Die Sache mit dem Arbeitszeugnis
In einem meiner letzten Blogbeiträge habe ich ja die Frage gestellt ob Kinder im Lebenslauf erwähnt werden sollten oder nicht. Wie erwähne ich im Arbeitszeugnis Teilzeit Beschäftigungen? In meiner kürzlich vergangenen Bewerbungsphase habe ich mich dazu entschieden meine Kinder und auch meinen Familienstand nicht im Lebenslauf zu erwähnen und auch den Begriff Teilzeit versuche ich zu vermeiden.
Rückblickend, nach meiner Bewerbungsphase, war es für mich die richtige Entscheidung. Denn so hatte ich immer das Gefühl , dass meine erste Bewertung nur nach meinen beruflichen Qualifikationen die in meinem Lebenslauf und meinem Zeugnis zu finden waren bewertet wurden.
Nachdem ich nun im Januar im neuen Job starte, musste ich mich in den letzten Wochen mit einer weiteren, spannenden Frage auseinandersetzen, der sich viele „Teilzeitmütter“ sicher auch hin und wieder stellen werden müssen. Wie gehe ich mich dem Wort „Teilzeit“ in meinem Arbeitszeugnis um?
Zu meinem Hintergrund:
Bei meinem letzten Arbeitgeber habe ich 5 Jahre lang in einer Festanstellung mit einer 30 Stunden Woche gearbeitet. Eine Vollzeitstelle wäre hier vertraglich eine 40 Stunden Woche gewesen.
Im ersten Entwurf des Arbeitszeugnisses stand:
… Arbeitet in Teilzeit als Online-Marketing-Managerin…
Irgendwie wurde ich von Anfang an nicht warm mit dieser Formulierung. Ich war mir nicht sicher ob dies an meiner grundsätzlichen „Allergie“ gegen das Wort Teilzeit lag oder der Tatsache, dass ein „nicht erwähnen“ von Kindern im Lebenslauf eigentlich keinen Sinn macht, wenn dann im Arbeitszeug dieses stigmatisierende Wort „Teilzeit“ prangte.
In meiner forschen Art strich ich dieses Wort ersatzlos aus dem von der Personalabteilung zugemailten Dokument mit der Anmerkung: „Bitte streiche doch das Wort Teilzeit aus meinem Arbeitszeugnis. Bei einer Vollzeitkraft schreibt wird ja auch nicht „arbeitet in Vollzeit“ geschrieben – Danke Andrea“
In den folgenden Tagen hatte ich daraufhin einen persönlichen Termin mit unserer Personalerin um das Dokument noch mal gemeinsam durch zu gehen! Ich erklärte noch mal recht sachlich, dass ich das Wort „Teilzeit“ nicht in meinem Arbeitszeugnis stehen haben möchte – da dies in meinen Augen oft mit einer 50% Stelle in Verbindung gebracht wird.
Mit meine 30 Stunden ist die Diskrepanz zu Vollzeit allerdings nicht mehr besonders groß ausschlaggebend, dass dieses extra erwähnt werden müsse.
Was denkt die Personalerin beim Arbeitszeugnis in Teilzeit?
Die Personalerin hielt dagegen und meinte: Personaler die deinen Lebenslauf lesen wissen genau, dass Teilzeit viele Facetten hat. Zudem sei sie verpflichtet die Thematik Teilzeit im Arbeitszeugnis zu erwähnen.
Ich antwortete – nicht mehr ganz so sachlich: Hast Du Dich schon mal als arbeitende Mutter irgendwo beworben? Ich schon. Und genau deswegen möchte ich aufgrund meiner Qualifikation bewertet werden und nicht aufgrund der mit zur Verfügung stehenden Stunden. Und genau deshalb bin ich auch bereit zur Not mit einem der Geschäftsführer zu reden. Aber in diesem Punkt bin ich leider nicht kompromissbereit. Ich hoffe Du kannst das verstehen.
Einige Stunden später schrieb ich noch mal eine Email an unsere Personalerin – entschuldigte mich für meine „starke Willensäusserung“ bezüglich des Themas Teilzeit im Arbeitszeugnis und wies noch mal auf die § im Arbeitsrecht * hin, die entgegen ihrer Aussage nicht besagen, dass es zwingend notwendig ist die Anzahl der geleisteten Stunden zu erwähnen. Besonders nicht im meinem Fall, wenn die Diskrepanz zwischen der von mir geleisteten Stundenzahl und der Anzahl der Stunden in Teilzeit nur noch recht gering ist.
Ich habe am 23.12.2013 mein Arbeitszeugnis erhalten.
In meinem Arbeitszeugnis ist das Wort Teilzeit nicht mehr zu finden!
Wenn ich ehrlich bin, ist dieses Thema Teilzeit sicherlich ein kleines Päckchen, das ich bereits seit einigen Jahren mit mir herumtrage. Um genau zu sein seit 7 Jahren – seit ich Kinder habe.
Es ärgert mich einfach ungemein, wenn die Arbeitsleistung von Frauen und Männern, die aufgrund familiärer Gegebenheiten mit einer reduzierten Stundenanzahl arbeiten nicht aufgrund ihrer Arbeitsqualität sondern der Quantität beurteilt werden!
Auch wenn ich in der oben genannten Gegebenheit etwas pedantisch wirken mag, denke ich ist es sehr wichtig, dass wir Arbeitnehmer, die mit reduzierter Stundenzeit arbeiten uns selbst und auch anderen immer wieder klar machen, dass die Arbeit die wir leisten wichtig und wertvoll ist – und das im gleichen Maße wie die einer Vollzeitkraft.
Genau so sollte sie auch bewertet werden! Auch in einem Arbeitszeugnis!
In diesem Sinne
Lieber Gruß
Eure Andrea
P.S.: Wie ist/war es bei Euch in Sachen Arbeitszeugnis und Teilzeit? Und wie denkt ihr darüber? Ich bin gespannt.
*Quelle: https://www.job-pages.de/pdf-recht/06arbeitszeugnisse.pdf
Abschnitt: Wer hat Anrecht auf ein Arbeitszeugnis