Nov 28, 2016 | Familienleben, Mein München
Seit einem Jahr besucht unser großer Sohn nun den Schauspielunterricht an einer Kinderschauspielschule in München. Ein Wunsch, den er damals äußerte, nachdem er an einem Theaterprojekt in der Schule teilgenommen hatte. Der Unterricht ist nicht auf das Einüben eines Theaterstückes ausgelegt, sondern auf das Erlernen von Schauspieltechniken und der Adaption dieser in das „echte Kinderleben“.
Der Ansatz hatte uns damals so gut gefallen, dass wir seither unseren Sohn jeden Freitag eine Stunden lang nach München fahren – dort eine Stunde warten, während des Theaterunterrichts – und ihn danach wieder nach Hause fahren.
Ein ganz schöner Aufwand für „nur“ ein Hobby werden viele denken! So dachte ich zu Beginn auch. Doch da es uns wichtig ist, dass unsere Kinder ihre ganz eigene Leidenschaft entwickeln für Dinge außerhalb der Schule, machten wir ihm den Besuch des Schauspielunterrichts möglich.
Schauspielunterricht für unseren Großen – es hat sich gelohnt
Nachdem die task Schauspielschule München einmal im Jahr einen Theaternachmittag im LEO 17 veranstaltet, für den die Kinder ihre Stücke selbst schreiben und inszenieren, war es gestern Abend so weit. Mein Sohn auf den Bretten die die Welt bedeuten.
Das Thema des Theaternachmittags „Augenblicke“
Bereits das erste Theaterstück traf den Nagel auf den Kopf! „Die Kindheit ist ein Augenblick Gottes“ war der Titel und die Kinder inszenierten in witzigen und eindringlichen Szenen wie oft sie „müssen“ und „sollen“ und „nicht dürfen“. Wie oft wir Erwachsenen die Regeln vorgeben und wie selten sie eigentlich einfach nur „sein“ dürfen.
„Im Land der inneren Kräfte“ erzählt die Geschichte von Emma. Wie es ist an eine neue Schule zu kommen und keine Freunde zu haben. Eine Reise in das Land der inneren Kräfte hilft Emma dabei selbstbewusst zu werden, Mut zu haben und dies auch auszustrahlen. Am Ende dieses Theaterstücks meinte mein Mittlerer : „Es wäre schön, wenn das so einfach wäre“. Dieser Satz hallte bei mir lange nach!
In „Das Zeitbüro“ scheint es ein ganz normaler Büro-Morgen zu werden. Die Mitarbeiter bearbeiten Anträge. Alles geht seinen gewohnten Gang. Doch auf einmal geht nichts mehr! Ein Hacker hat die Zeitkonten gehackt und die Freizeit der Erwachsenen geklaut. Die Kinder wollen gerne spielen – doch die Erwachsenen haben keine Zeit. Die Kinder wollen ein Buch lesen – doch die Erwachsenen haben keine Zeit.
„Wir haben doch keine Zeit, wir haben doch keine Zeit“ schallt es im Chor von der Bühne. Zum Glück schaffen es die Mitarbeiter des Zeitbüros, den Hacker zu überlisten und die Freizeit der Erwachsenen zurückzugewinnen.
Wir bekommen den Spiegel vorgehalten von unseren Kindern, die ihre Gefühle auf der Theaterbühne offenbaren.
Zusammen mit ihren Theaterlehrerinnen zeigen sie uns, was ihnen wichtig ist! Der Augenblick! Zeit!
Auch die weiteren vier Theaterstücke beschäftigen sich mit dem Thema Freundschaft, Mobbing, Glück und Unglück aus der Kinderperspektive und berühren und lassen uns reflektieren.
Uns Eltern wird ein Spiegel vorgehalten!
Unsere Kinder bitten uns, den Augenblick mehr zu genießen, zu entschleunigen und ihre Bedürfnisse und Ängste nicht aus den Augen zu verlieren. Dies tun sie auf eine ganz besondere Art und Weise, die mich sehr berührt.
Das unser Sohn die Möglichkeit hat, seine Wünsche und Ängste auf diese Art und Weise in einem geschützten Raum mit Freunden zu teilen und vorzutragen, bedeutet mir unglaublich viel.
Der Schauspielunterricht hat ihm geholfen, sich selbst ein Stückchen näher zu kommen. Am Leuchten in seinen Augen kann ich sehen, wie viel ihm das bedeutet. Das Selbstbewusstsein, das mein Sohn während der 20 Minuten auf der Bühne getankt hat ist unbezahlbar.
Dieser Sonntag Nachmittag hat mir einmal mehr bewiesen, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder die Chance haben ihre ganz eigene Begeisterung und Leidenschaft zu entwickeln.
Wie wichtig es ist, sie darin zu fördern an sich selbst zu glauben und mutig zu sein – sie dabei aber nicht anzutreiben oder zu überfordern.
Bei unserem großen Sohn ist die Schauspielerei das, was ihm am Herzen liegt und ihn glücklich macht. Dabei muss kein nächster Matthias Schweighöfer aus ihm werden.
Ein glücklicher Junge mit Mut, Selbstvertrauen und innerer Sicherheit reicht uns dabei völlig aus!
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Jul 4, 2015 | Familienleben
Wusstet ihr, dass es neben den uns allen bekannten Menschenrechten auch gesonderte UN-Kinderrechte gibt?
Ich muss gestehen, bin zum hörenswerten „Mutterskuchen“-Podcast von @aluberlin und @fraumierau wusste ich dies nicht.
Auf ihrem Blog „Große Köpfe“ ruft Alu zu einer Blogparade auf. Was denken (Eltern)Blogger über die Kinderrechte? Welche Rechte sind in ihren Augen besonders wichtig, welche fehlen?
Die UN-Kinderrechtskonvention wurde 1989 ins Leben gerufen und seither von allen Ländern dieser Erde (außer USA und Südsudan) unterzeichnet. Deutschland übernahm ab 1992 die Kinderrechte in seine nationale Gesetzgebung.
In Stichpunkten zusammengefasst sind diese Rechte folgende:
- das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht
- das Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit
- das Recht auf Gesundheit
- das Recht auf Bildung und Ausbildung
- das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung
- das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln
- das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewaltfreie Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens
- das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung
- das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause
- das Recht auf Betreuung bei Behinderung
In den letzten Tagen habe ich mir immer wieder Gedanken darüber gemacht, welche dieser Rechte wir in unserer Erziehung automatisch umgesetzt haben, und wo auch bei uns eventuell noch Nachbesserungsbedarf ist.
In unserer Familie gibt es einen für uns alle wichtigen Grundsatz:
Wir reden miteinander – über alles, ehrlich und offen!
Wir ermutigen unsere Kinder, Dinge zu hinterfragen und ihre Wünsche zu äußern und sich für diese auch einzusetzen.
Wir lehren sie, mit ihren Mitmenschen respektvoll umzugehen, in dem wir sie mit dem gleichen Respekt behandeln, mit dem wir behandelt werden wollen.
Da hört sich jetzt etwas hochtrabend an, ist aber im Alltag je nach Alter des Kindes individuell umsetzbar.
Die Jüngste – 3 Jahre:
Unsere jüngste Tochter hatte schon sehr früh konkrete Vorstellungen darüber, wie die Dinge zu laufen haben. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten, wenn es zu Klamotten kommt. Sie will grundsätzlich nur Kleider und Röcke tragen. Ich habe recht schnell gemerkt, wie wichtig ihr dies ist und wie stark dieses Streben ist. Für sie scheint diese Kleidung eine Art Abgrenzung zu ihren Brüdern zu sein.
Also habe ich Lösungen gefunden, wie wir beide mit diesem Wunsch zufrieden sind.
Im Winter trägt sie ihre Kleider mit Leggings und Langarmshirt. An Waldtagen kann sie mit dem Kleid in die Kita gehen und sich dort eine Hose anziehen, wenn sie losgehen. Wenn sie den Wunsch hat in einer Verkleidung in den Kindergarten zu gehen lasse ich sie gewähren. Auch hier gebe ich ihr Wechselkleidung mit. Dinge, die in der Saison oder zur aktuellen Wetterlage nicht passend sind, entferne ich aus ihrem Schrank. Somit hat sie immer das Gefühl, dass sie sich frei entscheiden kann. Klar gefällt mir nicht immer, was sie sich aussucht – aber ich denke darauf kommt es nicht an. Denn sie muss sich wohlfühlen in ihrer Haut.
Unser Mittlerer – 5 Jahre:
Unser Mittlerer kann sehr schlecht mit Niederlagen und Frust umgehen. In der Regel endet dieser in einem sehr lauten Wutanfall und einer kompletten Blockadehaltung. Um die erste Wut zu lindern hilft hier körperliche Nähe. Nicht mehr, und nicht weniger. Am Anfang habe ich versucht die Situation mit ihm direkt zu besprechen – doch seine Blockadehaltung wurde meist nur größer und äußerte sich durch ein „Lass mich in Ruhe“ .
Seit ich ihm hier mehr zuhöre und seine Wünsche respektiere, finden wir wieder viel schneller zueinander. Oft braucht er einfach 10 Minuten nur für sich, bis er dann mittlerweile oft von sich selbst noch mal auf einen zukommt und das Gespräch sucht. Er hat das Gefühl ernst genommen zu werden und das gibt ihm die Möglichkeit wieder mit sich selbst und der Situation ins Reine zu kommen.
Unser Großer – 8 Jahre:
Unser Großer ist ein Kopfmensch. Das war er schon immer. Er will die Dinge verstehen und hinterfragt daher fast alles. Oftmals ist es sehr anstrengend, da es einfach viel Zeit und Geduld in Anspruch nimmt. Auf der anderen Seite ist es wunderschön so einen verstandsgetriebenes Kind zu haben, mit dem man alles besprechen kann. Ich versuche hierbei keine kindlichen Umschreibungen zu finden sondern die Dinge ehrlich und offen in einer kindlichen Sprache mit ihm zu erörtern. Ich gebe ihm die Möglichkeit Schlussfolgerungen zu ziehen und Entscheidungen und Urteile selbst abzuwägen. Habe ich das Gefühl wir sind noch nicht ganz am Ziel ermutige ich ihn, die Sache weiter zu verfolgen und zu hinterfragen. Dabei reden wir über alle Dinge, die um uns herum geschehen. Die aktuelle Flüchtlingssituation, seine Klassengemeinschaft, warum Ehrgeiz in gewissem Rahmen etwas Gutes ist, warum Hochmut nicht schön ist und dass Mut sich meist immer auszahlt. Ich versuche ihn hierbei anzuleiten aber nicht zu leiten. Er weiss, dass er mit allen Themen zu mir kommen kann und ein „Das verstehst Du noch nicht – dazu bist Du zu klein“ gibt es bei uns nicht.
Warum ich das Ganze zum Thema Kinderrechte hier schreibe?
Weil ich denke, dass es wichtig ist, dass wir unsere Kinder ermutigen zu hinterfragen, sich selbstbewusst für ihre Wünsche und Bedürfnisse einzusetzen und sich zu trauen offen und ehrlich auch ihr Unwohlbefinden auszudrücken.
Sie dabei zu beobachten, wie sie z.B. in einer Konfliktsituation in ihrem Klassenverband verletzt werden tut als Eltern unglaublich weh. Dennoch sollte es in meinen Augen nicht unser Bestreben sein sich dann direkt selbst in diese Situation zu werfen und ein Schutzschild für sein Kind zu sein.Vielmehr sollten wir den Kindern Hammer, Nägel und Holz reichen und ihnen dabei helfen ihr eigenes Schutzschild zu bauen, so wie sie es wollen und benötigen.
So ein Schutzschild sind auch die Kinderrechte! Unsere Kinder sollten Sie kennen und wissen, dass sie und ihre Wünsche und Bedürfnisse wichtig sind. Wir als Eltern sind ihre verlässlichen Partner die stets an ihrer Seite stehen und sie bestärken und Kraft geben. Und Stück für Stück werden sie uns immer weniger brauchen und ihre eigenen Wege gehen.
Das ist dann ganz wunderbar und richtig so! Denn sie wissen was sie können und kennen ihre Rechte und Wünsche. Sie werden ihren Weg machen. Und zur Not sind wir Eltern immer für sie da!
Auf grosseköpfe findet ihr noch viele weitere Beiträge zu diesem spannenden Thema.
Außerdem freue ich mich, wenn ihr Eure Meinung zu den UN-Kinderrechten auch hier auf meinem Blog mit mir diskutiert.
Lasst uns reden!
Eure
Andrea
Dez 23, 2014 | Familienleben
Der Großteil meiner Texte geht mit mir viele Tage oder manchmal sogar Wochen auf Reisen. Begleitet mich beim Joggen und sitzt mit mir im Business-Flieger zum nächsten Meeting. In Gedanken formuliere ich ganze Textpassagen – korrigiere sie dann wieder und fange teilweise wieder von vorne an. Bevor die Texte also in meinem Blog landen waren sie in der Regel sehr lange in meinem Kopf und meinem Herzen. Bei diesem über die Frage nach dem Erziehungskonzept ist das anders…
Vor einigen Tagen bekam ich aufgrund eines Twitter-Postings die Frage gestellt:
Und seitdem weiss ich, dass ich darüber gerne schreiben möchte und denke darüber nach, wie ich die Gedanken in meinem Kopf zu Papier bringen kann.
Braucht es zum Erziehen ein Konzept?
In den meisten Dingen bin ich ein Autodidakt, lese selten Ratgeber sondern höre meistens auf mein Gefühl. So ist es auch in der Kindererziehung.
Wenn ich aber so selbstbewusst behaupte ich habe ein Erziehungskonzept – worauf beruht dieses dann?
Mein Erziehungskonzept ist Kommunikation!
Wenn es um meine Kinder, meine Ehe und auch meinen Job geht steht für mich die Kommunikation immer im Mittelpunkt. Mit Reden habe ich meine Ehe in die richtigen Bahnen gelenkt, in einer Zeit in der nicht alles nur Sonnenschein war. Mit Reden haben mein Großer, mein Mann und ich es geschafft mit Mobbing umzugehen und zu überwinden.
Und ich dem ich mir selbst immer wieder gut zugeredet habe, habe ich dieses Jahr einen Triathlon bezwungen.
In der Erziehung möchte ich, dass meine Kinder verstehen was mir wichtig ist, worauf sie besonders achten müssen und was ich nicht will.
Dafür muss ich viel reden.
Immer wieder.
Und oft immer wieder das Gleiche.
Ich möchte, dass sie verstehen warum sie einen Helm tragen sollen beim Radeln, Rollern und Skifahren.
Ich möchte, dass sie verstehen warum sie sich vor und nach dem Essen die Hände waschen müssen.
Ich möchte, dass sie verstehen warum es wichtig ist rücksichtsvoll und verständnisvoll zu sein.
Mein Schwiegervater sagt ich diskutiere zu viel mit den Kindern. Und ich der ein oder anderen Situation hat er sicherlich recht. Doch oftmals glaube ich, dass der Weg des „Befehl Ausführens“ wie er es primär lebt nur der für ihn bzw uns Erwachsene einfachere ist.
Denn ganz ehrlich: Immer und immer wieder reden und sich Erklären, Diskutieren und Verhandeln ist oftmals wirklich anstrengend.
Manchmal läuft das mit der Erziehung anders als geplant!
Ich schaffe es auch nicht immer nur zu reden – manchmal schreie ich leider auch bin überhaupt nicht mehr „pädagogisch wertvoll“. Dennoch habe ich das Gefühl, dass es so wie wir es machen ganz gut für uns funktioniert. Ich fühle mich wohl mit meinem „Erziehungskonzept“ und habe das Gefühl es passt zu mir und unserer Familie.
Und ich denke genau darum sollte es gehen – einen Weg zu finden, der als Familie der Richtige ist. Mit dem die Kinder und die Erwachsenen sich wohl fühlen und glücklich sind.
Der Name ist dabei wirklich zweitrangig, solange alle damit glücklich sind!
Oder?
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