Dez 8, 2014 | Vereinbarkeit
Heute geht es wie versprochen mit meiner Serie „So habs ich gemacht“ weiter
Wir sind im Juni 2007 – mein Baby ist ein halbes Jahr alt und ich stelle fest – mir fehlt Familienzeit.
Die viele Nacht- Wochenendarbeit die meine Selbstständigkeit mit sich bringt zollt mit Baby auf drastische Weise ihren Tribut.
Wie ein Geschenk des Himmels bekomme ich von einer Agentur, für die ich bereits seit vielen Jahren als freie Mitarbeiterin tätig war die Möglichkeit, ein festes Projekt in Teilzeit (20 Wochenstunden) zu übernehmen.
Glücklich über den Luxus von bezahlten Krankheits- und Urlaubstagen nehme ich dieses Angebot an und gehe wieder in die Festanstellung zurück.
Ich darf einen internationalen Kunden bei der europaweiten Einführung seiner Werbekampagne betreuen. Mein Chef kennt mich schon lange – hat selbst vier Kinder und schenkt mir vollstes Vertrauen.
Mein Erstgeborener feiert seinen ersten Geburtstag, wir wohnen in einem schönen Haus in einem wunderschönen Ortsteil in München. Eigentlich könnte alles perfekt sein! Doch das erste Jahr des Elternseins hat Spuren hinterlassen in meiner Ehe über die wir immer wieder unschön stolpern.
Auf einmal kann keiner von uns einfach mehr machen was er will, sondern jeder Termin muss besprochen und abstimmt sein. Eine Kollegin in der Agentur, die bereits viele Jahr verheiratet ist und zwei pubertierende Söhne hat erzählt mir von ihrem Paar-Coaching, das
sie vor vielen Jahren mit ihrem Mann gemacht hat. So entscheiden mein Mann und ich auch diesen Schritt zu gehen um gemeinsam neue Lösungswege für unsere Konflikte zu finden. Eine Entscheidung und Hilfe, von der wir bis heute profitieren!
Parallel stelle ich fest, das die Tagesmutter, die selbst 3 Kinder hat und dadurch immer wieder krankheitsbedingt ausfällt auf Dauer nicht mehr die richtige Lösung bei meiner Festanstellung für uns ist. In unserer Nachbarschaft eröffnet zeitgleich eine neue Krippe in einem unglaublich tollen, umgebauten 2 Familienhaus.
Wir entschließen uns unseren Sohn dort anzumelden.
An diese Zeit erinnere ich mich heute noch so gerne zurück. Die Einrichtung und die Erzieher waren einfach nur zauberhaft. Sie arbeiteten nach der Reggio-Pädagogik, die mit den Stärken und nicht gegen die Schwächen der Kinder arbeiten. Unser Sohn geht unglaublich gerne in die Einrichtung und liebt seiner Erzieherinnen.
Wir genießen zudem den Austausch mit Eltern aus dem unmittelbaren Umfeld. Einige von Ihnen sind noch heute unsere Freunde, obwohl wir mittlerweile weiter weg gezogen sind.
Irgendwann kommt der Punkt an dem mein Wunsch nach einem zweiten Kind immer größer wird und so entschließen wir uns 2008 dazu ein weiteres Baby zu bekommen.
Leider mussten wir feststellen, dass das mit dem Schwanger werden nicht immer so ein Selbstläufer ist wie bei unserem Großen und es dauert eine Weile bis ich schwanger werde.
Im Winter 2008 stelle ich meine Schwangerschaft fest wir sind überglücklich!
Dann der Schock!
In der 10 Woche muss die Schwangerschaft abgebrochen werden, da sich der Embrio nicht altersgerecht weiterentwickelt hat. Es ist ein Gefühl als wird einem das Herz mit herausgerissen und für einige Wochen fallen wir in ein sehr tiefes, schwarzes Loch!
Zum Glück ist da aber bereits ein wundervolles Kind, dass uns nicht viel Zeit zum Grübeln lässt. Zudem bin ich ein ewiger Optimist und rappel mich nach einigen Wochen wieder auf.
Dennoch sind die Wunden so tief, dass ich beschließe das Thema 2. Baby erst einmal auf Eis zu legen.
Statt dessen beginne ich mich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen.
Ich habe das Gefühl, wenn das mit dem Baby nicht klappt, dann gebe ich eben im Job Gas.
Ich habe Glück und finde nach kurzer Suche einen tollen Job in Teilzeit (25 Stunden) als Kampagnen-Managerin in einem Online-Startup. Zu meinem Einstieg in den Job ist das Unternehmen 25 Mitarbeiter groß.
Unsere Zielgruppe ist die „junge Familie“ und ich bin begeistert, dass mein Wissen als Mutter so gefragt ist.
Ich liebe meinen Job und gehe voll darin auf. Dennoch bringe ich aus unserem Urlaub im Herbst ein kleines „Mitbringsel“ unter dem Herzen mit. Ich fühle mich in meinem Job so gesettelt, dass ich das Gefühl habe, ein weiteres Kind wird daran nichts ändern.
Mein zweiter Sohn kommt im späten Frühjahr 2010 zur Welt. Diesmal beschließe ich, 1 Jahr in Elternzeit zu gehen und das erste Jahr mit meinem Baby noch mehr zu genießen. Die Sicherheit der Festanstellung gibt mir die Möglichkeit meinen unruhigen Geist zur Ruhe kommen zu lassen.
Im Mai 2010 melde ich meinen mittlerweile 3 jährigen Großen aus der Krippe ab und wir genießen den Sommer zu dritt in vollen Zügen. Wir hatten Traumwetter und waren gefühlt ständig im Freibad.
Auch wenn der Große jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen fragt: „Mama, was machen wir heute“ da er den Rhythmus und das Programm der Kita gewohnt ist sind wir nach einigen Wochen ein eingespieltes Team. Im September 2010 kommt der Große dann in den Kindergarten.
Mit seiner alten Krippe habe ich vor seinem Verlassen bereits den Kita Platz für den Kleinen klar gemacht und somit starte ich im Frühjahr 2011 wieder in den Job.
Ich muss feststellen, dass das Start-Up mittlerweile 100 Mann stark ist und zwei meiner alten Kolleginnen, die direkt aus dem Studium dort in den Job starteten nun einen Monat vor meiner Rückkehr zu meinen Vorgesetzten befördert wurden.
Ich ärgere mich tierisch, dass ich so übergangen wurde! Doch ich muss mir auch selbst zum Vorwurf machen, dass ich nicht oft genug präsent war in meinem Jahr Elternzeit. Hier und da mal Mittagessen mit einer Kollegin. Aber meiner Vorgesetzten und den Geschäftsführern habe ich weder beim Verlassen noch vor meiner Rückkehr in den Job gesagt, was meine beruflichen Zukunftswünsche sind.
So gehe ich also zurück in einen „typischen“ Teilzeitjob, in dem mir eher die „unwichtigeren“ Jobs übergeben werden und mir meine jungen Kolleginnen regelmäßig Informationen nicht zukommen lassen, die Nachmittags in unsere Abteilung getragen werden.
Mein Fazit:
Grundsätzlich wurde mein Mut mich mit einem Kind bei einem neuen Arbeitgeber zu bewerben belohnt. Diesen Schritt würde ich immer wieder machen.
Ich habe trotz meiner Mutterschaft ein neues Terrain betreten und diesen Schritt nie bereut!
Auch das Jahr Elternzeit und unsere exklusive Zeit zu dritt würde ich immer wieder so machen. Ich habe auch noch heute sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit!
Was ich heute anders machen würde?
Ich würde bei meinem Verlassen in die Elternzeit mit meiner Vorgesetzten viel detaillierter darüber sprechen wann und wie ich wieder zurück kommen möchte und werde. Welche Schritte ich in der Zukunft spannend finden würde und ob ich auch bereit wäre dafür z.B. mehr Stunden zu arbeiten.
Sicherlich ist dies keine Garantie, dass dies dann auch so eintritt – aber die Chancen übergangen zu werden würden auf jeden Fall minimiert werden.
Meine Reise bei diesem Arbeitgeber geht über 5 Jahre. Auch mein drittes Kind wird während dieser Festanstellung geboren. Doch bis dahin passieren noch viele Dinge, von denen ich Euch in meinem dritten Teil von „So habs ich gemacht“ berichten werde.
Lieber Gruß
Eure Andrea
Nov 30, 2014 | Vereinbarkeit
Manchmal gibt es Auslöser für einen Blogbeitrag die einen dazu bringen über Themen nachzudenken, die weit weg schienen – aber eigentlich ganz offensichtlich sein sollten. Die Wahrheit hinter dem Bild…
Auslöser war ein Tweet:
Insta = Ich bin schön, mein Essen ist schön, meine Landschaft ist schön, meine Nägel sind schön, meine Schuhe sind schön.
Ich gestehe ich bin immer ziemlich neidisch, wenn ich Fotos von Kindern auf Instagram sehe, die wunderschön und sauber angezogen sind.
Denn wie ihr wisst – meine Kinder haben eine andere Vorstellung von schön!
Auch bin ich neidisch, wenn ich Fotos vom zu Hause anderer Mütter sehe, in denen es schön designed und minimalistisch eingerichtet ist!
Das hätte ich auch gerne
Ok, minimalistisch eingerichtet ist es bei uns – denn ich besitze weder große Dekoartikel noch Bodenvasen oder ähnliches.
Erst besaß ich jahrelang krabbelnde, sabbernde Kinder, die dies nicht möglich machen.
Jetzt haben sie Stofffußbälle und Kinderwagen die mit der Anschaffung von allerlei schöner Deko korrelieren.
Klar, ich kann alles ganz wundervoll darstellen. Mich im besten Licht präsentieren und so tun als ob das mit der Vereinbarkeit ein Kinderspiel wäre.
Arbeiten, mein zu Hause schön einrichten und kochen.
Alles kein Problem für mich! Oder?
Die Wahrheit hinter dem Bild
Meistens arbeite ich an unserem Küchentisch, der oft noch die Reste des Frühstück beherbergt, weil ein Arbeiten im Büro aufgrund von Dauerchaos nicht möglich ist!
Und auch die Kinder können nicht nur wunderschön basteln, sondern auch noch wunderschön Arbeit machen!
Besonders beliebt bei uns wie man sieht die Treppe! Die Ecken werden grundsätzlich als Lagerungsort für all das im Haus verirrte Zeug verwendet. Dort lagert es dann in der Regel solange bis es irgendjemand (Irgendjemand ist bei uns das Synonym für Mama) wegräumt.
D.h. auch wenn wir uns im Netz immer gerne von unserer „schönen Seite“ zeigen, ist beim Blick dahinter nicht alles immer nur schön. Denn diese Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt aus unserem Leben.
Gestern postete ich ein Bild von meiner Weihnachtbäckerei mit den Kindern.
Zugegebenermaßen war diese alles andere als „schön“.
Obwohl dieses Bilder nicht „schön“ ist gab es viele Likes und Kommentare, weil es eben zeigt, wie es wirklich ist – das Leben als Mutter.
Es gibt jede Menge wunderschöne Momente – aber auch eine Vielzahl an Momenten, wo wir lieber ganz wo anders wären als zwischen all dem Chaos.
Und genau das ist die Wahrheit hinter dem Bild
Die Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt und nicht das große Ganze.
Daher sollten wir uns beim Betrachten dieser Bilder dies nicht als Maßstab nehmen und uns und unser zu Hause damit vergleichen. Denn damit würden wir einen Erwartungsdruck auf uns selbst aufbauen, der weder gerechtfertigt noch erreichbar ist.
Vielleicht sollten wir Blogger aber einfach auch hin und wieder mehr Mut beweisen und auch die Geschichten hinter den Bildern zeigen? Sicherlich wären diese nicht ganz so „schön“ wie wir es gerne hätten. Dafür aber näher am Erreichbaren.
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Nov 17, 2014 | Vereinbarkeit
In einem sehr lieben Kommentar letzte Woche hat mir eine Leserin eine Reihe an Fragen gestellt zum Thema „Arbeiten mit Kindern“
Daher dachte ich, dass ich Euch (in voraussichtlich 4 Teilen) einfach mal erzähle, wie ich das so mache und gemacht habe mit dem Job und den Kindern.
Es geht mir nicht darum zu sagen, dass mein Weg der Beste ist – oder ich denke ihr solltet es auch so machen.
Vielmehr glaube ich, wenn wir unsere Erfahrungen miteinander teilen, kann dies Mut machen, Angst nehmen oder einfach bei der eigenen Entscheidungsfindung helfen
Dies ist also meine Vereinbarkeitsgeschichte
Teil 1: Und auf einmal war da ein Baby
Im Oktober 2005 machte mein Mann mir einen Heiratsantrag. Er war sehr spontan aber deswegen nicht minder romantisch.
Wir entschieden uns dazu, bereits im Dezember 2006 standesamtlich zu heiraten und im Sommer darauf noch mals kirchlich. (Der findige Leser weiß, dass damals noch ein echter Steuervorteil möglich war, im Jahr der Eheschließung. So nutzten wir die Steuerrückerstattung in 2005 als Finanzspritze für unsere kirchliche Hochzeit)
Anfang 2006 setzte ich die Pille ab. Uns beiden war klar, dass wir uns ein Baby wünschten – und so wollte ich schon mal das „Pillengift“ aus meinem Körper loswerden, bevor wir das mit der Familienplanung angingen. An kritischen Tagen passten wir in den folgenden Monaten besonders auf – denn der Wunsch nach einen Baby war zu diesem Zeitpunkt noch nicht akut.
Mein Körper hatte andere Pläne und so wurde ich im April – an meinem 27sten Zyklustag schwanger – und merkte es erst mal für einige Wochen nicht.
Als ich nach 4 Wochen immer noch keine Periode hatte ging ich zum Frauenarzt. Dieser beruhigte mich, dass dies normal sei, 3 Monate nachdem man die Pille abgesetzt hatte. Meine Periode hatte sich nur verzögert. Er sollte sich irren.
Als mir an einem Montag Morgen – nach einem feierreichen Wochenende – immer noch übel war wurde ich misstrauisch und machte einen Schwangerschaftstest. Dieser war positiv.
Zu diesem Zeitpunkt – in 2006 – war ich seit 5 Jahren selbstständig im Eventbereich unterwegs und kümmerte mich um Qualitätsmanagement, Optimierung und Einsatzplanung von Personal bei Großveranstaltungen.
2006 war auch das Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Ich hatte einen Großauftrag bei einem Kunden in der Allianz Arena und im Olympia-Park und Stadion für das gesamte Veranstaltungsjahr. Über mangelnde Arbeit konnte ich mich also nicht beklagen.
Da dies auch die Jahre zuvor so war, ermutigte mein Mann mich immer wieder Personal einzustellen, damit ich mehr und größere Aufträge annehmen könnte. Ich hatte Angst vor der Verantwortung und entschied mich dagegen.
Ich freute mich unheimlich auf mein Baby das im Dezember 2006 auf die Welt kommen sollte. Ein krönender Abschluss eines unglaublich tollen Jahres.
Ich arbeitet weiter wie bisher – jede Woche um die 60 Stunden. Das Schöne an meiner Selbstständigkeit war, dass ich mir die Zeit selbst einteilen konnte. Ich schlief jeden Tag bis 9.00 Uhr aus und gönnte mir eine lange Mittagspause gegen 14.00 Uhr. Dafür war mein Arbeitstag selten vor
23 Uhr zu Ende. Da ich ein Nachtmensch war, war dies kein Problem für mich. Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft und fühlte mich pudelwohl in meiner Haut.
Als die WM und das Konzertjahr vorbei waren heirateten mein Mann und ich mit einer großen kirchlichen Hochzeit. Mein Bauch war zu diesem Zeitpunkt noch relativ klein, obwohl ich bereits im 6ten Monat war und auf den Hochzeitsfotos sieht nur ein „Wissender“, dass ich ein Kind unter meinem Herzen trage.
Nach einer kurzen Hochzeitsreise in die Sonne machte ich mich auf die Suche nach einer Tagesmutter. Da mein Baby im Dezember 2006 Termin hatte war klar, dass ich kein Elterngeld bekommen würde. Diese Regelung trat erst 2007 in Kraft. Kranken- und Rentenversicherung liefen aber weiter – und Anspruch auf Mutterschutzgeld haben Selbstständige leider auch nicht. Aufgrund dieser Gegebenheiten und der Tatsache, dass meine Kunden auch kein Jahr (Elternzeit) mit Ihren Aufträgen warten würden, war klar, dass ich relativ schnell wieder arbeiten muss.
Eine Freundin der Familie war Tagesmutter und wohnte in unserer Nähe. Sie war selbst Mutter von 3 Kindern und wohnte in einem wunderschönen Haus mit großem Garten. Durch eine glückliche Fügung hatte sie ab Februar 2007 einen Platz frei. Ein echter Sechser im Lotto.
Mein Baby war 4 Tage die Woche für je 7 Stunden bei der Tagesmutter. In dieser Zeit erledigte ich meine Büroarbeit und alle wichtigen Kundentermine. Bei allen Terminen die am Nachmittag stattfanden war mein Baby mein treuer Begleiter. Bei Abendterminen übernahm der Papa die Betreuung, so das ich bei den von mir betreuten Events vor Ort sein konnte.
Ich stillte mein Baby voll und wenn ich nicht bei ihm war pumpte ich die Milch ab. Manchmal in meinem Büro, manchmal auch einfach auf einer Toilette beim Kunden.
Ich kann verstehen, wenn viele jetzt denken: „Mein Baby so früh abgeben – das könnte ich nicht.“
Ich habe mir diese Frage damals nicht wirklich gestellt – denn ich hatte keine echte Option zu diesem Zeitpunkt. Ich hatte keine Mitarbeiter, die mich unterstützen konnten. Meine Eltern waren selbst noch berufstätig und meine erfolgreiche Selbstständigkeit aufgeben von heute auf morgen wollte ich nicht (und es war finanziell auch nicht möglich).
Ich hatte aber immer vollstes Vertrauen in mein Netzwerk aus Tagesmutter, Papa und verständnisvollen Kunden, das ich um mich herum aufgebaut hatte.
Mein Rückblick:
Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke frage ich mich oft, wie ich das alles geschafft habe.
Ich glaube der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass ich mich fast nie habe verrückt machen lassen. Ich habe die Dinge einfach gemacht – Stück für Stück. Eine Herausforderung nach der Anderen. Dabei habe ich immer versucht zu allererst auf mich selbst und mein Baby zu hören. Ich war 27 Jahre – und in manchen Dingen sicherlich noch etwas naiv. Doch ich denke das war damals auch ein echter Pluspunkt für mich – denn ich habe mich selten verrückt machen lassen sondern immer wieder aufs Neue versucht herauszufinden, wie weit ich gehen kann und was uns als Familie gut tut.
Was ich heute anders machen würde?
Wenn ich heute nochmals das erste Mal in genau dieser Situation schwanger werden würde, wäre ich immer noch selbstständig. Ich hätte aber mit Sicherheit Mitarbeiter und wäre damals als Unternehmerin mutiger gewesen und hätte mehr in mein Können vertraut! Ich war gut in dem was ich getan habe – die Früchte von damals ernte ich heute immer wieder. Ich habe mich damals selbst unterschätzt und war ängstlich (aus beruflicher Sicht). Das war sicherlich der Nachteil meiner 27 Jahre. Mit einem guten Team im Rücken wäre die Vereinbarkeit sicherlich noch einfacher gewesen und ich wäre in diesem Bereich nicht mehr ein Einzelkämpfer gewesen. Heute ärgere ich mich über den mir damals fehlenden Mut!
Wie es nach 2007 mit mir beruflich weiterging und was sich mit dem 2. Kind alles änderte, dass verrate ich Euch dann im 2. Teil von „So habs ich gemacht“.
Und wenn ihr Fragen habt, dann schreibt mir gerne oder kommentiert diesen Beitrag. Ich freue mich, Eure Sicht der Dinge zu lesen.
Lieber Gruß
Eure Andrea
Nov 4, 2014 | Vereinbarkeit
So – jetzt muss ich dann doch kurz meinem Frust freien Lauf lassen.
Am 31. Oktober 2014 schrieb der Spiegel: „Meine Kinder sind mein Hobby“ – ist das okay?
In diesem Artikel geht es um Sigrid Evelyn Nikutta – Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe.
Neben ihrem Vollzeitjob in einem Unternehmen mit über 12.000 Mitarbeitern ist sie auch noch Mutter von 4 Kindern.
In diesem Interview sagte sie (laut Spiegel): „Meine Kinder sind mein Hobby. Ich spiele eben nicht Golf oder gehe segeln.“
Ich habe darunter verstanden, dass sie aufgrund ihrer beruflichen Situation und der 4 Kinder kein eigenes Hobby wie Nähen, Golfen und Co. hat, sondern die ihr zur Verfügung stehende freie Zeit am liebsten mit Ihren Kindern verbringt.
In meinen Augen also keine verwerfliche Aussage.
Der Spiegel meinte aber sofort, Kinder und Hobby in eine direkte Beziehung stellen zu müssen und somit Frau Nikuttas Aussage moralisch anzuprangern.
Aber als wäre das noch nicht ärgerlich genug (denn ich bin mir sicher, wenn ein Mann in einer Führungsposition diese Aussage getätigt hätte, wäre dies dem Spiegel keine einzige Zeile wert gewesen), entdecke ich heute dank einer lieben Bekannten einen Artikel in der Berliner Zeitung, in der schon 2011 erwähnt wurde, dass Herr Nikutta seinen Beruf in den kommenden Jahren ruhen lässt, um sich Vollzeit um seine Kinder zu kümmern.
D.h. das Einzige, was Familie Nikutta lebt ist ein anderes, als das klassische, althergebrachte Rollenbild. Das ist ihre private Entscheidung und sollte daher in meinen Augen gar nicht zur Diskussion stehen!
Da wirft sich meine Stirn in Falten
(und das tut ihr nicht gut, denn ich bin schon Mitte dreissig)
und ich frage mich:
- Sind wir gesellschaftlich wirklich noch an dem Punkt, wo die Möglichkeit der neuen Rollenverteilung wieder und wieder diskutiert und auch kritisiert werden muss?
- Sollte es nicht egal sein, wer innerhalb einer Familie die primäre Aufgabe der Kinderbetreuung übernimmt? Es gibt so viele Modelle, die alle ihre Berechtigung haben. Ich dachte im Jahre 2014 sollte dies auch bis zu den Redakteuren des Spiegels durchgedrungen sein.
- Sollte die Wahl der Aufteilung von Kinderbetreuung und Berufstätigkeit nicht eigentlich Privatsache sein?
- Meinen Männer mit dieser Stigmatisierung der berufstätigen Frauen in Führungspositionen diese auf diesem Wege wieder los werden zu können, damit der Stuhl wieder männlich besetzt werden kann?
- Wäre diese Aussage dem Spiegel auch einen Artikel wert gewesen, hätte sie HERR Nikutta getroffen?
Ich bin nach diesem Artikel auf jeden Fall wieder echt frustriert – denn eine Optimistin wie ich sie bin dachte, wir sind über den Punkt hinweg an dem die Richtigkeit der Wahl der Kinderbetreuung öffentlich diskutiert werden muss.
Aber es ist wohl immer noch ein langer Weg dahin.
Wie seht ihr das?
Bin ich zu idealistisch? Versucht der Spiegel durch solche Artikel zu provozieren um Traffic zu generieren? Oder hat das alles ganz andere Gründe.
Ich bin gespannt.
Lieber Gruß
Eure
Andrea
Sep 29, 2014 | Vereinbarkeit
Während ich im Flieger sitze der mich von Berlin nach Hause bringt schreibe ich diese Zeilen.
Heute war ich den ganzen Tag auf einer Veranstaltung zum Thema Digital Sports und Entertainment und habe viel spannende Ansätze und Projekte aus dem Sport-, Stadion und Sportsponsoring Umfeld erfahren dürfen.
Kurz vor dem Abflug schickt mir mein Mann dieses Bild meiner Tochter, das ich gestern aufgenommen habe:
Wir waren auf dem Rapha Supercross Rennen im Olympiapark und meine Kinder nahmen alle drei beim Kinderrennen teil.
Mein Madl beim Laufradrennen. Mutig und beständig radelte sie die 500 Meter bis zum Ziel – wurde von allen anwesenden Zuschauern angefeuert und gefeiert – obwohl sie die Letzte des Rennens war und Mama nebenher lief.
Am Ende gab es eine Siegerehrung und einen Preis für jedes teilnehmende Kind.
Wenn ich diese Bild sehe wird mir ganz warm ums Herz!
Ich bin ein echter Glückspilz!
Ich habe eine tolle Familie. Drei gesunde, bezaubernde Kinder und einen liebevollen Ehemann der immer hinter mir steht!
Außerdem habe ich einen Arbeitgeber der meine beruflichen Qualifikationen sieht und fördert und nicht die „Mutter“ in mir, die eventuell wegen kranker Kinder ausfallen könnte.
Ich fühle mich angekommen und unglaublich dankbar. Denn ich weiß, dass dies leider nicht selbstverständlich ist. Viele Frauen kämpfen mit unflexiblen Arbeitgebern oder einem Partner der die beruflichen Ambitionen ihrer Frauen nur als Spielerei wahrnimmt.
Dennoch finde ich, dass sich in den letzten 5 Jahren unglaublich viel getan hat!
Väter gehen in Elternzeit. Frauen nach 1 Jahr wieder arbeiten und nicht alle Arbeitgeber sehen Kinder als „Bremse“ sondern als Teil des Lebens.
Dass bis zu einer echter Gleichberechtigung ein langer Weg ist – das will ich nicht bezweifeln.
Dass es leicht wird bis dahin würde ich niemals behaupten.
Dass diese Anstrengungen es Wert sind – da bin ich mir sicher!
Eure glückliche
Andrea
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