Dez 26, 2016 | Familienleben
Was war das nur für ein Jahr – dieses 2016. Weder langweilig, noch langsam oder eintönig. Eher schnell, anspruchsvoll und voll von Veränderungen und auch einigen unschönen Ereignissen. Doch auch, wenn es 2016 wirklich in sich hatte, so fühle ich mich am Ende des Jahres dennoch als Glückskind. Denn ich bin gesund. Und meine Familie auch. Ich bin dankbar.
Wofür ich dem Jahr 2016 dankbar bin
Zusammenhalt als Familie
Dieses Jahr 2016 war für uns als Familie hin und wieder eine echte Achterbahnfahrt. Von der Wochenendehe, in der mein Mann unter der Woche in Düsseldorf war – hin zum Jobwechsel in die Unternehmensberatung. Beruflich hat sich besonders für meinen Mann in 2016 viel geändert. Diese Veränderungen bedeuten auch immer Neues für uns als Familie, da sich damit unser Rhythmus ändert. Der Rhythmus, in dem wir als Familie uns bewegen und uns gemeinsam wohl fühlen. Diese Veränderungen waren nicht immer leicht – doch am Ende haben wir sie gemeistert. Weil wir zusammengehalten haben. An uns als Familie geglaubt haben und uns auf die Veränderungen eingelassen haben. So gehen wir aus dieser Erfahrung bestärkt hervor und haben für uns gelernt, dass wir auch solle Klippen meistern können, wenn wir nur zusammenhalten und ehrlich miteinander reden.
Gesundheit – that’s all that matters
Auch dieses Jahr hat mir mal wieder gezeigt, dass das wichtigste im Leben die Gesundheit ist. Neben vielen bekannten Persönlichkeiten, die in 2016 von uns gegangen sind – Miriam Pilau, Prince, Roger Cicero , Guido Westerwelle – ist mir besonders der Tod von Hannes nah gegangen. All der berufliche Erfolg, den angestrebten Wohlstand oder die Statussymbole nach denen wir oft steben sind vollkommen bedeutungslose, wenn wir nicht gesund sind. Deshalb bin ich unendlich dankbar, dass meine Familie, meine Schwestern, meine Eltern und meine Schwiegereltern alle gesund sind und hoffe, dass sie es noch lange bleiben.
Meine Heimat und seine Menschen
Auch politisch war 2016 ein sehr turbulentes Jahr. Die große Zahl der geflüchteten Menschen, die schutzsuchend zu uns nach Deutschland kamen. Die Wut, mit der einige deutsche Bürger diesen begegneten. Der Brexit. Die Anschläge von Paris und Berlin. Der Krieg in Syrien. Das Jahr 2016 war leider nicht immer ruhig und friedlich. Mit großer Besorgnis nahm ich war, dass es Menschen auch in meinem Umfeld gibt, die für den rechten Populismus zugänglich sind. Doch die Menschen, die einen wirklichen Unterschied machen sind größer und stärker. Die Geschichten von Geo und Thomas, von denen ich auf meinem Blog erzählte sind nur zwei davon. Gerne würde ich hier den Vortrag von Nico Lumma auf der 48 forward verlinken, die eine Brandrede dafür war, sich zu engagieren. Denn ich bin ebenso wie Nico davon überzeugt, dass wir in unserer Heimat und der Welt wirklich dann etwas ändern können, wenn wir uns alle ein wenig mehr einbringen in diese Gesellschaft.
Ich bin dankbar in einem freien Land geboren zu sein, in dem Frieden und Wohlstand herrscht. Denn dies in ein Privileg, das wir leider viel zu oft vergessen!
Mamanetzwerke – mein Rettungsanker
Gerade als unser Au Pair recht spontan entschied uns zu verlassen, war ich von heute auf morgen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf mich allein gestellt. Denn mein Mann war unter der Woche beruflich in einer anderen Stadt. Unser Leben als Familie war auf die Unterstützung durch ein Au Pair ausgelegt – doch dieses war nicht mehr da. Gerade in dieser Zeit habe ich mal wieder gemerkt, wie wertvoll und unerlässlich mein Mamanetzwerk ist. Mütter, die ebenso wie ich versuchen, jeden Tag ihr Leben zwischen Familie und den alltäglichen Herausforderungen zu meistern. Mütter die mich unterstützt haben beim Abholen und Betreuen der Kinder, wenn ich beruflich verhindert war. Ohne nach dem „Warum“ zu fragen.
Ohne diese Unterstützung hätte ich die letzten Wochen nicht meistern können! Ich bin unglaublich dankbar für so viele tolle und starke Frauen in meinem Umfeld!
Schwesternurlaub in Suedtirol
Meine Familie – mein Fels in der Brandung
Niemand kennt mich so gut wie meine Mama. Ich brauche nicht viel sagen – und dennoch weiss sie immer, wie es mir wirklich geht. Als ich im letzten Drittel des Jahres am Ende meiner Kräfte war, war sie da, ohne dass ich darum bitten musste. Sie schickte Blumen als ich betrübt war, hörte zu und half mir, wenn ich mal nicht weiter wusste. Meine Mutter, der ich es als Kind nicht immer leicht gemacht habe, ist für mich heute meine beste Freundin, meine Vertraute und meine Stütze zu gleich! Auch meine große Schwester, die selbst den täglichen Vereinbarkeitswahnsinn meistert, war immer für mich da, wenn ich sie brauchte. Wir fuhren gemeinsam eine Woche in den Urlaub und erlebten wunderschöne Geschwisterzeit und führten ehrliche und offene Gespräche.
Diese Erlebnisse zeigten mir wieder einmal mehr, wie wertvoll und wunderbar meine Familie ist. Meine Familie ist und war mein Fels in der Brandung und ich bin unendlich dankbar, sie zu haben!
Gerade das Ende dieses Jahres war wirklich turbulent. Dennoch haben wir dies alles gemeistert. Als Familie. Als Team. Dafür bin ich unendlich dankbar. Dennoch ist klar, das dieser schnelle Takt mit der aktuellen anwesenden Anzahl an Schultern auf Dauer so nicht machbar sein wird. Unser Vereinbarkeits-Modell hat sich in den letzten drei Monaten stark gewandelt. Ich habe viel hinterfragt. Mich, meine Ziele und meine Wünsche. Ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen, doch ich weiss, dass wir gemeinsam an den Stellschrauben unseres Lebens drehen müssen, damit wir als Familie wieder ins Gleichgewicht kommen.
Und bis dahin bin ich einfach nur dankbar für all das, was ich bereits habe.
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Dez 28, 2015 | Vereinbarkeit
Eigentlich wollte ich hier kurz vor Weihnachten noch einen Blogbeitrag über das Fest und die Traditionen bei uns für Euch veröffentlichen. Und dann kam da wieder dieses Weihnachtsritual, das ich fast vergessen hatte.
Es kam mal wieder dieses Großfamilienleben dazwischen.
Ich habe bereits seit dem 18. Dezember Urlaub. Doch Kindergarten, Schule und Hort sind noch voll in Betrieb bis zum 23. Dezember. Das bedeutet 3 Tage á 8 Stunden Zeit nur für mich!
Auf dem Plan stand Kaffee trinken mit einer lieben Freundin, ein Business-Meeting für ein potentielles, neues Projekt für 2016 und eine Runde Shoppen mit einer Freundin aus Frankfurt, um mir selbst einen meiner Weihnachtswünsche zu erfüllen.
Diese Vorstellung zauberte ein Lächeln in mein müdes Gesicht!
Und dann kamen meine beiden Kleinen Freitags aus dem Kindergarten – und brachten eine „warme Stirn“ mit nach Hause, die sich bis Samstag zu Fieber mit bis zu 40 Grad entwickelte. Das erste Skitraining für die Jüngste am Sonntag wurde somit abgesagt und wir feierten den 9. Geburtstag des Großen samt Kindergeburtstag am Samstag mit zwei kranken Kindern im Schlepptau.
Auch Montags hatte sich das Fieber noch nicht vollständig verzogen. Am Morgen kam unser Au Pair aus ihrem Zimmer und klagte über Kopfschmerzen, Fieber und Halsschmerzen. Ich vereinbarte ihr einen Termin bei unserem Hausarzt und verwarf meine Pläne für den Tag.
Auch am Dienstag waren beide Kleinen immer noch nicht gesund – und nach einigen unterbrochenen Nächten, da unsere Jüngste jede Nacht den Weg in unser Bett suchte, waren meine Augenringe dunkel und groß.
Da unser Au Pair dank verschriebenen Antibiotika wieder einigermaßen fit war, überließ ich ihr für 3 Stunden die Jüngsten und nahm meinen lang vereinbarten Termin wahr. Im Anschluss eilte ich wieder nach Hause.
Die Weihnachtseinkäufe erledigte ich dann also am Mittwoch mit 2 noch immer angeschlagenen Kindern.
Aus meinem „Weihnachtsshopping“ wurde dann ein Familiendate. Eine wirklich wunderbare Sache mit 3 Kindern am Tag vor Weihnachten in der City! NICHT!
Mir blieb also nichts anderes übrig als mich mit gleich zwei Jacken zu belohnen. Einer Lederjacke und einem Wintermantel.
Die traurige Wahrheit: In 9 Jahren Elternsein gab es genau zwei Jahre, in dem keines unserer Kinder Weihnachten krank war!
Von Erkältung bis Lungenentzündung mit Krankenhausbesuch war alles dabei. Meine Mama sagt dann immer „das war bei uns auch immer so – jedes Jahr war mindestens eines der vier Kinder zu Weihnachten krank“
Ich weiß ja nicht, ob mich das beruhigen soll. Tut es nämlich irgendwie nicht. Denn ich fände es wirklich schön, die freien Tage zwischen den Jahren mal richtig zu entspannen und nicht mit Hustensaft, Zwiebelsackerl und Ingwertee verbringen zu müssen.
Am 2. Weihnachtsfeiertag stattete ich mit der Jüngsten der Bereitschaftspraxis einen Termin ab. Zur Erkältung gesellten sich noch Ohrenschmerzen. Heute ist sie zum Glück wieder einigermaßen fit!
Doch wie Murphie es will, liege nun natürlich ich flach. Nach über einer Woche mit kranken Kindern konnte mein Körper sich irgendwann nicht mehr gegen den Angriff der Killerbazillen wehren. War aber ja auch irgendwie nicht anders zu erwarten, oder?
Das sind Weihnachtsrituale, auf die ich verzichten könnte!
Zumindest habe ich nun Zeit zu schreiben! Das ist die positive Seite! In den kommenden Tagen gibt es daher noch einen kleinen Rückblick und Ausblick aufs neue Jahr.
Und wenn ihr besondere Themenwünsche für den Blog für 2016 habt, lasst es mich doch gerne in den Kommentaren wissen.
Eure Andrea
Dez 16, 2015 | Vereinbarkeit
Dieser Artikel ist stellvertretend für eine liebe Freundin von mir, die mich Donnerstag Abends kurz besuchte, weil sie Hilfe am PC benötigte. Meine unpädagogischen Entspannungstipps. Die Kinder aßen gerade Abend. Als sie sah, was sie essen sagte sie:
Zu Dir komme ich jetzt öfter – dann fühle ich mich als Mutter nicht mehr so schlecht!
Es gab Suppe! Tütensuppe! Denn ich war an diesem Tage sehr müde – und die Kinder auch.
Da ich finde, dass sich nicht nur meine Freundin besser fühlen sollte, verrate ich Euch heute 5 Dinge, die ich hin und wieder mache – auch wenn sie mir sicherlich keinen Pokal als „Super Mama“ einbringen werden.
5 unpädagogische Entspannungstipps für die ganze Familie
- Im Elternbett einschlafen
An Abenden, an denen ich einfach nur noch das Bedürfnis habe selbst zur Ruhe zu kommen, dürfen meine Kinder alle drei in meinem Bett einschlafen. Sie lieben es und es ist etwas ganz Besonders für sie (wie es für mich als Kind auch immer war) und so gehen sie dann meist friedlich und schnell ins Bett.
- Vorlesen lassen
Eigentlich lese ich meinen Kindern abends sehr gerne vor. Doch nach Tagen, an denen ich viel geredet habe, den ein oder anderen Wutanfall abfedern und Streit schlichten musste, fühlt sich das Vorlesen eher als Last an. Dann bitte ich einfach meinen Großen, seinen kleinen Geschwistern vorzulesen. Setzte mich daneben, höre ihm zu und genieße diese Rückzugsmöglichkeit für mich.
- Fernsehen anmachen
Unsere Kids fragen selbstständig eher selten, ob sie Fernsehen schauen dürfen. Doch gegen Ende der Woche, wenn alle müde sind – besonders in der Winterzeit – dann mache ich schon mal abends den Fernseher an. Dann kann ich in Ruhe kochen und die Kinder sich auf die Couch kuscheln.
- Kakao im Bett trinken
Manchmal klappt das mit dem Einschlafen abends nicht so wie geplant. Am nächsten Morgen rächt sich dies dann meist. An solchen Tagen lasse ich die Kids so lange wie möglich schlafen. Damit wir es dennoch pünktlich in den Kindergarten schaffen dürfen die Kinder Kakao im Bett trinken, während ich sie anziehe.
- Kinderessen kochen
Ja – bei uns gibt es Tage, an denen gibt es Pommes mit Ketchup oder eben Tütensuppe. Einfach weil ich nicht kochen möchte. Oder dafür keine Zeit hatte. Weil die Kinder schlecht drauf sind und sich dann über diese Ausnahme freuen. Am Ende gehen die Kinder satt und zufrieden ins Bett und ich bin es auch.
Ich glaube es geht in der Erziehung nicht immer nur darum alles richtig zu machen! Wir sollten unseren Kindern auch zeigen, dass auch wir nur Menschen sind und unsere Grenzen haben. Dass nicht immer alles perfekt und richtig sein muss, sondern das genau das Gegenteil in manchem Momenten eben doch genau richtig ist.
Besonders wir Mütter müssen aufhören es immer Richtig zu machen, sondern uns selbst immer wieder eingestehen, dass das Leben auch schön sein kann wenn das Kinderzimmer unaufgeräumt ist, der Nachwuchs nicht immer niedlich und durchgestylt gekleidet ist und wir zum Einkaufen mal nicht im Bauernhofladen nebenan waren. Auch wenn die Sozialen Medien uns „vorgaukeln“ dass das Gras auf der anderen Seite grüner ist. Ist es nicht. Nicht bei mir. Und ich bin mir sicher bei vielen andern auch nicht.
Das muss ich mir immer wieder sagen, um nicht zu hart mit mir und meinen Ansprüchen ins Gericht zu gehen. Und das solltet ihr auch! Vielleicht helfen Euch diese 5 Tipps dabei. Denn wie ihr sehr – mein Gras ist eben nicht immer grün uns saftig!
Eure
Andrea
Nov 10, 2014 | Familienleben
Alle Blog-Leser kommen aktuell nicht drum rum – um all die schönen Blog-Posts rund um das St. Martins Fest
Bastel-Tips, romantische Berichte vom gemeinsamen Lichterfest und vieles mehr.
Beim Lesen dieser Berichte frage ich mich immer: Lebe ich in einem Parallel-Universum? Meine bisherigen Erinnerungen an St. Martin sind alles andere als romantisch.
Vor 2 Jahren – als der Mittlere 2 Jahre war und das Madl noch ein Baby dachte ich, ich bin besonders schlau und nehme keinen Kinderwagen mit zum St. Martins Fest, sondern nehme mein Baby in die Trage . Ich war der Meinung es sei eine gute Idee zwei Hände frei zu haben um ggf. die nicht mehr benötigte Laterne zu tragen.
Mein Mittlerer hingegen war der Meinung, es sei eine viel bessere Idee, wenn ich nicht nur das Madl, sondern auch ihn tragen würde. Leider ist diese Idee nicht besonders kompatibel mit einem Baby vor der Brust. Die Trage-Mamis unter Euch wissen was ich meine. Somit lief ich also nicht romantisch singend mit dem Rest der Eltern um den Kindergarten sondern kniete vor einem vor Wut kreischenden Mittleren, der sich mitten in einem Trotzanfall befand und gar nicht daran dachte, sich auch nur einen Meter vorwärts zu bewegen.
Da St. Martin ja bekanntlich das Fest des Teilens ist, teilten wir dieses wunderschöne Schauspiel selbstverständlich großzügig mit allen anderen, anwesenden Eltern.
Im Gegenzug erhielten wir sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg der selig Singenden entweder mitleidige oder abschätzige Blicke.
Leider rettete auch der anschliessende Glühwein das Ganze nicht – er hatte keinen Alkohol.
Meine Hoffnung – das nächste Jahr – das nächste St. Martin wird sicher besser. Oder?!?
Im Jahr darauf war das Madl 1,5 und der Mittlere 3,5 Jahre.
Diesmal hatten die Erzieherinnen in unserem Kindergarten die grandiose Idee nicht eine Runde im Kreis zu gehen – sondern einen Weg ca. 250 Meter in eine Richtung – dann umzudrehen und wieder zurück. Leider wussten wir Eltern nichts von diesen Plänen – und so war der Hinweg schon etwas chaotisch. Das Madl hatte nach 100 Meter keine Lust mehr zu laufen und wollte von mir getragen werden. Der Mittlere nach 150 Metern.
Ich bin eine Mutter von drei Kindern – normalerweise kann ich zwei Kinder gleichzeitig problemlos tragen. Aber zwei müde Kinder mit einer Laterne in der Hand – bringt selbst mich in Bedrängnis.
Hatte ich schon erwähnt dass es letztes Jahr an St. Martin bei uns sehr kalt und nass war? Und was ziehen pflichtbewusste Mütter ihren Kindern an, wenn es kalt und nass ist? Ja. Die allseits beliebten Matschhosen.
So eine wunderschöne Hose trug auch mein geliebter Mittlerer. Dieser entleerte dann seine Blase wie selbstverständlich, als er meckernd auf meiner Hüfte saß bei Meter 250.
Wir waren gerade bei „St. Martin war ein frommer Mann“ und ich fühlte mich alles andere – nur nicht fromm.
Der Rückweg war ähnlich schön wie der Hinweg, nur dass dieser noch unterstrichen wurde von dem uns allseits bekannten und beliebten Pieselgeruch.
Wieder im Kindergarten angekommen half ich meinem Sohn in trockene Kleidung und alle drei durften sich noch einen der selbstgebackenen Weckmänner teilen.
Dies war so etwas wie der versöhnliche Moment des Abends, bevor ich meine drei müden Kinder und meine Tüte mit den Pieselklamotten wieder mit nach Hause nahm.
Morgen ist also wieder St. Martin bei uns. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich freue.
Aber ich habe Hoffnung. Die Kinder sind ein Jahr älter. Wir starten schon um 16.30h. Und ganz ehrlich, schlimmer als im letzten Jahr kann es ja kaum werden. Und das habe ich auch irgendwie überlebt.
In diesem Sinne
Lieber Gruß
Andrea
Nov 4, 2014 | Vereinbarkeit
So – jetzt muss ich dann doch kurz meinem Frust freien Lauf lassen.
Am 31. Oktober 2014 schrieb der Spiegel: „Meine Kinder sind mein Hobby“ – ist das okay?
In diesem Artikel geht es um Sigrid Evelyn Nikutta – Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe.
Neben ihrem Vollzeitjob in einem Unternehmen mit über 12.000 Mitarbeitern ist sie auch noch Mutter von 4 Kindern.
In diesem Interview sagte sie (laut Spiegel): „Meine Kinder sind mein Hobby. Ich spiele eben nicht Golf oder gehe segeln.“
Ich habe darunter verstanden, dass sie aufgrund ihrer beruflichen Situation und der 4 Kinder kein eigenes Hobby wie Nähen, Golfen und Co. hat, sondern die ihr zur Verfügung stehende freie Zeit am liebsten mit Ihren Kindern verbringt.
In meinen Augen also keine verwerfliche Aussage.
Der Spiegel meinte aber sofort, Kinder und Hobby in eine direkte Beziehung stellen zu müssen und somit Frau Nikuttas Aussage moralisch anzuprangern.
Aber als wäre das noch nicht ärgerlich genug (denn ich bin mir sicher, wenn ein Mann in einer Führungsposition diese Aussage getätigt hätte, wäre dies dem Spiegel keine einzige Zeile wert gewesen), entdecke ich heute dank einer lieben Bekannten einen Artikel in der Berliner Zeitung, in der schon 2011 erwähnt wurde, dass Herr Nikutta seinen Beruf in den kommenden Jahren ruhen lässt, um sich Vollzeit um seine Kinder zu kümmern.
D.h. das Einzige, was Familie Nikutta lebt ist ein anderes, als das klassische, althergebrachte Rollenbild. Das ist ihre private Entscheidung und sollte daher in meinen Augen gar nicht zur Diskussion stehen!
Da wirft sich meine Stirn in Falten
(und das tut ihr nicht gut, denn ich bin schon Mitte dreissig)
und ich frage mich:
- Sind wir gesellschaftlich wirklich noch an dem Punkt, wo die Möglichkeit der neuen Rollenverteilung wieder und wieder diskutiert und auch kritisiert werden muss?
- Sollte es nicht egal sein, wer innerhalb einer Familie die primäre Aufgabe der Kinderbetreuung übernimmt? Es gibt so viele Modelle, die alle ihre Berechtigung haben. Ich dachte im Jahre 2014 sollte dies auch bis zu den Redakteuren des Spiegels durchgedrungen sein.
- Sollte die Wahl der Aufteilung von Kinderbetreuung und Berufstätigkeit nicht eigentlich Privatsache sein?
- Meinen Männer mit dieser Stigmatisierung der berufstätigen Frauen in Führungspositionen diese auf diesem Wege wieder los werden zu können, damit der Stuhl wieder männlich besetzt werden kann?
- Wäre diese Aussage dem Spiegel auch einen Artikel wert gewesen, hätte sie HERR Nikutta getroffen?
Ich bin nach diesem Artikel auf jeden Fall wieder echt frustriert – denn eine Optimistin wie ich sie bin dachte, wir sind über den Punkt hinweg an dem die Richtigkeit der Wahl der Kinderbetreuung öffentlich diskutiert werden muss.
Aber es ist wohl immer noch ein langer Weg dahin.
Wie seht ihr das?
Bin ich zu idealistisch? Versucht der Spiegel durch solche Artikel zu provozieren um Traffic zu generieren? Oder hat das alles ganz andere Gründe.
Ich bin gespannt.
Lieber Gruß
Eure
Andrea