Dez 2, 2014 | Meine Sportliebe, Sport-Motivation
Unser Leben ist ein Wartezimmer – niemand ruft uns auf. Unser Dopamin das sparen wir, falls wir es noch mal brauchen….. und die Geschichten die wir dann erzählen werden, werden traurige Konjunktive sein: einmal bin ich fast nen Marathon gelaufen – und hätte fast die Buddenbrooks gelesen…
(Quelle: Julia Engelmann / One day baby)
In diesem Poetry-Slam habe ich mich selbst wiederentdeckt. Denn viele unzählige Male habe ich mir vorgenommen mehr Sport zu machen, einen Marathon zu laufen, ja einfach sportlich was zu reißen. Und dann – ja dann kam auch mir immer dieser Alltag dazwischen!
Doch am 20. Juni 2014 habe ich meine Geschichte geändert.
Ich bin meinen ersten Triathlon in der Volksdistanz gelaufen.
600 Meter Freiwasserschwimmen (d.h. im See)
20km Radfahren – mit ein paar Höhenmetern dazu
6km Laufen
Morgens um 6.00 Uhr war ich schon so nervös wie lange nicht mehr.
Erst die Abholung der Startunterlagen, dann das Vorbereiten meines Equipments in der Wechselzone.
Danach mussten wir lange 1,5 Stunden warten, denn vor uns starteten noch die Olympiasche-Distanz (1,5 Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) und die dazugehörigen Staffeln.
Als ich die ersten Sportler aus dem Wasser laufen sah Richtung Wechselzone, hatte ich Tränen in den Augen!
Das Schwimmen war meine schwächste – und somit auch meine Angstdisziplin!
Ich wusste ich werde nur Brustschwimmen – und 600 Meter ohne Beckenrand und in offenem Gewässer sind sehr lang!
Je näher der Start rückte desto mehr nahm ich alles um mich herum nur noch mit einem Tunnelblick wahr. Ich begann nur noch mit mir selbst zu reden – alles um mich rum auszublenden.
Beim Schwimmstart stellte ich mich recht mutig in das vordere Drittel des Starterfeldes und legte die ersten 100 Meter sogar im Kraulstil zurück.
5 Minuten nach uns starteten dann noch die Volksdistanz Staffeln – und nach ca. 10 Minuten konnte ich „von hinten“ ein konstantes Kraulgeräusch hören und wurde von jeder Menge Staffelschwimmern überholt.
Wie ein ewiges Mantra sagte ich mir: Es ist egal wie schnell die Anderen sind. Du musst gleichmäßig und sauber schwimmen. Dann schaffst Du das schon. Ganze 5 mal nahm ich auf den 600 Metern einen Schluck vom Seewasser, da ich aus dem Takt kam oder einen Fuß ins Gesicht bekam. Doch ich machte weiter. Mit meinem Mantra – und dem Schwimmen.
Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte hatte ich das Gefühl zu schweben. Ich hatte die Schwimmstrecke gepackt – sogar noch vor meinen beiden männlichem Mitstreitern, die in den letzten Monaten hin und wieder mit mir trainiert hatten.
Mir konnte keiner mehr was! Schon das Laufen zur Wechselzone und die ersten Anfeuerungsrufe meiner Familie genoss ich in vollsten Zügen.
Schnell aufs Rad und weiter ging es.
Ich war die Strecke vor dem Rennen einmal im Koppeltraining abgefahren und so wusste ich, welche Berge mich erwarteten und wann es möglich war Gas zu geben.
Ja – sogar Bergauf hatte ich Spaß beim Radlen und überholte den ein oder anderen Rennteilnehmer. Ich stellte mir vor, wie ich später mit meinen Jungs durchs Ziel laufen würde und hatte sofort Tränen in den Augen. Ich genoss jede Sekunde auf dem Rad. Die Fans an der Strecke gaben zudem einen extra Kick.
Der Wechsel vom Rad zum Laufen ist ziemlich hart. Der erste Kilometer ist eine unglaubliche Umstellung für die Oberschenkel. Und die Wettkampfstrecke ging direkt bergauf.
Ich kam ziemlich gut los und überholte auch hier am Berg einige andere Athleten. Ich fieberte meinem Zieleinlauf und dem Bezwingen dieses Wettkampfs so entgegen. Das verlieh mir unglaublich viel Kraft! Kraft von der ich mir gar nicht bewusst war, dass sie in mir steckt.
Die letzten 200 Meter der Laufstrecke war gesäumt von Zuschauern, die jeden Läufer feierten.
An der 50 Meter Marke warteten meine beiden Jungs.
Ich streckte meine Arme aus und sie liefen zu meinen Händen.
Hand in Hand liefen wir gemeinsam ins Ziel.
Das Gefühl durchs Ziel zu laufen und den Triathlon bezwungen zu haben – es war sogar noch besser, als ich es mir während des gesamten Wettkampfs vorgestellt habe.
Ich habe viel gelernt von mir im letzten halben Jahr.
Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich nicht im Konjunktiv lebe. Dass ich konsequent sein kann – auch wenn es um mich selbst geht.
Das Training war nicht immer leicht! Oftmals wäre ich lieber auf der Couch gesessen als durch den Wald zu laufen. Aber jeder Meter, den ich hinter mich gebracht habe, hat sich gelohnt!
Ich habe meinen ersten Volkstriathlon in 1:52h zurückgelegt. Für mich waren das fast 2 Stunden voller Dopamin – voller Glück und Stolz auf mich selbst.
Dopamin ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine und ein wichtiger Neurotransmitter. Im Volksmund gilt es als Glückshormon. Die psychotrope Bedeutung des Dopamins wird allerdings hauptsächlich im Bereich der Antriebssteigerung und Motivation vermutet. (Quelle: Wikipedia)
Mit mir haben diese 1:52h Dopamin tatsächlich beides gemacht.
Unglaubliches Glücksgefühl und eine große Motivation auf keinen Fall aufzugeben.
Nächstes Jahr will ich auf jeden Fall wieder starten – und mich verbessern.
Dieses Dopamin – ich will es wieder spüren!
4 Tage nach dem Rennen war ich sogar schon wieder zwei mal Laufen.
Nur 30 Minuten – aber es waren meine 30 Minuten – ohne Kindergeschrei. Zum Runterkommen, Nachdenken und Fallen lassen.
Alleine dieses Qualiy-Time beim Training – nur für mich – das ist es schon alles wert!
Denn das machen wir Mütter viel zu selten!
Und einfach mal Zeit für uns zu nehmen!
Lieber Gruß
Eure Andrea
Nov 30, 2014 | Vereinbarkeit
Manchmal gibt es Auslöser für einen Blogbeitrag die einen dazu bringen über Themen nachzudenken, die weit weg schienen – aber eigentlich ganz offensichtlich sein sollten. Die Wahrheit hinter dem Bild…
Auslöser war ein Tweet:
Insta = Ich bin schön, mein Essen ist schön, meine Landschaft ist schön, meine Nägel sind schön, meine Schuhe sind schön.
Ich gestehe ich bin immer ziemlich neidisch, wenn ich Fotos von Kindern auf Instagram sehe, die wunderschön und sauber angezogen sind.
Denn wie ihr wisst – meine Kinder haben eine andere Vorstellung von schön!
Auch bin ich neidisch, wenn ich Fotos vom zu Hause anderer Mütter sehe, in denen es schön designed und minimalistisch eingerichtet ist!
Das hätte ich auch gerne
Ok, minimalistisch eingerichtet ist es bei uns – denn ich besitze weder große Dekoartikel noch Bodenvasen oder ähnliches.
Erst besaß ich jahrelang krabbelnde, sabbernde Kinder, die dies nicht möglich machen.
Jetzt haben sie Stofffußbälle und Kinderwagen die mit der Anschaffung von allerlei schöner Deko korrelieren.
Klar, ich kann alles ganz wundervoll darstellen. Mich im besten Licht präsentieren und so tun als ob das mit der Vereinbarkeit ein Kinderspiel wäre.
Arbeiten, mein zu Hause schön einrichten und kochen.
Alles kein Problem für mich! Oder?
Die Wahrheit hinter dem Bild
Meistens arbeite ich an unserem Küchentisch, der oft noch die Reste des Frühstück beherbergt, weil ein Arbeiten im Büro aufgrund von Dauerchaos nicht möglich ist!
Und auch die Kinder können nicht nur wunderschön basteln, sondern auch noch wunderschön Arbeit machen!
Besonders beliebt bei uns wie man sieht die Treppe! Die Ecken werden grundsätzlich als Lagerungsort für all das im Haus verirrte Zeug verwendet. Dort lagert es dann in der Regel solange bis es irgendjemand (Irgendjemand ist bei uns das Synonym für Mama) wegräumt.
D.h. auch wenn wir uns im Netz immer gerne von unserer „schönen Seite“ zeigen, ist beim Blick dahinter nicht alles immer nur schön. Denn diese Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt aus unserem Leben.
Gestern postete ich ein Bild von meiner Weihnachtbäckerei mit den Kindern.
Zugegebenermaßen war diese alles andere als „schön“.
Obwohl dieses Bilder nicht „schön“ ist gab es viele Likes und Kommentare, weil es eben zeigt, wie es wirklich ist – das Leben als Mutter.
Es gibt jede Menge wunderschöne Momente – aber auch eine Vielzahl an Momenten, wo wir lieber ganz wo anders wären als zwischen all dem Chaos.
Und genau das ist die Wahrheit hinter dem Bild
Die Bilder sind nur ein kleiner Ausschnitt und nicht das große Ganze.
Daher sollten wir uns beim Betrachten dieser Bilder dies nicht als Maßstab nehmen und uns und unser zu Hause damit vergleichen. Denn damit würden wir einen Erwartungsdruck auf uns selbst aufbauen, der weder gerechtfertigt noch erreichbar ist.
Vielleicht sollten wir Blogger aber einfach auch hin und wieder mehr Mut beweisen und auch die Geschichten hinter den Bildern zeigen? Sicherlich wären diese nicht ganz so „schön“ wie wir es gerne hätten. Dafür aber näher am Erreichbaren.
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Nov 24, 2014 | Familienleben
Noch heute trage ich am liebsten Hosen, habe eine Schwäche für Fußball und Basketball und gehe gern ins Stadion.
Ich trage fast nie Schmuck, weil ich ihn unpraktisch finde und liebes es mit meinen Söhne mit dem Rad über den Acker zu düsen.
Als ich in der 21 Schwangerschaftswoche erfuhr, dass ich ein Mädchen unter meinem Herzen trage habe ich mich riesig gefreut. Meine zwei Jungs sind mein großes Glück – und wäre ich nicht noch einmal schwanger geworden wäre ich nie traurig über zwei Jungs gewesen.
Aber als 3. Kind eine Tochter ließ mich zu Tränen rühren.
Ich war mir sicher, mit zwei Brüdern als Vorbild und meinen Genen im Gepäck würde ich so einige richtige „Ronja Räubertochter“ bekommen!
ICH LAG FALSCH!
Schon mit 14 Monaten machte das Madl Ansagen darüber, welche Schuhe sie anziehen will! Und nein, es waren nicht die coolen Adidas Sneaker ihrer Brüder, sondern es mussten die lilafarbenen Stiefel sein.
Irgendwann entdeckte die junge Dame Kleider für sich, weigerte sich aber vehement, Strumpfhosen dazu anzuziehen. Es mussten Leggings und Socken sein!
Mittlerweile sind wir so weit, dass sie nur die Röcke und Kleider anzieht, die auch richtig schön schwingen.
Das bedeutet, dass sie sich morgens hinstellt, dreht und schaut ob „der Schwung“ auch zu ihrer aktuellen Gemütslage passt.
Nachdem sich durch dieses hochentwickelte Schwungverfahren herausstellte, dass die von mir gekauften Kleider durch genau dieses durchfallen – was zu morgendlichen Wutanfällen führte – kaufte ich also eine kleine Auswahl an den brechreizauslösenden „Tütüs“ beim Schwedischen Modelieferanten.
Selbstverständlich werden diese „Teile“ mittlerweile nicht nur tagsüber, sondern auch gerne nachts getragen, wenn gerade kein – sie ahnen es – NachtHEMD zur Hand ist.
Nachdem ich nun – wenn auch mit sehr viel Wiederwillen – den Kleiderschrank meiner Tochter mit „Schwungkonformen“ Röcken ausgestattet habe, hat das Madl seit ein paar Tagen eine neue Strategie entwickelt ihre Mutter bereits morgens in den Wahnsinn zu treiben.
Sie weigert sich Langarmshirts zu tragen. D.h. es müssen entweder T-Shirts oder gleich nur das Unterhemd sein. Eine Entscheidung, die mit dem Vernunftdenken ihrer Mutter Mitte November zu starken Auseinandersetzungen führt.
Das bedeutet, unsere Mordende Morgende sehen momentan wie folgt aus:
- Das Madl weigert sich ein Langarmshirt anzuziehen.
- Die Mutter zwingt sie dennoch dazu.
- Das Madl schreit – laut und lange.
- Die Mutter versucht ihr zu erklären, dass es draussen kalt ist.
- Die Tochter antwortet: Die Sonne scheint!!!
- Die Mutter gibt auf und verlässt das Zimmer während das Madl versucht sich das Shirt auszuziehen und gleichzeitig ihrer Mutter hinterherkreischt.
- Die Mutter zieht sich Schuhe und eine Jacke an.
- Das Madl liegt – mittlerweile im Erdgschoss – auf dem Boden und schreit immer noch.
- Die Mutter packt die Jacke, Mütze und Schuhe in eine Tasche – packt sich das Madel, geht mit ihr unter dem Arm zum Auto und setzt sie in den Kindersitz.
- Im Kindergarten angekommen trägt die Mutter das immer noch kreischende Kind in die Gaderobe.
- Das Madl hört auch zu kreischen – zieht sich ihre Hausschuhe an und läuft zu ihren tütütragenden Freundinnen und strahlt.
- Die Mutter fährt in die Arbeit und macht sich einen Kaffee – aber eigentlich bräuchte sie jetzt einen Schnaps!
Wir spielen dieses Spiel nun seit fast 2 Wochen – jeden Morgen in fast der gleichen Abfolge. Bisher hat meine Konsequenz noch zu keinem Lerneffekt beim Madl geführt.
Als ich mir heute Nachmittag beim Abholen erlaubte ihr eine Jacke anzuziehen, pieselte sie mir vor Wut zu Hause in die Küche. Sie scheint also noch einige Überraschungen für mich in petto zu haben.
Es bleibt spannend!
Und jetzt bitte, bitte sagt mir, dass das bei Euch auch so war und das das wieder vorbei geht!
Denn diese junge Dame topt ihre beiden Brüder um Längen! Und sie ist erst 2,5 Jahre!
Danke
Eure Andrea
Nov 21, 2014 | Mode (nicht nur) für Mamas
Nachdem in einem meiner letzten Instagram Postings mein Outfit für einen Kundenworkshop so gefallen hat, war für mich klar, mein nächstes Outfit wird sich rund um das Theme Oversize-Strickjacke drehen. Denn sie hält jetzt im Herbst nicht nur schön warm, sondern ist auch noch je nach Einsatz toll individuell einsetzbar.
Mit diesem Post will ich zeigen, wie flexibel Büromode sein kann und wie einfach diese auch mit ein paar Änderungen dann auch mit den Kids genutzt werden kann.
Für einen Tag im Büro
ohne weitere, wichtige Termine kann dies z.B. so aussehen:
Strickmantel von Vila, Schuhe von Next, und eine ähnliche Kette von Buffalo, gesehen bei Otto.de
Hose von Brooke von Modström, Bluse Liebeskind Berlin, beides gesehen bei Edited.de
Wenn es etwas schicker und weiblicher sein soll
dann tausche ich Hose gegen Kleid und flache Schuhe gegen Pumps und schon geht es mit dieser Strickjacke zum Kundentermin
Strickmantel von Vila, Kette z.B. von S.Oliver – beides gesehen bei Otto.de
Kleid Ciindian von Cinque, gesehen bei Edited.de
Pumps z.B. bei Görzt
Nachmittags mit den Kids
oder auch am Wochenende ist eine große Oversize-Strickjacke der perfekte Begleiter
Strickmantel von Vila, Boots von Next, Jeans von Next – alle drei gesehen bei Otto.de
Shirt von All about Eve, gesehen bei Edited.de
Mein nächster Plan – Euch mal meine Outfits zu zeigen – anders als mit Selfies morgens um 5.00 Uhr vor dem Spiegel. Dafür muss ich dann meinen Mann animieren, mich zu fotografieren. Wird spannend ob er da mitspielt 🙂
Gerne könnt Ihr Euch auch einfach Outfitvorschläge wünschen, oder sagen für welchen beruflichen Termin Euch aktuell die Ideen in Sachen Klamotten fehlen. Diese können dann Teil meines nächsten MWM-Businesslooks werden.
Einfach als Kommentar unter diesen Blogpost.
Ich würde mich freuen!
Lieber Gruß
Eure Andrea
Nov 17, 2014 | Vereinbarkeit
In einem sehr lieben Kommentar letzte Woche hat mir eine Leserin eine Reihe an Fragen gestellt zum Thema „Arbeiten mit Kindern“
Daher dachte ich, dass ich Euch (in voraussichtlich 4 Teilen) einfach mal erzähle, wie ich das so mache und gemacht habe mit dem Job und den Kindern.
Es geht mir nicht darum zu sagen, dass mein Weg der Beste ist – oder ich denke ihr solltet es auch so machen.
Vielmehr glaube ich, wenn wir unsere Erfahrungen miteinander teilen, kann dies Mut machen, Angst nehmen oder einfach bei der eigenen Entscheidungsfindung helfen
Dies ist also meine Vereinbarkeitsgeschichte
Teil 1: Und auf einmal war da ein Baby
Im Oktober 2005 machte mein Mann mir einen Heiratsantrag. Er war sehr spontan aber deswegen nicht minder romantisch.
Wir entschieden uns dazu, bereits im Dezember 2006 standesamtlich zu heiraten und im Sommer darauf noch mals kirchlich. (Der findige Leser weiß, dass damals noch ein echter Steuervorteil möglich war, im Jahr der Eheschließung. So nutzten wir die Steuerrückerstattung in 2005 als Finanzspritze für unsere kirchliche Hochzeit)
Anfang 2006 setzte ich die Pille ab. Uns beiden war klar, dass wir uns ein Baby wünschten – und so wollte ich schon mal das „Pillengift“ aus meinem Körper loswerden, bevor wir das mit der Familienplanung angingen. An kritischen Tagen passten wir in den folgenden Monaten besonders auf – denn der Wunsch nach einen Baby war zu diesem Zeitpunkt noch nicht akut.
Mein Körper hatte andere Pläne und so wurde ich im April – an meinem 27sten Zyklustag schwanger – und merkte es erst mal für einige Wochen nicht.
Als ich nach 4 Wochen immer noch keine Periode hatte ging ich zum Frauenarzt. Dieser beruhigte mich, dass dies normal sei, 3 Monate nachdem man die Pille abgesetzt hatte. Meine Periode hatte sich nur verzögert. Er sollte sich irren.
Als mir an einem Montag Morgen – nach einem feierreichen Wochenende – immer noch übel war wurde ich misstrauisch und machte einen Schwangerschaftstest. Dieser war positiv.
Zu diesem Zeitpunkt – in 2006 – war ich seit 5 Jahren selbstständig im Eventbereich unterwegs und kümmerte mich um Qualitätsmanagement, Optimierung und Einsatzplanung von Personal bei Großveranstaltungen.
2006 war auch das Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Ich hatte einen Großauftrag bei einem Kunden in der Allianz Arena und im Olympia-Park und Stadion für das gesamte Veranstaltungsjahr. Über mangelnde Arbeit konnte ich mich also nicht beklagen.
Da dies auch die Jahre zuvor so war, ermutigte mein Mann mich immer wieder Personal einzustellen, damit ich mehr und größere Aufträge annehmen könnte. Ich hatte Angst vor der Verantwortung und entschied mich dagegen.
Ich freute mich unheimlich auf mein Baby das im Dezember 2006 auf die Welt kommen sollte. Ein krönender Abschluss eines unglaublich tollen Jahres.
Ich arbeitet weiter wie bisher – jede Woche um die 60 Stunden. Das Schöne an meiner Selbstständigkeit war, dass ich mir die Zeit selbst einteilen konnte. Ich schlief jeden Tag bis 9.00 Uhr aus und gönnte mir eine lange Mittagspause gegen 14.00 Uhr. Dafür war mein Arbeitstag selten vor
23 Uhr zu Ende. Da ich ein Nachtmensch war, war dies kein Problem für mich. Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft und fühlte mich pudelwohl in meiner Haut.
Als die WM und das Konzertjahr vorbei waren heirateten mein Mann und ich mit einer großen kirchlichen Hochzeit. Mein Bauch war zu diesem Zeitpunkt noch relativ klein, obwohl ich bereits im 6ten Monat war und auf den Hochzeitsfotos sieht nur ein „Wissender“, dass ich ein Kind unter meinem Herzen trage.
Nach einer kurzen Hochzeitsreise in die Sonne machte ich mich auf die Suche nach einer Tagesmutter. Da mein Baby im Dezember 2006 Termin hatte war klar, dass ich kein Elterngeld bekommen würde. Diese Regelung trat erst 2007 in Kraft. Kranken- und Rentenversicherung liefen aber weiter – und Anspruch auf Mutterschutzgeld haben Selbstständige leider auch nicht. Aufgrund dieser Gegebenheiten und der Tatsache, dass meine Kunden auch kein Jahr (Elternzeit) mit Ihren Aufträgen warten würden, war klar, dass ich relativ schnell wieder arbeiten muss.
Eine Freundin der Familie war Tagesmutter und wohnte in unserer Nähe. Sie war selbst Mutter von 3 Kindern und wohnte in einem wunderschönen Haus mit großem Garten. Durch eine glückliche Fügung hatte sie ab Februar 2007 einen Platz frei. Ein echter Sechser im Lotto.
Mein Baby war 4 Tage die Woche für je 7 Stunden bei der Tagesmutter. In dieser Zeit erledigte ich meine Büroarbeit und alle wichtigen Kundentermine. Bei allen Terminen die am Nachmittag stattfanden war mein Baby mein treuer Begleiter. Bei Abendterminen übernahm der Papa die Betreuung, so das ich bei den von mir betreuten Events vor Ort sein konnte.
Ich stillte mein Baby voll und wenn ich nicht bei ihm war pumpte ich die Milch ab. Manchmal in meinem Büro, manchmal auch einfach auf einer Toilette beim Kunden.
Ich kann verstehen, wenn viele jetzt denken: „Mein Baby so früh abgeben – das könnte ich nicht.“
Ich habe mir diese Frage damals nicht wirklich gestellt – denn ich hatte keine echte Option zu diesem Zeitpunkt. Ich hatte keine Mitarbeiter, die mich unterstützen konnten. Meine Eltern waren selbst noch berufstätig und meine erfolgreiche Selbstständigkeit aufgeben von heute auf morgen wollte ich nicht (und es war finanziell auch nicht möglich).
Ich hatte aber immer vollstes Vertrauen in mein Netzwerk aus Tagesmutter, Papa und verständnisvollen Kunden, das ich um mich herum aufgebaut hatte.
Mein Rückblick:
Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke frage ich mich oft, wie ich das alles geschafft habe.
Ich glaube der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass ich mich fast nie habe verrückt machen lassen. Ich habe die Dinge einfach gemacht – Stück für Stück. Eine Herausforderung nach der Anderen. Dabei habe ich immer versucht zu allererst auf mich selbst und mein Baby zu hören. Ich war 27 Jahre – und in manchen Dingen sicherlich noch etwas naiv. Doch ich denke das war damals auch ein echter Pluspunkt für mich – denn ich habe mich selten verrückt machen lassen sondern immer wieder aufs Neue versucht herauszufinden, wie weit ich gehen kann und was uns als Familie gut tut.
Was ich heute anders machen würde?
Wenn ich heute nochmals das erste Mal in genau dieser Situation schwanger werden würde, wäre ich immer noch selbstständig. Ich hätte aber mit Sicherheit Mitarbeiter und wäre damals als Unternehmerin mutiger gewesen und hätte mehr in mein Können vertraut! Ich war gut in dem was ich getan habe – die Früchte von damals ernte ich heute immer wieder. Ich habe mich damals selbst unterschätzt und war ängstlich (aus beruflicher Sicht). Das war sicherlich der Nachteil meiner 27 Jahre. Mit einem guten Team im Rücken wäre die Vereinbarkeit sicherlich noch einfacher gewesen und ich wäre in diesem Bereich nicht mehr ein Einzelkämpfer gewesen. Heute ärgere ich mich über den mir damals fehlenden Mut!
Wie es nach 2007 mit mir beruflich weiterging und was sich mit dem 2. Kind alles änderte, dass verrate ich Euch dann im 2. Teil von „So habs ich gemacht“.
Und wenn ihr Fragen habt, dann schreibt mir gerne oder kommentiert diesen Beitrag. Ich freue mich, Eure Sicht der Dinge zu lesen.
Lieber Gruß
Eure Andrea