den ich mir auch mal Zeit nur für mich genommen habe. Doch auch, wenn ich mir Anfang des Jahres vorgenommen haben jeder Woche 25 Kilometer zu Laufen muss ich mir heute eingestehen, dass ich dieses Ziel weit verfehlt habe.
Mich selbst wichtig nehmen – das habe ich vergessen
Termine im Job, für die Kinder und Co hatten am Ende meist Vorrang. Mein Bedürfnis nach einer Auszeit beim Laufen oder bei einem Treffen mit Freundinnen sind dabei immer mehr in den Hintergrund geraten. Und irgendwann stellte ich fest, dass ich mich in eine gefährliche Spirale begeben hatte. Denn je weniger ich diese Termine nur für mich selbst ernst nahm, desto weniger gestand ich sie mir dann auch zu, wenn sie wirklich dringend nötig gewesen wären. Der Weggang unserer Au Pairs hat sicherlich sein Übriges dazu getan, da ich ab diesem Zeitpunkt ja völlig allein für die Kinder unter der Woche zuständig war und eine Auszeit für mich somit noch viel schwieriger möglich war.
Einen Babysitter zu bezahlen, damit ich mit meinen Freundinnen ins Kino gehen kann – das habe ich mir dann oft verkniffen. „So viel Geld – nur für Kino – dass kannst du doch besser sparen“. Das es dabei um viel mehr als nur Kino gegangen wäre, ist mir erst viel später aufgefallen.
Wenn Du Dich selbst nicht wichtig nimmst, werden es die Andern auch nicht tun!
Was mir da im Urlaub aber auf einmal klar wurde, als ich mal nichts anderes zu tun hatte als aufs Meer zu schauen: „Je weniger ich mich selbst wichtig nahm – desto weniger taten das auch die Anderen“.
Mama war und ist immer verfügbar – und wenn ich (das Kind/mein Mann) was brauche – dann ist Mama immer da. Hemden aus der Reinigung abholen, das Rezept vom Arzt, ein neues Schulheft besorgen, bei der Mutter der Freundin anrufen für ein Playdate, das Lieblingsessen kochen und all diese anderen Kleinigkeiten, die ich immer für alle meine Liebsten wie selbstverständlich erledigte, wurden auch als genau solches wahrgenommen. Selbstverständlich. Oft erfüllte ich nur noch die Erwartungen Anderer! Wenn es dann auf einmal nicht mehr ging – ich Hilfe und Unterstützung einforderte – oder gar Zeit für mich selbst – dann war die Verwunderung groß.
Und ich kann den Menschen in meinem Umfeld nicht mal mehr einen Vorwurf machen – denn ich habe Ihnen ja zu jedem Zeitpunkt das Gefühl gegeben es ist ok und ich dies alles gerne und selbstverständlich mache. Immer wieder erhielt ich dafür Bewunderung, wie ich das alles alleine Wuppe. Doch anstatt zu hinterfragen ob diese wirklich so richtig war, genoss ich diese (falsche) Bewunderung und fühlte mich durch sie bestätigt.
Und so saß ich da – in Kroatien am Meer und merkte: So geht das nicht mehr! Ich kann nicht mehr!
Wo bin ich – und wer bin ich!
Ich habe in den letzten zwei Jahren aufgehört mich selbst wichtig zu nehmen und habe dadurch Anderen die Legitimation gegeben dies ebenfalls zu tun. Ich war mehr Servicekraft als alles Andere – und damit muss Schluss sein.
Richtig bewusst wurde mir diese noch mals, als ich Fotos eines alten Events ansah, bei dem ich geschockt war, wie müde, abgekämpft und erschöpft ich aussah. Und dieses Foto ist fast zwei Jahre her. So lange hatte ich schon zugelassen, dass ich mich selbst nicht mehr wichtig nahm? Das war doch nicht mehr ich?!?
Im ersten Schritt muss ich mir erst mal wieder klar werden, was mir wichtig ist und wo meine Grenzen sind! Ich muss lernen diese wieder zu spüren und zu artikulieren. Von den überraschenden Blicken der Gegenseite darf ich mich dabei nicht abschrecken lassen. Genauso wie sie gelernt haben mein Dasein als selbstverständlich anzunehmen, werden sie auch lernen können mich wieder differenzierter wahrzunehmen.
Ich muss feste Zeiten nur für mich festlegen und diese auch nicht nur Anderen, sondern auch mir gegenüber einfordern und einhalten. Ich muss weicher und verständnisvoller zu mir selbst werden. Denn oft bin ich selbst mein stärkster Kritiker.
Ich muss meine Grenzen klar Artikulieren und nach Hilfe bitten. Und ich darf meine Hilfe nicht immer anbieten, sondern nur dann, wenn mich das Geben in diesem Moment nicht zu sehr belastet.
Auch beruflich muss ich lernen klarerer Grenzen zu ziehen. Auch mal Projekte ablehnen um meine „MeTime“ zu sichern. Gar nicht so leicht, wenn man ein so ehrgeiziger Mensch ist wie ich.
Diese Veränderung ist für mich
Aber ich muss es tun – für mich! Ich muss mir diese Aufmerksamkeit und Zeit zugestehen! Ich muss mich selbst wichtig nehmen! Denn auch ich bin wichtig! Das hatte ich unter all dem Alltagswahnsinn einer 5-köpfigen Familie fast vergessen!
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