Was die Wochenendehe aus uns gemacht hat
Noch 5 Arbeitstage – dann schließen wir mit einem Familienkapitel ab. Der Wochenendehe. Die letzten 2 Jahre arbeitete mein Mann unter der Woche in einer anderen Stadt. Erst in Düsseldorf – später als Unternehmensberater immer dort, wo der aktuelle Kunde saß.
2 Jahre Wochenendehe
Die Entscheidung für die Wochenendehe war damals alternativlos. Es gab für uns kein „Für und Wider“. Kein „Sollen wir das machen, oder nicht“ – nur ein „So ist das nun“.
Kommentare wie: „Wochenendehe – also ich könnte das ja nicht“ waren in den letzten zwei Jahren für mich wie ein Stich ins Herz. Für uns als Familie stellte sich nie die Frage ob wir das alles schaffen könnten – denn wir mussten.
In den ersten 1,5 Jahren der Wochenendehe unterstützten uns Au Pairs dabei, den gesamten Organisations- und Vereinbarkeitsapparat am Laufen zu halten. Die letzten 8 Monate war ich mit den Kids unter der Woche komplett alleine.
So war ich unter der Woche mit unseren drei Kindern, meinem Job, dem Haushalt und Co. auf mich allein gestellt. Unterstützung holte ich mir durch eine Putzfrau, durch Babysitter und meine Eltern, Schwiegereltern und Schwestern.
Doch irgendwie war dies am Ende immer ein sehr fragiles Bauwerk und ich mir oft nicht sicher, ob dies am Ende die Bedürfnisse aller tragen würde. Diese Sorge raubte mir oftmals wertvolle Stunden Schlaf.
Was die Wochenendehe aus uns als Familie gemacht hat?
Die letzten 2 Jahre haben uns als Familie verändert. Sie haben uns zum einen als Familie mehr zusammengeschweißt und uns dennoch zur gleichen Zeit geteilt.
Unsere Wochenenden verbringen wir nun noch intensiver und bewusster. Wir nehmen uns als Familie noch mehr gemeinsame Zeit, besuchen gemeinsam schöne Events, genießen die Zeit die wir haben durch und durch.
Gleichzeitig hat die Wochenendehe uns auch entzweit, denn es gab so viele Momente, die wir nicht gemeinsam als Familie erlebt haben. Große wie kleine. Der Theaterauftritt des Großen, das Sommerfest im Kindergarten, die Geburtstage der Kinder – all das erlebten wir nie zusammen als Familie.
Ich bemühte mich mit allen Kräften, dass es meinen Kindern an nichts mangelte – doch das gelingt nun mal nicht immer. Meinem Mann machten diese Momente besonders zu schaffen, da er eigentlich durch und durch Familienmensch ist.
All diese Bedürfnisse, das Vermissen, die Sehnsucht und das immer wieder aneinander gewöhnen. Emotional waren die letzten beiden Jahre eine echte Achterbahnfahrt. Inklusive einiger Tränen.
Die Wochenenden – teils heiter teils bewölkt
Auch wenn wir uns sehr bemühten, die gemeinsamen Wochenenden besonders zu genießen, gelang uns das nicht immer. Nach einer besonders zehrenden Woche hatte ich nur noch den Wunsch alleine zu sein. Wenn die Arbeitswoche beruflich alles forderte, fiel es meinem Mann besonders schwer am Wochenende zu entspannen und den Stress nicht mit nach Hause zu bringen.
Die Sonntage wurden hin und wieder getrübt von dem Gefühl sich bald wieder trennen zu müssen und warfen einen Schatten auf die gemeinsame Zeit. Es war nicht immer leicht!
Was die Wochenendehe mit mir gemacht hat
Die letzten zwei Jahre haben mich stark verändert! Stärker bin ich geworden und selbstbewusster, denn die Zeit hat mir gezeigt, wie viel Kraft in mir steckt. Doch ich bin auch einsamer geworden. Da ich beruflich bereits hin und wieder unterwegs war, versuchte ich zum Ausgleich die restliche Zeit bei meinen Kindern zu sein. Ein Cocktail mit Freundinnen abends in der Bar, einen gemeinsamen Café in der Sonne – dafür habe ich mir in den letzten 24 Monaten keine Zeit genommen.
Doch Freundschaften brauchen Zeit und Pflege. Fehlen diese, ist es schwer, sie aufrecht zu halten.
So verbrachte ich viele, viele Abende zu Hause bei meinen Kindern. Arbeitete, saß viel alleine auf meiner Couch und wurde sicherlich hier und da auch etwas eigenbrötlerisch. Ich war nicht nur allein unter der Woche – ich war auch oft einsam.
Das Anpassen der beruflichen Stellschrauben vor 6 Monaten sollte mir eigentlich mehr Freiheit und Zeit geben – doch da meine Selbstständigkeit direkt sehr gut Fahrt aufnahm lief auch das nicht ganz wie geplant. Zwar hatte ich endlich mehr Flexibilität in der Einteilung meiner Zeit – doch da ich beruflich einfach schon immer ambitioniert war, gönnte ich mir zu wenige Auszeiten.
Kann eine Wochenendehe überhaupt funktionieren?
Wie bei den meisten persönlichen Entscheidungen denke ich, dass es auch bei dieser keine pauschale Antwort gibt. Sicherlich war unsere Kombination aus zwei berufstätigen Eltern und drei Kindern eine ziemlich herausfordernde. Wäre ich eine Hausfrau gewesen und hätte dadurch „nur“ die familiäre Belastung gehabt, wären viele Dinge sicher anders gelaufen. Hätten wir nicht da Glück gehabt, dass mein Mann ein tolles Jobangebot in München bekommen hätte, wäre bei uns zudem sicherlich wieder ein Au Pair eingezogen. Denn in den letzten Monaten habe ich diese Flexibilität sehr vermisst.
Die letzten zwei Jahre waren wirklich hart! Für mich. Für unsere Ehe. Ich würde sogar sagen, es war unsere bis dato schwierigste Zeit für uns als Paar und Familie!
Es wird sicherlich noch einige Zeit brauchen, bis sich unser Zusammenleben wieder komplett eingespielt hat. Diskussionen und unterschiedliche Meinungen werden hierfür sicherlich auch immer wieder nötig sein. Doch wir haben sie gemeistert. Mit viel Ehrlichkeit, offenen Gesprächen und dem Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse.
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