Okt 5, 2018 | Empowerment
Ich mag Aufgeben nicht. Mochte ich noch nie. Das Kämpfen liegt mir irgendwie im Blut. Sicherlich bedingt durch meinen Leistungssport in meiner Kindheit. Aber es ist auch mein Naturell. Ich bin eine Kämpferin für meine Familie, meine Karriere, meinen Sport und meine Ziele. Herausforderungen brauche und suche ich dabei. Und dennoch habe ich heute seit vielen, vielen Jahren das erste mal aufgegeben.
Aufgeben ist eine Option
Ich bin dieses Jahr 40 geworden. Mit 38 habe ich Angst. 40 fühlte sich so alt an. Doch kurz vor meinem 40. Geburtstag war ich im Reinen mit mir und feierte mein Geburtstag auch mit einer Riesenparty mit allen meinen Freunden, die ich teilweise seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Wer Geburtstag feiert wird gefragt was er sich zum Geburtstag wünscht. Und nachdem meine Söhne mir seit einigen Jahren auf den Mountainbike davon fahren, beschloss ich mir ein MTB-Trainingslager schenken zu lassen. Quasi meine persönliche, sportliche Herausforderung für dieses Jahr, das sonst stark von der Gründung und dem Festigen meiner eigenen Firma geprägt war.
Und so war ich also diese Woche nach Südtirol. Genau gesagt im Vinchgau in einem MTB Techniktrainingslager nur für Frauen.
Dort angekommen stellte ich relativ schnell fest, ich war hier die einzige Mutter. Der Rest der Frauen war entweder weit jünger als ich, oder deutlich älter. Frauen wie ich, die täglich versuchen den Spagat zwischen Familie, Karriere und Sport zu meistern – Fehlanzeige.
Trotz dieser Kenntnis versuchte ich mich nicht entmutigen zu lassen. Kämpfte mich durch den ersten Tag des Trainingslagers und machte meine Sache eigentlich recht gut.
Nach ca 3 Stunden Basis Training zu Haltung und Technik fuhr ich bereits den ersten MTB Trail meines Lebens. Bergab – zwischen Steinen und Wurzeln – einen schmalen Weg hinab ins Tal.
Doch irgendwie war ich nie allein auf dem Rad. Da war immer diese Angst zu stürzen, sich zu verletzen. Und Angst hemmt bekanntlich. Den Vormittag des zweiten Tages verbrachten wir mit dem Überwinden von Vorsprüngen. Über Absätze und Steine fahren. Ich packte meinen ganzen Mut zusammen und fuhr über Hindernisse, die ich mir zuvor nicht zugetraut hätte.
Ich, beim Trail-Training
Stolz und Angst können nah beieinander liegen
Und auch wenn ich unglaublich stolz auf mich war, war ich zugleich unglaublich gefrustet, die Leistungsschwächste zu sein. Und dieser Frust fing immer mehr an mich zu blockieren.
Am Nachmittag „erarbeiteten“ wir uns das Kurven fahren. Und hier stieß ich an meine technischen Grenzen. Immer und immer wieder stürzte ich, beim Versuch eine recht steile Kurve, gepaart mit Wurzeln und Steinen zu bewältigen.
Nach jedem Sturz war der Frust, die Enttäuschung und die Angst noch größer. Das Ergebnis: Ich schob mein Rad fast komplett den Rest der Strecke hinab.
Kopf und Herz
Am Abend war ich mir unsicher, ob ich am nächsten Tag wieder aufs Rad steigen wollte. Denn mir war klar, die Strecken der kommenden Tage werden noch anspruchsvoller.
Ich hatte das Gefühl dafür noch nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Und gleichzeitig fühlt es sich an zu Versagen. Den eigenen Ansprüchen nicht zu genügen. Nicht hart genug zu sein. Nicht ehrgeizig genug. Es einfach nicht genug zu wollen.
Mein Kämpferherz sagte:
- Los Andrea – wer aufgibt, der hat schon verloren.
Mein Kopf sagte:
- Lass dich nicht vom falschem Ehrgeiz leiten – das ist es nicht wert!
Diese Absätze bin ich hinunter gefahren
Normalerweise gewinnt bei mir eigentlich immer das Herz. Ich bin ein emotionaler, impulsive Mensch. Doch diesmal ist irgendetwas anders.
Ich habe den Verstand gewinnen lassen! Bin heute nicht mit auf den Trail gegangen, sondern habe für mich beschlossen, dass ich dafür noch nicht bereit bin.
Mein Kopf ist nicht bereit dazu. Mein Körper ist es nicht. Und mein fahrerisches Können auch nicht.
Diese Einsicht fällt mir so schwer und hat mich so viele Tränen gekostet. Denn ich fühle mich wie eine Verräterin.
Eine Verräterin an meinen Freunden, die mir dieses Camp geschenkt haben.
Eine Verräterin, die den Mut und den Einsatz, den sie immer predigt selbst nicht aufbringt.
Und dennoch denke ich, das es die richtige Entscheidung war. Manchmal geht es gar nicht darum Dinge einfach nur zu machen und Mut zu haben. Manchmal geht es vielmehr darum seine eigenen Grenzen zu erkennen. Zu erkennen welches Potenzial in einem steckt und welches eben nicht.
Auch hier bin ich runter gefahren
Ich glaube, dass ich diese Trails die ich heute nicht gefahren bin, sicherlich irgendwann fahren kann. Aber eben nicht heute. Nicht mit der Angst die aktuell mitfährt. Nicht mit dem fahrerischen Können dass mir noch fehlt.
Einmal aufzugeben sollte mich nicht dazu bringen an mir selbst zu zweifeln. Nicht an meinem Kämpfergeist du zweifeln. Nicht an meinem Können zu zweifeln. Nicht an mir selbst zu zweifeln.
Das nicht zu tun ist leichter gesagt als getan.
Aber ich möchte es tun und dann wachsen. Auch wenn es mir überhaupt nicht leicht fällt
Mai 31, 2018 | Empowerment
Dies ist also meine zweite #DidNotDo Liste. Eine Liste, die mir und auch Euch den Mut geben soll Dinge auch mal nicht zu tun. Seine eigenen Grenzen wiederzufinden und sich dabei nicht schlecht zu fühlen.
Themen rund um die Kinder – da rufen wir die Mutter an…
Eine klassische Situation: Das Kind ist im Kindergarten und der Schule gestürzt und ein Elternteil muss angerufen werden. Und ich weiss nicht wie es euch geht – aber ich habe das Gefühl das einfach immer ich als Mutter angerufen werde. Dabei ist es total egal, dass beide Eltern auf der Notfallliste eingetragen ist. Am Ende wird die alleinige Verantwortung von außen immer mir zugeschoben.
Und im vergangenen Monat – da kam der Punkt wo ich über diesen Zustand einfach nur noch genervt war.
Selbst wenn ich eine emanzipierte Beziehung führe, in der mein Mann ebenso die Care-Arbeit für unsere Kinder übernimmt – unsere Umwelt scheint immer die Fürsorge der Mutter als erste Lösung zu sehen. Und während ich mich frage warum es so ist, dann weiss ich zur gleichen Zeit eigentlich auch schon, was ich in Zukunft dagegen tun werde.
Der Druck von außen – ich gebe ihn weiter
Auch wenn die Idee schön wäre – aber das System, dass hier von außen auf uns Mütter wirkt – das werden wir kurzfristig nicht ändern können. Vielmehr ist dies ein langer, steiniger Weg der – so meine Einschätzung – wohl erst für unsere Töchter einfacher werden wird. Doch für mich muss sich schneller etwas ändern! Denn so kann und will ich das nicht mehr.
Was das jetzt mit der DidNotDo-Liste zu tun hat? Ich werde den Druck und die Erwartung von außen nicht mehr annehmen – sondern auch an meinen Partner weitergeben.
Wie das aussieht? Wenn der Kindergarten anruft – dann werde ich meinen Mann anrufen – und ihn bitte die Kommunikation zu übernehmen. Nicht, weil ich nicht mehr für meine Kinder da sein will – sondern weil ich mir die Gedankenarbeit teilen will. Weil der Druck und die Erwartungen gemeinsam leichter tragbar sind.
Und ich möchte ein klares Statement setzten – geben über den Erwartungen an uns Mütter. Mein Umfeld kann gerne Erwartungen an mich haben – das heißt aber noch lange nicht, dass ich diese erfüllen muss! Denn was am Ende wirklich wichtig ist: Das die Lösungen, die wir als Familie für uns finden für uns alle passen. Für meine Kinder, meinen Mann, aber eben auch für mich. Das „mich“ das habe ich in letzter Zeit oft vergessen. Aber das werde ich jetzt nicht mehr tun…
Was habt ihr diesen Monat NICHT gemacht? Wie sieht Eure #DidNotDo Liste aus?
Apr 30, 2018 | Empowerment, Familienleben
Vor ein paar Wochen schrieb ich von meiner Blog über meine digitale Rastlosigkeit. Davon, dass ich mich getrieben fühle und oft unzufrieden bin mit dieser Situation. Unzufrieden mit mir. Beim Schreiben dieses Blogartikels kam ich auf die Idee eine Art Did NOT Do Liste zu erstellen, mit Dingen, die ich eben nicht geschafft habe. Und zwar meist ganz bewusst.
Dinge, bei denen ich mich dagegen entschieden habe Sie zu tun, weil sie mir Druck machen oder unzufrieden. Dinge die ich gerade nicht erledigen kann – aus welchen Gründen auch immer. Und dies auch ok ist. Denn immer alles in perfekt – das geht nun mal einfach nicht.
Meiner erste #DidnotDoListe
1. Kein Kalorienzählen mehr per App
Seite einigen Monaten bin ich unzufrieden mit dem, was ich in meinem Spiegel sehe. Ich habe echtes „Kampfgewicht“ und meine Klamotten zwicken. Das mag ich nicht. Also habe ich mir eine dieser Kalorienzähl Apps auf dem Handy installiert. Denn dies hat in der Vergangenheit schon gut funktioniert. Doch diesmal merke ich, wie mich diese App stresst. Damit ständig etwas einzutragen. An Dinge zu denken und auf seine kleinen Sünden auch noch hingewiesen zu werden.
Abnehmen auf dieser Weise ist gerade nicht der richtige Weg für mich – denn er fühlt sich nicht gut an.
Also habe ich die App wieder von meinem Handy gelöscht. Mir etwas Druck genommen und beschlossen, dass ich es auch so schaffen werde auf eine gesündere Ernährung zu achten. Gerade ist auf jeden Fall nicht der richtige Zeitpunkt für mich für Abnehmen mit Kalorien-App!
2. Kein Stress zum Abendessen
Normalerweise koche ich abends immer ein frisches, warmes Abendessen. Denn da ich Mittags meist nichts warmes Esse, brauche ich zumindest am Abend etwas Warmes. Doch jetzt, wo die Temperaturen immer wärmer und die Tage länger werden merke ich, wie schade ich die Zeit finde, die ich Abends in der Küche stehe. Viel lieber möchte ich diese Zeit mit meinen Kindern an der frischen Luft verbringen.
Und so bleibt bei uns momentan die Küche eben kalt und wir essen abends einfach nur eine Brotzeit. Mit frischem Brot, Gemüse und verschiedenen Aufstrichen. Das entspannt unsere Abende unheimlich und gibt uns mehr Zeit als Familie. Das mag ich sehr.
3. Emotionen nicht mehr so zurückhalten
Menschen die mich nun kennen werden denken: Die Andrea ist doch ein super emotionaler Mensch. Und das stimmt auch. Ich bin leidenschaftlich, oftmals impulsiv und ja auch emotional. Aber dennoch habe ich in den letzten Monaten oftmals einfach nur noch funktioniert. Gefühle von Müdigkeit, Erschöpfung und Rastlosigkeit habe ich wortlos hingenommen und ertragen.
Dann fiel mir in den letzten Wochen auf, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wann ich das letzte mal geweint habe. Meinen Emotionen ein Ventil gegeben habe – und mir auch mal Schwäche zugestanden haben. Ich wusste es nicht mehr – und das schockierte mich sehr. Wo waren sie hin, diese Emotionen? Auch die Guten? Waren Sie begraben unter Aufgaben und To Do´s? Ich glaube ja.
Und so streiche ich den Punkt „immer funktionieren“ von meiner To Do Liste und lasse meinen Gefühlen wieder mehr Raum und Luft – damit ich am Ende immer noch ich bleiben kann.
Ironischer weise ist meine erste DidNotDoListe nicht wie ich es geplant habe am letzten Donnerstag im Monat erschienen. Denn das Leben als Unternehmerin und Mama von drei Kindern hatte einen anderen Plan mit mir. Und wäre es nicht absurd, wenn ich die veröffentliche Liste „über´s Bein breche“, nur damit ich den Termin halten kann.
Und so erscheint meine DidNotDoListe eben am letzten Montag im Monat. Dafür voller Überzeugung und einem guten Gefühl.
Habt ihr diesen Monat auch eine DidNotDoListe?
Mrz 12, 2018 | Empowerment
Vor ein paar Tagen saß ich mit einer Bekannten zum Frühstück in einem Café. Ich hatte Sie bei einem Projekt unterstützt – und sie wollte sich auf diesem Wege bei mir bedanken. Eigentlich ja nichts Ungewöhnliches. Doch auch, wenn wir eigentlich noch nicht sehr eng befreundet sind, wurde unser Gespräch irgendwann sehr persönlich. Wir redeten über die Ehe, die Herausforderungen als Eltern und das Thema der oft totgeschwiegenen „Eheprobleme“ die in der Regel ja immer nur die Anderen haben. Oder die Freundin einer Freundin. Aber Hand auf´s Herz – wer beichtet schon gerne, dass es zu Hause vielleicht gerade nicht so ist, wie wir uns das eigentlich wünschen würden.
Eheprobleme gibt es fast überall – oder?!?
Das Besondere an diesem Gespräch war nicht nur, dass meine Bekannte und ich so schnell so persönliche Gespräche führten. Unser Gespräch war schonungslos ehrlich. Denn ich gestehe – Schönwetter kann ich nicht so gut. Und wenn etwas Scheiße ist, dann spreche ich das in der Regel auch so aus. Nicht immer eine besonders gute und beliebte Eigenschaft – aber so ist das nun mal mit mir. (Mit fast 40 habe ich fast schon gelernt auch diese Seiten von mir anzunehmen)
Nachdem meine Bekannte gerade eine Trennung von ihrem Mann und dem Vater ihrer Kinder hinter sich hat, erzählte sie, wie sich ihr Leben seit der Trennung verändert hat. Auf einmal zeigen – gerade viele Frauen – ihr „anderes“ Gesicht und verurteilen sie für ihre Trennung. Verstehen nicht, warum sie diesen Schritt gegangen ist und berichten von ihren eigenen Ehen und Beziehungen mit Puderzucker und Sahne oben drauf. Und während meine Bekannte redet frage ich mich:
- Gibt es diese Beziehungen wirklich? Partnerschaften in denen es keine Meinungsverschiedenheiten gibt und Streit?
- Warum beschreiben Frauen ihre eigene Beziehung vor einer „Freundin“ als so fehlerfrei?
Kind, Mann und Beruf – und alles ist immer eitel Sonnenschein. Geht das?
Mein Beziehungsmantra wenn es mal wieder etwas holpriger ist lautet: „Reibung erzeugt Energie.“ Und wenn mein Mann und ich unterschiedlicher Meinung sind, wenn wir uns nur auf die Nerven gehen und uns in schwachen Momenten fragen, warum wir uns „das Alles“ (alles ist dabei sehr individuell und situativ interpretierbar) an tun, dann versuche ich mit diesem Mantra meine Gelassenheit wieder zu finden. Das klappt nicht immer. Aber Hand aufs Herz: Was klappt schon immer…
Klar, sind das nicht immer gleich Eheprobleme, sondern vielmehr Meinungsverschiedenheiten, Streit oder Missverständnisse. Aber sie sind da, müssen gelöst werden. Manchmal klappt das gut. Und manchmal eben auch nicht. Man wird unfair, verletzt sich – und wenn alles gut läuft, dann findet man danach wieder zusammen. Mit ganz viel Glück auch näher als zuvor, da dieser Stolperstein all für allemal aus dem Weg geräumt ist.
Aber nicht alle von uns haben immer Glück – aus ganz unterschiedlichen, individuellen Gründen. Und dann fragen wir uns eben nicht nur, warum wir uns „das Alles“ antun, sondern ziehen eben auch unsere Konsequenzen daraus und trennen uns.
Gerade als Mutter sind solche drastischen Entscheidungen nicht leicht und bereiten im Vorhinein viele schlaflose Nächte, Sorgenfalten und viele offene Fragen, die auch Angst machen können. Da bin ich mir sicher. Und so komme ich zu meiner zweiten Frage:
Warum glorifizieren wir die Partnerschaft gegenüber anderen so sehr?
Meine Freundin berichtet mir von Freundinnen, die geraden nach bekannt werden ihrer Trennung due eigene Beziehung glorifizierten. Fast als hätte sie Angst bei Problemen, Streit oder Meinungsverschiedenheiten in der eigenen Ehe dem selben Schicksal zu erliegen.
Doch was bringt es uns, wenn wir so unehrlich sind? Uns selbst gegenüber und auch unseren Freundinnen (so wie meiner Bekannten). Dieses Verhalten verletzte meine Freundin, die ohnehin die aufgrund ihrer eigenen Entscheidung mit sich selbst streng ins Gericht ging besonders.
Ich würde mal behaupte nichts. So wie Unehrlichkeit am Ende meist niemandem hilft, sondern alles nur noch schlimmer macht.
Und um den Anfang zu machen, will ich ehrlich sein.
Zu mir, zu meiner Bekannten und zu Euch!
Bei uns ist nicht immer alles Sonnenschein! Wir führen ein Leben zwischen 3 Kindern, beruflichen Herausforderungen und eigenen Bedürfnissen.
Wir streiten uns. Wir haben unterschiedliche Meinungen. Wir gehen uns manchmal so richtig auf die Nerven. Wir fühlen uns Missverstanden, nicht wahrgenommen und nicht respektiert.
Wir haben schon viele tiefe Täler durchschritten wie nach der Geburt unseres ersten Kindes, als wir zum Paartherapeuten gingen. Während und nach unserer Wochenendehe. Und auch meine Selbstständigkeit führt wieder zu neuen Punkten die ausdiskutiert werden müssen und nicht immer beiden Seiten gefallen.
Das ist nicht immer leicht – das macht mein Herz manchmal sehr schwer und lässt mich manchmal zweifeln. Und hin und wieder fühle ich mich auch echt einsam mit diesem Gefühl.
Doch was ich in den letzten 12 Jahren meiner Ehe gelernt habe:
Wir müssen ehrlich zu uns sein! Zu uns selbst und zu unserem Partner. Wir müssen zuhören und reden. Wir müssen in den Arm nehmen und da sein. Ich muss mich auch manchmal streiten und selbst neu ausrichten. Ich muss manchmal zweifeln um am Ende wieder sicher zu sein.
Und dann ist Ehe eben auch Heimat. Und Ankommen. Und Familie. Und Wunderschön. Die Ehe ist oft eine Achterbahnfahrt. Wenn wir das akzeptieren ist es oft viel leichter.
Wenn wir darüber einfach ein bisschen ehrlicher kommunizieren würden – vielleicht wäre es dann am Ende etwas leichter für alle von uns. In Höhen und Tiefen. Meint ihr nicht?
Dez 7, 2017 | Empowerment
Mein Internet ist voller wunderbarer Begegnungen und spannender Menschen. Ich liebe es, mich hier inspirieren zu lassen und Neues zu entdecken! Vor einigen Monaten bin ich auf Instagram auf das Profil der Münchner Schauspielerin Nina Carolas gestoßen, deren Bilder und Geschichten mich sofort angesprochen haben. Als ich dann mitbekommen habe, dass Nina ein Weihnachtstheaterstück für Kinder in München geschrieben hat und nun in der Vorweihnachtszeit in München aufführt, konnte ich nicht anders, als Nina zu fragen, ob sie an meiner Interviewreihe „Starke Frauen“ mitmachen möchte.
Nina Carlos und ein
Weihnachtstheater für Kinder in München
Dass das Theater uns als Familien in den Bann gezogen hat, habe ich ja bereits hier auf dem Blog erzählt. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit ist das Erzählen von Geschichten auf der Theaterbühne eine so wundervolle Möglichkeit den Zauber der Weihnacht zu versprühen. Daher freue ich mich besonders, dass uns Nina Carolas von ihrem Weihnachtstheaterstück erzählt und was die Schauspielerei für Kinder als auch für sie bedeutet:
Liebe Nina, stell dich doch kurz vor: wer bist du, was machst du?
Mein Name ist Nina Carolas, ich bin ausgebildete Schauspielerin und Theaterstückautorin in München.
©Nina Carlos
Mein Sohn nimmt seit 2 Jahren Schauspielunterricht und ich bin der festen Überzeugung, dass ihm dies in vielen Bereichen seines Lebens wie Schule und Co schon oft geholfen hat.
Ja, die Überzeugung ist berechtigt. Es ist mittlerweile wissenschaftlich evaluiert worden, dass durch das (Schau)spiel viele Elemente der Persönlichkeitsentwicklung der kleinen Wesen gefördert werden können. Spielen ist ein Urinstinkt, den jeder von uns hat und der im Laufe des Lebens aufgrund gesellschaftlicher Rahmenbedingungen unterdrückt wird. Wenn Kinder in andere Rollen schlüpfen, regt das die sozialemotionale Entwicklung an, indem sie sich fragen wer bin ich, wer möchte ich sein und wie fühlt es sich an, in eine andere Rolle zu schlüpfen.
Indem Kinder Theater/Rollen spielen, generieren sie ein Gefühl für Sprache, sich deutlich zu artikulieren, lernen Texte auswendig, müssen sich längere Zeit konzentrieren und werden sowohl angehalten abstrakt zu denken, sich aber auch Situationen bildlich in ihrer Fantasie vorzustellen.
Es werden dadurch sowohl die Kreativität, als auch das Problemlösedenken gefördert und beide Hemisphären angeregt. Kinder lernen sich in Gruppen einzufügen, sich anzupassen aber sich auch im Solo präsentieren zu dürfen. Eine Rolle zu spielen bedeutet eine andere Perspektive einzunehmen, sich körperlich zu überlegen, wie diese Rolle geht, steht, sitzt, etc. Im Schauspielunterricht erleben Kinder durch die tänzerische aber auch statische Bewegungseinheit ein differenziertes Körpergefühl, somit erweitern sie ihre eigenen Ausdrucksmöglichkeiten durch nonverbale Kommunikation und Sprache.
Weiterhin konnotieren sie Aufregungen, das berühmte Lampenfieber, positiv. Sie sind nervös, kommen auf die Bühne, spielen, zeigen was sie erarbeitet haben und bekommen immer tosenden Applaus. Diese Bestätigung hat großen Einfluss auf die Entwicklung des Selbstwertgefühls und den Umgang mit Selbstpräsentation und Lampenfieber.
Hui, was für ein Plädoyer, dass Kinder Schauspiel machen sollen. Jedes Kind wird sich auch ohne Schauspiel prächtig entwickeln. Mit Schauspiel macht es vielleicht das eine oder andere Kind nur mit mehr Spaß 🙂
Was ist für dich das tollste an der Schauspielerei?
Das Tollste ist, mit den Stücken, die ich schreibe, Groß und Klein entweder zu unterhalten, zum Nachdenken oder Lachen zu bringen und Ihnen damit eine kurze aber gute Zeit zu geben. Warum schauen sich Menschen Filme an oder gehen ins Theater? Weil sie Abwechslung zu ihrem eigenen Leben haben wollen. Weil es unterhält und im besten Falle die Person aus ihrem Alltag in eine andere Welt mit nimmt.
Du arbeitest gerade an einem Weihnachtstheaterstück für Kinder. Wie kam es dazu?
Im letzten Winter 2016 habe ich gesagt, dass ich gerne im Dezember 2017 etwas eigenes für Kinder auf die Bühne bringen wollen würde. Also stand die Zielgruppe schon eher fest als es das Stück überhaupt gab. Ich liebe die Weihnachtszeit und habe selber immer noch wunderbare Erinnerungen daran. Das Theaterstück soll Groß und Klein auf diese Zeit einstimmen. Die Geschichte „Engerl Mucki & Luis und der verlorene Christkindlbrief“ ist mir im Februar zufällig alleine beim Autofahren eingefallen. Einfach so sind beinahe schon alle Dialoge, die Handlungsabfolgen und die unterschiedlichen Rollen nur so aus mir heraus gesprudelt. Leider war da nur niemand, der das mitschreiben konnte und ich konnte aufgrund zeitlicher Termine mich auch nicht auf den Rastplatz stellen und das eben mal schnell niederschreiben. Dank der modernen Technik habe ich es dann per Sprachmemo alles auf das Handy gesprochen, während ich gefahren bin. Die vorbeifahrenden Autofahrer werden sich Ihren Teil gedacht haben, als ich da halb zappelnd vor mich hinplappernd am Steuer saß und schon in die unterschiedlichen Rollen geschlüpft bin.Das nennt man wohl den absoluten kreativen Moment. Obwohl ich seitdem viele, viele weitere Kilometer Auto gefahren bin, ist mir das so nicht nochmal passiert. Schade eigentlich…
Danach wurden Bühne und Kostüme, Plakat und Marketing und Inszenierung gestartet. Spannend und sehr zeitaufwendig, bis man alles hat. Alles in Eigenregie, mit viel Herzblut und komplett eigener Finanzierung ohne Fördergelder.
Worum geht es in Deinem Weihnachts-Theaterstück?
In dem Stück geht es um zwei Weihnachtsengel die im Himmel einen Christkindlbrief ausversehen auf die Erde fallen lassen. Wenn sie diesen Wunschzettel nicht haben, können sie Marie leider keine Geschenke zu Weihnachten bringen, daher müssen sie auf die Erde fliegen und den Brief suchen. Und so beginnt das Abenteuer „Erde“ auf der sie dem immer lustigen Hugo Hempel, dem Nikolaus und auch einem Obdachlosen begegnen. Das Weihnachtsstück wurde mit witzigen Dialogen, Publikumsinteraktionen und pädagogischen Ansätzen, speziell für das kleine Publikum geschrieben. Es vermittelt den Kindern engelhaft, dass man sich im Leben mal streiten, aber auch immer wieder versöhnen kann. Das man mutig sein und Dinge ausprobieren darf, die man sich erstmal nicht zutraut. Verpackt in einer sternenreichen Weihnachtsgeschichte, mit leicht bayrischem Touch, haben Groß und Klein einen vergnügten Adventsnachmittag.
Wir hatten Premiere am 1. Adventssonntag 03.12.2017 im Theater des Pädagogischen Instituts in München am Isartor, direkt in der Innenstadt und es war einfach wunderbar.
Dauer ca. 1 Std. ohne Pause.
Zwei weitere Spieltermine sind am Mittwoch, den 13.12 und Donnerstag, den 14.12 um 16.00 im Bürgersaal Fürstenried. Wir freuen sehr über jeden kleinen Zwerg, der das Abenteuer der Engerl miterleben möchte.
- Beginn: 16.00 Uhr
- Einlass, Restkartenverkauf, Abholung reservierter Karten: ab 15.00 Uhr
- Kind: 5 Euro Erwachsener: 7 Euro
- Kartenreservierung per mail Send email
- oder per Telefon: 0175 8519256
Was ist für dich das Besondere am Theater für Kinder?
Das Kinderpublikum ist großartig. Es fiebert ehrlich, authentisch mit und lebt die Emotionen so wie sie kommen. Wo der Erwachsene seine Gefühle mit sich vereinbart, trägt das Kind diese nach außen und das ist der große Mehrwert an Kindertheater für einen Schauspieler. Es ist eine andere Schauspiel/Bühnenarbeit wenn man für Kinder spielt, weil viel mehr Interaktion statt findet und das kleine Publikum viel mehr im Stück mit dabei ist. Für Kinder ist es auch immer noch mal aufregender ins Theater zu gehen und diese Vorfreude spüren wir Schauspieler bis ins letzte Eck der Bühne. Das ist eine sehr erfüllende Arbeit!
Was sind deine kommenden Projekte für 2018.
Nach zwei selbst geschriebenen Theaterstücken und Inszenierungen dieses Jahr möchte ich gerne wieder mehr im Ensemble spielen. Und dann freu ich mich jetzt schon auf Dezember 2018 und die Weihnachtsengel…
Nov 14, 2017 | Empowerment
Seit ca. 3 Wochen reden wir auf vielen Kanälen, sei es dem Internet, dem TV, im Radio oder auch im Privaten über den Fall Harvey Weinstein und die daraus entstandene virale #MeToo Welle. Eine Welle voller öffentlicher Äußerungen rund um sexuelle Gewalt, sexuelle Belästigung oder übergriffigem Verhalten von primär Männern. Und nachdem ich die Sendung „Anne Will“ am Sonntag zu dem Thema gesehen habe brodelt es in mir.
#MeToo – Warum es immer noch wichtig ist über Sexismus zu reden
Vorab gesagt. Auch wenn ich die gesellschaftliche Diskussion die aktuell daraus entstanden ist wichtig und richtig finde, ist es denke ich wichtig, darüber zu sprechen was der Auslöser des Ganzen war und welche Handlung und welches Täter-Opfer-Verhältnis dahinter steckt.
Der Fall Harvey Weinstein
In diesem Fall geht es um sexuelle Belästigung und Vergewaltigung die Harvey Weinstein gegenüber von ihm abhängigen Schauspielerinnen verübt hat. Die Übergriffe waren also nicht nur anzügliche Sprüche oder ein „hinterherpfeifen“ auf der Straße, sondern weitaus strafrechtlich schwerwiegender.
Daher finde ich es zum einen wichtig diese Dinge zu trennen. Denn die Anzahl der Männer die körperlich sexuell übergriffig werden ist zum Glück gering. D.h. wir dürfen die Männer nun nicht alle in die gleiche Schublade wie Herrn Weinstein stecken.
Dennoch ist es so – und das ist mir wichtig zu betonen – gibt es so etwas wie „Alltagssexismus“. Das sind diese kleinen, fiesen Bemerkungen am Rande, diese vermeidlichen Schenkelklopfer oder diese subtile Demonstration von Überlegenheit durch verbale Attacken, die nun mal leider ein Großteil von uns Frauen in unserem Leben bereits erleben mussten.
#MeToo – die Reaktion im Netz
Die virale #MeToo Kampagne hat im Netz und besonders auf Twitter, auf der das Thema von Alyssa Milano gestartet wurde, viele Geschichten über sexuellen Missbrauch von (überwiegend) Frauen hervorgebracht und das ist gut so. Denn für viele Frauen war dies die Möglichkeit über ihre Erfahrungen über sexuelle Belästigung endlich zu sprechen.
Doch was eben auch passiert ist: Es haben sich auch Frauen zu Wort gemeldet, die verbal oder nonverbal auch im Kleinen belästigt wurden. Und diese Art von Tweets, in denen es jetzt nicht um körperliche sexuelle Übergriffe geht, haben eine bizarre Reaktion der Männer hervorgerufen:
Versteht mich nicht falsch – auch ich habe Situationen wie diese bereits erlebt. Aber an der Reaktion der Männer können wir sehen wie gefährlich es ist, diese beiden Themen zu vermischen und wie sie genau diese Vermischung zu ihrer Gegenwehr verwenden.
Hilfe ich bin ein Mann: Was darf ich denn jetzt noch?
Und genau hier kommen wir zu dem Thema, das mich ehrlich gesagt an dieser gesamten Diskussion rund um #MeToo ärgert. Die Reaktion der Männer.
WIRKLICH?
Also ich meine wirklich? Ist das die Reaktion, die Männern dabei einfällt, wenn wir über ein schon lange anhaltendes, in allen Schichten unserer Gesellschaft vorkommendes Problem reden und endlich mit dem Finger darauf zeigen? Die Opferrolle? Wie wäre es mit Solidarität und wertschätzendem Verhalten? Wie wäre es mit dem Übernehmen von Verantwortung?
Die Reaktionen im Netz und in meinem privaten Umfeld sind zum Großteil folgende:
- Fall Brüderle:
Naja, der hat halt ein Glas Wein zu viel getrunken und einen blöden Spruch gemacht!
„Ja – er hat einen blöden Spruch gemacht! Einen, der sehr anzüglich war und unangemessen für diese Art von beruflicher Beziehung“ Und auch wenn sein damaliges Gegenüber Laura Himmelreich sagt Herrn Brüderles Aussagen haben sie nicht traumatisiert. Vielleicht ist es einfach so, dass wir Frauen an einem Punkt angekommen sind, an dem wir nicht mehr bereit sind darüber hinwegzusehen! An dem wir die Ausrede „er hatte halt zu viel getrunken“ als Ausrede für unangemessenes Verhalten nicht mehr gelten lassen! Sicherlich könnten wir das – denn das haben wir in der Vergangenheit oft sehr großzügig getan. Aber vielleicht wollen wir dies einfach nicht mehr! Und das ist der große Unterschied!
- Bald traue ich mich wegen dieser Sexismus Debatte gar nicht mehr eine Frau anzusprechen!
Liebe Männer – mal ganz ehrlich! Wenn ihr nicht mehr den Unterschied erkennt zwischen charmant und anzüglich, zwischen angebracht und unnötig, zwischen geschmacklos und witzig – dann ist es für euch wohl Zeit einen Knigge-Kurs zu machen!
Zudem steht Euch diese Opferrolle nicht sonderlich gut! Nein – ich empfinde dieses Einnehmen als Opfer sogar als ziemlich lächerlich und anmaßend!
- Also ich mach so was ja gar nicht!
Ja – das du empfindest, dass du keine anzüglichen Sprüche von Dir gibst mag ja so sein. Aber hast Du denn deinem Kumpel, als er das letzte Mal einen dummen Spruch zur Kellnerin gemacht hat, mitgeteilt, dass der Spruch nicht so gut war? Hast Du Dich in der Diskussion die jetzt entstanden ist unter den vielen wirklich schlechten „Sprüchen“ von vielen Männern im Netz auf die Seite der Frauen geschlagen und sie verbal unterstützt?
Wie wäre es mal mit aktiv werden?
Wisst ihr, was ich mir von den Männern jetzt wünschen würde? Dass sie aufmerksam und aktiv werden. Das sie Antennen entwickeln um in Meetings zu merken, wann genau diese „beiläufigen Sprüche“ fallen. Dass sie sich im Netz auch mal gegen ihr eigenes Geschlecht stellen, wenn hier Grenzen überschritten werden.
Ich wünsche mir, dass die Männer bereit sind ihr eigenes Denken und Handeln zu hinterfragen – in den Diskurs zu gehen – und sich aktiv für eine Gesellschaft ohne Sexismus einsetzen.
Denn nur dann werden wir in diesem Thema – wie auch der Gleichstellung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den vielen anderen Themen die gerne den Frauen zugeschrieben werden – einen schnellen und echten Fortschritt sehen.
Und wenn sie das nicht tun, dann wird es noch mehr #MeToo Kampagnen geben. Dann werden die Männer noch öfter zur Rechenschaft gezogen werden für das Verhalten ihres Geschlechts und sich genau diese Vorwürfe auch weiterhin anhören müssen.
Ich habe das Gefühl:
Das Fass ist übergelaufen!
Ich habe das Gefühl das Fass ist übergelaufen. Die Frauen, die jetzt um die 30 sind, sind nicht mehr bereit über diesen Alltagssexismus hinwegzusehen!
Sie sind nicht mehr bereit für weniger Lohn zu arbeiten und sie wollen eine echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in der auch der Vater eine echte, aktive Rolle spielt.
Ja, das mag für Männer ein wenig viel auf einmal sein. Das kann ich sogar verstehen!
Aber Opferhaltung und Gegenangriff sind im Falle eine Beschuldigung immer die schlechtesten Lösungen. Das bringen wir schon unseren Kindern bei.