Au Pair pro und kontra – ein Erfahrungsbericht
Die liebe Mama Mia fragte auf Twitter nach einer Liste Au Pair pro und kontra. Sie wollte wissen wie ich und Heikeland dieses Thema mit unseren bisherigen Erfahrung bewerten.
Ich brauche ein Au Pair. Kann die @Heike_land nicht mal nen umfassenden Pros/cons Post mit guten Tipps verfassen?
— Mama Mia (@Mama_Mia_Sommer) 9. März 2016
Da wir aktuell bereits wieder auf der Suche nach einem neuen Au Pair sind, das im Sommer unser jetziges (nach ihrem 1 jährigen Aufenthalt bei uns) ablöst, ist dies in der Tat ein Thema, das mich aktuell wieder selbst sehr beschäftigt. Daher will ich diese spannende Frage gern direkt auf meinem Blog mit Euch teilen:
Au Pair pro und kontra
Kontra:
Ihr habt eine weitere Person in Eurem Haushalt
Dieser Punkt hat in der Tat mehrere Gesichtspunkte. Ist aber auch die Frage, die ich am häufigsten gestellt bekomme. „Stört es Dich nicht, jemanden Fremden im Haus zu haben?“
Zum einen sehe ich das Au Pair nicht als Fremde, sondern als Familienmitglied. Bei uns hat unser Au Pair die Rolle der großen Schwester gegenüber den Kindern. Für uns ist sie ein Teammitglied, dass uns bei der Betreuung der Kids unterstützt. Ich sehe sie nicht als Angestellte – und daher ist sie für mich auch keine „Fremde“.
Eine weitere Person im Haushalt bedeutet aber auch: mehr Wäsche, mehr Dreck und mehr persönliche Bedürfnisse.
Das Thema Wäsche und Dreck lässt sich lösen, in dem von Anfang an klare Aufgaben verteilt werden. Idealerweise schriftlich fixiert und ggf. auch eingefordert werden, wenn sie nicht geleistet werden.
Die persönlichen Bedürfnisse sind etwas zeitaufwendiger! In unserem Fall ist es aktuell die Unterstützung bei der Jobsuche. Die Überarbeitung von Anschreiben und Lebensläufen usw.
Diese Dinge brauchen Zeit und Aufmerksamkeit. Darüber sollte man sich bewusst sein, wenn man sich für ein Au Pair entscheidet.
Unterschiedliche Erziehungskonzepte
Mit einer neuen Bezugsperson kommen neue Erziehungskonzepte ins Haus. Auch die Art wie das Au Pair mit den Kindern umgeht und sie anleitet wird nicht immer die gleiche sein wie Eure. In einem Haushalt mit z.B. 3 Kindern ist es oft laut, wild und stürmisch. Wenn man dabei als Mensch vorsichtig, ruhig und zurückhaltend ist, kommt das Au Pair hier schnell an ihre Grenzen. Das merken auch die Kinder. Auch hier ist es wichtig, das Au Pair in ihrer Arbeit immer wieder zu bestärken. Ihr Hilfe zu geben im Umgang mit den Kindern und auch den Kindern immer wieder zu sagen, dass auch das Au Pair die gleiche Rolle eines „Erziehungsberechtigten“ innehat wie die Eltern. Auch braucht es Eltern, die mit Gelassenheit Dinge akzeptieren, die mal nicht so laufen, wie man es sich selbst vorstellt und das Au Pair auch einfach „machen zu lassen“. Das ist manchmal gar nicht so einfach.
Ihr werdet zum Arbeitgeber und Vorgesetzten
Das hört sich im ersten Moment erst mal nicht als Nachteil an. Ist aber in meinen Augen ein Punkt, der tatsächlich nicht zu unterschätzen ist.
Die Rollenverteilung zwischen Au Pair und Gasteltern ist nicht wie zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter. Hier spielt die persönlichere Ebene eine große Rolle. Dennoch ist es wichtig, immer wieder Feedback zu geben, auszuhalten, Dinge einzufordern und auch korrigierend einzugreifen.
Bei dieser neuen Rollenverteilung war dies besonders in den ersten Monaten für mich ein echter Balance-Akt. Wie äußere ich Kritik, ohne dass unser Au Pair sich angegriffen fühlt oder beleidigt ist. Wie sage ich, wenn ich mit einer bestimmten Leistung nicht zufrieden bin. Gerade zu Beginn habe ich mich mit diesem Punkt sehr schwer getan, da bei mir immer die Angst mitgeschwungen hat, dass unser Au Pair uns verlassen könnte. Das Problem ist: Wer am Anfang keine Kritik äußert, tut sich hier im bereits laufenden Prozess um so schwerer, da das Gegenüber dies nicht gewohnt ist. Ich musste meine Rolle also erst finden. Für unser kommendes Au Pair weiss ich, dass ich die Angst, Angst sein lassen muss und einen festes, monatliches Feedbackgespräch einführe. So können sich beide Seiten sagen, was gut läuft und was nicht.
Pro:
Ihr habt eine flexible Betreuung im Haus.
Wir besprechen anhand eines Wochenplans jeden Sonntag, was in der kommenden Woche ansteht. Wir definieren Uhrzeiten, wann unser Au Pair wo sein muss, wann sie frei hat, wann sie kocht usw. Bei uns ist jede Woche anders und in der Vergangenheit war es ein echtes „Babysitter-Jonglieren“ um alles unter einen Hut zu bekommen. Gerade in Punkto Geschäftsreisen. Mit Au Pair ist dieser Prozess viel leichter. Auch ist die Bezugsperson für die Kinder immer die Gleiche, was Ihnen mehr Sicherheit und Routine gibt.
Neue Sprache und Kultur für Eure Kinder
Mit einem Au Pair aus einem fremden Land ziehen auch andere Sitten, Speisen und Bräuche mit ein. So können die Kinder spielerisch eine andere Sprache lernen oder lernen fremde Gebräuche und Speisen kennen. Bei uns kocht das Au Pair einmal die Woche Abendessen. Hier gibt es ein Gericht, wie es auch ihre Mutter zu Hause kocht und nicht ein Rezept aus einem deutschen Kochbuch.
Ich habe das Gefühl die Kinder werden aufgeschlossener und interessierter, was das Leben andere Menschen, Sitten und Kulturen angeht. Ich empfinde dies als besondere Bereicherung.
Entzerrung des Alltags
In der Vergangenheit habe ich zu den meisten Terminen alle drei Kids mitnehmen müssen. Zahnarzt für den Großen. Die beiden Kleinen müssen mit mir im Wartezimmer sitzen. Gitarrenunterricht beim Mittleren. Die Jüngste ist mit mir den halben Nachmittag im Auto unterwegs.
Heute gehe ich alleine mit dem Großen zum Zahnarzt, während unser Au Pair die Kleinen aus dem Kindergarten abholt und mit ihnen zu Hause spielt. Ein kurzer Stop im Supermarkt danach bedeutet kein gehetztes durch die Gänge laufen, denn ich weiss, die Kinder sind versorgt. Für mich ist dies eine unglaubliche Erleichterung im Alltag.
Au Pair pro und kontra – ist kein schwarz und weiss sondern hat viele Facetten. Es ist ein fremder Mensch, der bei Euch einzieht. Mit seiner eigenen Geschichte, seinen eigenen Wünschen und seinen eigenen Vorstellungen. Wie auch im restlichen Leben ist es wichtig, sich genau darüber von Anfang an auszutauschen. Klar zu machen, was die Erwartungen sind. Die Wünsche und die Pflichten. Und dieser Dialog muss am Leben bleiben. Partnerschaftlich und dauerhaft, damit beide Seiten glücklich sind. Das läuft nicht nebenher, sondern braucht Zeit. Aber wie bei allen zwischenmenschlichen Beziehungen kann es Spaß machen. Wenn die Chemie stimmt zwischen den handelnden Personen. Am Ende kann aus einem Au Pair auch eine Freundin werden – für die Kinder und die Eltern.
Der Grundpfeiler dafür ist die Auswahl des Au Pairs, bei der neben den harten Fakten und Fragen sicher auch das Bauchgefühl eine sehr große Rolle spielt! Wenn die gemeinsamen Grundvoraussetzungen stimmen, dann glaube ich, dass ein Au Pair eine tolle Lösung sein kann – für die Familie und das Au Pair.
Noch mehr Tipps und Hilfen bei der Suche und dem Zusammenleben mit einem Au Pair findet ihr hier in meinem Blog.