So habs ich gemacht – Teil 1
In einem sehr lieben Kommentar letzte Woche hat mir eine Leserin eine Reihe an Fragen gestellt zum Thema „Arbeiten mit Kindern“
Daher dachte ich, dass ich Euch (in voraussichtlich 4 Teilen) einfach mal erzähle, wie ich das so mache und gemacht habe mit dem Job und den Kindern.
Es geht mir nicht darum zu sagen, dass mein Weg der Beste ist – oder ich denke ihr solltet es auch so machen.
Vielmehr glaube ich, wenn wir unsere Erfahrungen miteinander teilen, kann dies Mut machen, Angst nehmen oder einfach bei der eigenen Entscheidungsfindung helfen
Dies ist also meine Vereinbarkeitsgeschichte
Teil 1: Und auf einmal war da ein Baby
Im Oktober 2005 machte mein Mann mir einen Heiratsantrag. Er war sehr spontan aber deswegen nicht minder romantisch.
Wir entschieden uns dazu, bereits im Dezember 2006 standesamtlich zu heiraten und im Sommer darauf noch mals kirchlich. (Der findige Leser weiß, dass damals noch ein echter Steuervorteil möglich war, im Jahr der Eheschließung. So nutzten wir die Steuerrückerstattung in 2005 als Finanzspritze für unsere kirchliche Hochzeit)
Anfang 2006 setzte ich die Pille ab. Uns beiden war klar, dass wir uns ein Baby wünschten – und so wollte ich schon mal das „Pillengift“ aus meinem Körper loswerden, bevor wir das mit der Familienplanung angingen. An kritischen Tagen passten wir in den folgenden Monaten besonders auf – denn der Wunsch nach einen Baby war zu diesem Zeitpunkt noch nicht akut.
Mein Körper hatte andere Pläne und so wurde ich im April – an meinem 27sten Zyklustag schwanger – und merkte es erst mal für einige Wochen nicht.
Als ich nach 4 Wochen immer noch keine Periode hatte ging ich zum Frauenarzt. Dieser beruhigte mich, dass dies normal sei, 3 Monate nachdem man die Pille abgesetzt hatte. Meine Periode hatte sich nur verzögert. Er sollte sich irren.
Als mir an einem Montag Morgen – nach einem feierreichen Wochenende – immer noch übel war wurde ich misstrauisch und machte einen Schwangerschaftstest. Dieser war positiv.
Zu diesem Zeitpunkt – in 2006 – war ich seit 5 Jahren selbstständig im Eventbereich unterwegs und kümmerte mich um Qualitätsmanagement, Optimierung und Einsatzplanung von Personal bei Großveranstaltungen.
2006 war auch das Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Ich hatte einen Großauftrag bei einem Kunden in der Allianz Arena und im Olympia-Park und Stadion für das gesamte Veranstaltungsjahr. Über mangelnde Arbeit konnte ich mich also nicht beklagen.
Da dies auch die Jahre zuvor so war, ermutigte mein Mann mich immer wieder Personal einzustellen, damit ich mehr und größere Aufträge annehmen könnte. Ich hatte Angst vor der Verantwortung und entschied mich dagegen.
Ich freute mich unheimlich auf mein Baby das im Dezember 2006 auf die Welt kommen sollte. Ein krönender Abschluss eines unglaublich tollen Jahres.
Ich arbeitet weiter wie bisher – jede Woche um die 60 Stunden. Das Schöne an meiner Selbstständigkeit war, dass ich mir die Zeit selbst einteilen konnte. Ich schlief jeden Tag bis 9.00 Uhr aus und gönnte mir eine lange Mittagspause gegen 14.00 Uhr. Dafür war mein Arbeitstag selten vor
23 Uhr zu Ende. Da ich ein Nachtmensch war, war dies kein Problem für mich. Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft und fühlte mich pudelwohl in meiner Haut.
Als die WM und das Konzertjahr vorbei waren heirateten mein Mann und ich mit einer großen kirchlichen Hochzeit. Mein Bauch war zu diesem Zeitpunkt noch relativ klein, obwohl ich bereits im 6ten Monat war und auf den Hochzeitsfotos sieht nur ein „Wissender“, dass ich ein Kind unter meinem Herzen trage.
Nach einer kurzen Hochzeitsreise in die Sonne machte ich mich auf die Suche nach einer Tagesmutter. Da mein Baby im Dezember 2006 Termin hatte war klar, dass ich kein Elterngeld bekommen würde. Diese Regelung trat erst 2007 in Kraft. Kranken- und Rentenversicherung liefen aber weiter – und Anspruch auf Mutterschutzgeld haben Selbstständige leider auch nicht. Aufgrund dieser Gegebenheiten und der Tatsache, dass meine Kunden auch kein Jahr (Elternzeit) mit Ihren Aufträgen warten würden, war klar, dass ich relativ schnell wieder arbeiten muss.
Eine Freundin der Familie war Tagesmutter und wohnte in unserer Nähe. Sie war selbst Mutter von 3 Kindern und wohnte in einem wunderschönen Haus mit großem Garten. Durch eine glückliche Fügung hatte sie ab Februar 2007 einen Platz frei. Ein echter Sechser im Lotto.
Mein Baby war 4 Tage die Woche für je 7 Stunden bei der Tagesmutter. In dieser Zeit erledigte ich meine Büroarbeit und alle wichtigen Kundentermine. Bei allen Terminen die am Nachmittag stattfanden war mein Baby mein treuer Begleiter. Bei Abendterminen übernahm der Papa die Betreuung, so das ich bei den von mir betreuten Events vor Ort sein konnte.
Ich stillte mein Baby voll und wenn ich nicht bei ihm war pumpte ich die Milch ab. Manchmal in meinem Büro, manchmal auch einfach auf einer Toilette beim Kunden.
Ich kann verstehen, wenn viele jetzt denken: „Mein Baby so früh abgeben – das könnte ich nicht.“
Ich habe mir diese Frage damals nicht wirklich gestellt – denn ich hatte keine echte Option zu diesem Zeitpunkt. Ich hatte keine Mitarbeiter, die mich unterstützen konnten. Meine Eltern waren selbst noch berufstätig und meine erfolgreiche Selbstständigkeit aufgeben von heute auf morgen wollte ich nicht (und es war finanziell auch nicht möglich).
Ich hatte aber immer vollstes Vertrauen in mein Netzwerk aus Tagesmutter, Papa und verständnisvollen Kunden, das ich um mich herum aufgebaut hatte.
Mein Rückblick:
Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke frage ich mich oft, wie ich das alles geschafft habe.
Ich glaube der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass ich mich fast nie habe verrückt machen lassen. Ich habe die Dinge einfach gemacht – Stück für Stück. Eine Herausforderung nach der Anderen. Dabei habe ich immer versucht zu allererst auf mich selbst und mein Baby zu hören. Ich war 27 Jahre – und in manchen Dingen sicherlich noch etwas naiv. Doch ich denke das war damals auch ein echter Pluspunkt für mich – denn ich habe mich selten verrückt machen lassen sondern immer wieder aufs Neue versucht herauszufinden, wie weit ich gehen kann und was uns als Familie gut tut.
Was ich heute anders machen würde?
Wenn ich heute nochmals das erste Mal in genau dieser Situation schwanger werden würde, wäre ich immer noch selbstständig. Ich hätte aber mit Sicherheit Mitarbeiter und wäre damals als Unternehmerin mutiger gewesen und hätte mehr in mein Können vertraut! Ich war gut in dem was ich getan habe – die Früchte von damals ernte ich heute immer wieder. Ich habe mich damals selbst unterschätzt und war ängstlich (aus beruflicher Sicht). Das war sicherlich der Nachteil meiner 27 Jahre. Mit einem guten Team im Rücken wäre die Vereinbarkeit sicherlich noch einfacher gewesen und ich wäre in diesem Bereich nicht mehr ein Einzelkämpfer gewesen. Heute ärgere ich mich über den mir damals fehlenden Mut!
Wie es nach 2007 mit mir beruflich weiterging und was sich mit dem 2. Kind alles änderte, dass verrate ich Euch dann im 2. Teil von „So habs ich gemacht“.
Und wenn ihr Fragen habt, dann schreibt mir gerne oder kommentiert diesen Beitrag. Ich freue mich, Eure Sicht der Dinge zu lesen.
Lieber Gruß
Eure Andrea